Historical Band 298
wohl dazu sagen würde, wenn er ihn jetzt so sähe. „Mein Vater, Eure Majestät, ist einer der Männer, die entlang der Grenze heldenhaft das Königreich verteidigten und von den Schotten als Geiseln genommen wurden.“
Der Blick des Königs blieb weiterhin leer. Wollte er ihn zwingen zu betteln?
Neben ihm beugte Jane mit vollendeter Eleganz ebenfalls das Knie. Sie schien demütig bitten zu können, ohne sich selbst dabei zu erniedrigen.
„Eure gnädige und großherzige Majestät deuteten Master Duncan gegenüber an, er könne auf Eure Hilfe bei der Auslösung seines Vaters vertrauen, sollte das Parlament sich dazu nicht imstande sehen.“
Reue und Scham blitzten in Richards blauen Augen auf. Einen Augenblick lang schien er Duncan als Mensch, nicht nur als Untertan zu sehen. „Eure großzügige Majestät wird im Moment vom Parlament und einem knauserigen Rat daran gehindert, so frei zu handeln, wie ein Monarch es sollte.“ Der König schwieg. „Wie viel fordern sie?“
Duncan nannte ihm die Summe und unterdrückte das Bedürfnis, dem Mann entgegenzuschreien, dass er gerade eine viel größere Summe für einen einzigen Mann ausgegeben hatte.
Überrascht riss der König die Augen auf. „So wenig?“
„Für Eure gnädige Majestät gewiss.“ Duncan versuchte, sich seinen wachsenden Zorn nicht anmerken zu lassen. „Aber meine Familie besitzt nur einige Schafe und wenige Felder, die bis auf die Stoppeln niedergebrannt wurden. Wir würden Jahre brauchen, um eine solche Summe aufzubringen. Ihr habt schon früher gezeigt, wie weise Ihr handelt, als Ihr so tapfer die Franzosen aus Schottland vertriebt. Auch jetzt brauchen wir Euer Handeln, damit wir auch in Zukunft Eure Grenzen verteidigen können.“
Seine Majestät seufzte. „Legt Euren Fall im Januar dem Rat vor. Es sollte uns möglich sein, eine solche Summe zu bewilligen, ohne noch einmal das Parlament einzuberufen.“
„Eure Majestät.“ Duncan verbeugte sich tief, ohne wirkliche Dankbarkeit zu empfinden.
Während sie in der späten Nachmittagssonne zurück nach Cambridge gingen, wusste er nicht, ob er sich über die zweite Chance freuen oder sein Scheitern bedauern sollte.
„Können Euch denn nicht Eure Nachbarn helfen?“ Jane hatte angefangen, seinen Akzent nachzuahmen, wenn sie über persönliche Dinge sprachen.
„Diejenigen, die ein paar Münzen gespart haben, brauchen sie, um ihre eigenen Leute freizukaufen.“ Diese Männer würden dann vielleicht an Weihnachten, an Lichtmess oder zu Ostern heimkehren.
Während Stephen of Cliff’s Tower weiterhin in einer Zelle in den schottischen Lowlands verrottete.
Sie gingen am Kloster der heiligen Radegund vorbei, dann über den King’s Ditch zurück in die Stadt. Überall kräuselte Rauch aus den Kaminen. Der Geruch nach verbranntem Holz machte Duncan melancholisch, weil er ihn an zu Hause erinnerte.
„Habe ich Euch stolz gemacht?“ Jane sah ihn ängstlich an.
Im Stillen schalt er sich. Sie hatte heute zum König gesprochen, und zwar gut. „Genau wie du es versprochen hast. Noch bevor du dreißig bist, wirst du der erste Beamte des Königs sein.“
„Das habe ich nicht gemeint.“ Traurig schaute Jane ihn an. „Ich versuchte, Eurem Vater zu helfen.“
Prompt blieb ihm jedes weitere Lob im Halse stecken. Wie lange war es her, dass jemand ihm ehrlich hatte helfen wollen?
Wenn es immer noch John wäre, der neben ihm herging, hätte er den Jungen gepackt und ihn zum Dank freundschaftlich geknufft. Aber neben ihm lief nicht John.
Dennoch schien Janes gefährlich verführerischer Körper ihm im Vergleich zu ihrem bezaubernden Wesen plötzlich die kleinere Gefahr zu sein.
„Danke, Jane.“
Er konnte sich nicht erinnern, wann er dieses Wort das letzte Mal gesagt hatte.
13. KAPITEL
E rste Person Präsens, nicht erste Person Perfekt! Wie oft soll ich dir das noch sagen?“, schimpfte Duncan. „Noch mal.“
Sie versuchte es noch einmal.
Obwohl sie gerne ihren Sieg gefeiert hätte, hatte sie darauf bestanden, heute Abend mit dem Unterricht weiterzumachen. Auch wenn Duncan wegen des Königs Weigerung, das Lösegeld zu zahlen, nicht gerade bester Stimmung war.
Jane hatte einen guten Grund gebraucht, bei ihm zu sein.
Die wenigen noch verbliebenen Studenten verließen den Raum. Und auch das Licht des Tages ließ langsam nach.
Früher hatte die Dunkelheit sie immer geschützt. Im Dunklen konnte niemand einen Mann von einer Frau unterscheiden.
Aber heute wirkte die Dunkelheit anders auf
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