Historical Band 298
besser unter Kontrolle haben, was?“
Duncan lachte wieder, als wäre die Sache damit abgeschlossen. Dabei fing alles erst an. Er konnte John nicht einmal mehr anschauen, ohne Jane zu sehen. Schlimmer noch, sie zu begehren. Wie lange würde es dauern, bis noch jemand sah, was Geoffrey gesehen hatte, und Verdacht schöpfte?
Mit der Zeit wurde sie richtig gut darin, Duncan aus dem Weg zu gehen. Sehr gut sogar.
Als es an der Zeit war, Henrys erfolgreiche Disputation zu feiern, ging sie mit zur Bierschänke. Im Frühjahr würde Henry als Master anfangen. Das war ein Grund zum Feiern. Aber sie saß am Ende des Tisches, so weit wie möglich von Duncan entfernt. Der Abend ging zu Ende, ohne dass sie mehr als ein, zwei Worte gewechselt hatten.
Sie beachtete ihn auch nicht, als er sich auf dem Heimweg zu ihr gesellte. Henry und Geoffrey gingen voraus, ohne sie weiter zu beachten. Duncan fasste Jane am Arm, um ihr über eine Pfütze zu helfen.
Sie zog den Arm fort. „Hör auf, mich wie ein Mädchen zu behandeln“, flüsterte sie. „Du verrätst alles.“
„Geoffrey hat bereits Verdacht geschöpft“, zischte er. „Konjugiere amo .“
Sie funkelte ihn wütend an. Lieben war nicht das Wort, mit dem sie sich jetzt beschäftigen wollte. „Komische Wahl.“
„Tu es einfach“, sagte er und deutete mit dem Kopf auf die beiden vor ihnen. „Laut. So dass sie es hören.“
„Amo, amas, amat“ , rief sie mit laut. Dann senkte sie die Stimme. „Wieso glaubst du, Geoffrey hat Verdacht geschöpft?“
„Er meinte, du läufst wie eine Frau.“
Sie sah zu den beiden Männern hin. Um Duncan aus dem Weg zu gehen, hatte sie mehr Zeit mit Geoffrey verbracht. Und so öfter Gelegenheit gehabt, einen Fehler zu machen. „Daran bist nur du schuld. Du hast mich so seltsam angesehen.“
„Habe ich nicht. Ich hab dir die Haut gerettet. Und jetzt der Plural“, fügte er laut hinzu.
„Wie? Amamus, amatis, amant. “ Die lateinischen Worte rief sie laut.
„Gut. Jetzt das Imperfekt.“ Er winkte Geoffrey und Henry vor ihnen zu, weiterzugehen und senkte dann die Stimme. „Was sollte ich schon tun? Ich lachte.“
„Lachte? Amabam, amabas, amabat, amabamus, amabatis, amabat “, fügte sie dann wieder laut hinzu. „Da gibt es nichts zu lachen.“ Sie hatte sich in trügerischer Sicherheit gewiegt. Ein Fehler – und er drohte ihr den Kerker einzubringen. Oder Schlimmeres.
„ Amabant , nicht amabat . Ich brauchte Zeit zum Nachdenken.“
„ Amabant. Und was hast du gesagt?“
„Ich erzählte ihm, ich hätte dich pinkeln gesehen, und du wärst ganz sicher ein Mann.“
Jetzt war sie es, die erleichtert lachte. Das Gefühl der Zugehörigkeit durchflutete sie wieder.
„Sei leise“, sagte Duncan. „Du lachst wie ein Mädchen.“
„Was ist denn da hinten so lustig?“, rief Geoffrey.
„Die Geschichte ist zu lang, um sie zu erzählen“, rief Duncan zurück und rief damit bei Jane wieder einen Lachanfall hervor. „Es geht um einen Prokurator und einen Pedell und um die konjunktivische, passive, unvollendete Zeitform.“
„Oh, die kenne ich!“, schrie Henry. „Die ist dreckig.“
„Amarer, amareris, amaretur!“ , rief Jane begeistert. Das Lachen verklang. Sie biss sich auf die Lippen und wurde wieder ernst. „Bist du sicher, dass er dir glaubte?“
Ein seltsamer Ausdruck huschte über sein Gesicht. „Dafür habe ich gesorgt. Ich beleidigte seine Männlichkeit. Also, was ist mit dem Plural?“
Jane fühlte kurz so etwas wie Bedauern. Jetzt hatte Geoffrey, der Netteste und Freundlichste von allen, ihretwegen leiden müssen. „Amaremur, amaremini, amrentar.“
„Tur. Amarentur.“
Aus den Augenwinkeln schenkte sie ihm ein kurzes Lächeln. „Du erzähltest ihm also, du hättest meinen botellus gesehen, wie? Genau genommen ist das noch nicht einmal gelogen. Du hast ihn sogar in der Hand gehabt.“
Sie sah, wie seine Wangen bis zu den Ohren hin rot wurden. „Mir fiel nichts anderes ein.“
Sie grinste und hielt die Hände im Abstand eines guten Fußes auseinander. „Sagtest du ihm, er sei so lang?“
Er grinste zurück. „Bei den kleinen Füßen, die du hast? Nicht einmal halb so lang.“
Und er schien es ihr nicht übel zu nehmen, dass sie einen Ringkampf mit ihm begann und ihn auf die eisige Straße niederzwang. Wenigstens einen Augenblick lang war sie wieder einer von ihnen.
14. KAPITEL
E inige Tage später ging Jane nach dem Morgenmahl zur Bierschänke, um die wöchentliche Lieferung für die
Weitere Kostenlose Bücher