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Historical Band 298

Historical Band 298

Titel: Historical Band 298 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Blythe Gifford Terri Brisbin
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mystischen Kraft, tief verborgen im Körper einer Frau. Eine Kraft, die für sie genauso geheimnisvoll und unerreichbar war wie für die Männer.
    „Ich besitze kein geheimes Wissen.“ Ihr ganzes Leben lang hatte sie nach diesem Etwas gesucht, das anderen Frauen einfach zuzufliegen schien.
    „Du besitzt es, und du weißt es noch nicht einmal.“ Er schüttelte den Kopf. „Ich hätte von Anfang an merken müssen, dass du eine Frau bist. Du schmückst die blanken Holztische mit Blumen. Du schüttelst die Kissen auf und suchst die Decken nach ihrer Farbe aus und nicht danach, wie warm sie sind. Wer lehrte dich diese Dinge?“
    Jane zuckte verlegen mit den Schultern. „Meine Mutter?“ Sie erinnerte sich daran, dass sie geglaubt hatte, nichts von ihrer Mutter gelernt zu haben.
    „Niemand. Du bist eine Frau wie alle anderen.“ In seine Stimme trat ein Hauch von Verachtung. „Es wird keinen Unterricht mehr geben. Ich habe dich hoffähig gemacht und dem König vorgestellt. Jetzt halte dich von mir fern. Studiere allein. Ich kann deinen Anblick nicht ertragen.“
    „Und was ist mit meinem Schwur?“, sagte sie und verachtete sich wieder einmal selbst dafür, dass sie eine Frau war. „Wir sind Freunde. Einander verbunden wie Brüder.“
    Er schüttelte den Kopf. „Mädchen, du kannst nicht mein Bruder sein.“ Seine Stimme drohte zu brechen.
    Er wandte sich ab und ging zur Treppe.
    „Aber ich gab dir mein Wort“, rief sie ihm hinterher. „Willst du, dass ich es breche?“
    „Es war schon gebrochen, als du es mir gabst.“ Er ging einfach weiter.
    So selbstverständlich es für sie gewesen war, immer zusammen zu sein, so selbstverständlich wurde es jetzt für sie, einander zu meiden.
    Duncan bat Geoffrey, Janes Lateinübungen zu übernehmen. Als Entschuldigung gab er an, sich um seine eigenen vernachlässigten Studien kümmern zu wollen. Geoffreys Unterricht schien früher beendet zu sein als Duncans Studien, denn er hörte Jane, oder besser John – er musste versuchen, immer noch so an sie zu denken – selten im Gemeinschaftsraum Latein aufsagen.
    Es wurde Mitte November, bis er sie wieder traf. Er kam nach unten, um sich an der Feuerstelle zu wärmen, als Jane gerade das Kapitel beendete, das sie laut gelesen hatte. „Du hast gute Fortschritte gemacht, John“, sagte er und fühlte ein leichtes Bedauern. Wie gerne hätte er sie begleitet auf dem Weg vom Schüler hin zu einem Studenten, der in der Lage war, Grammatik, Logik und Rhetorik zu studieren.
    Sie nickte kurz, dankte ihm und murmelte dann etwas davon, dem Koch bei der Zubereitung des Nachtmahls helfen zu müssen. Als sie ging, bewegten sich ihre Hüften auf unverkennbar weibliche Art und Weise. War er denn der Einzige, der es bemerkte?
    Besorgt warf er Geoffrey einen Blick zu. Auf der Stirn seines Freundes zeigten sich nachdenkliche Falten.
    „Duncan“, sagte er so leise, dass die beiden älteren Studenten in der Ecke ihn nicht hören konnten, „John läuft wie eine Frau.“ Langsam erschien ein Ausdruck fassungslosen Entsetzens auf seinem Gesicht. „Könnte es sein, dass der Bursche ein Mädchen ist?“
    Duncan schwieg. Darauf hätte er gefasst sein müssen. Er hätte sich eine Antwort zurechtlegen müssen.
    Er brach in lautes Gelächter aus.
    „Du lachst auch über alles“, knurrte Geoffrey. „Aber ich meine es ernst. Weißt du, was das bedeuten würde? Die ganze Zeit –“
    Duncan hörte nicht auf zu lachen. Das schallende Gelächter war der verzweifelte Versuch, sich Zeit zum Nachdenken zu verschaffen. Endlich, nahe einem Hustenanfall, fand er seine Stimme wieder. „Eine Frau, was? Dann hat sie den größten Pimmel, den ich je bei einer Frau gesehen habe.“
    Er grinste, dass ihm die Wangen vor Anstrengung schmerzten.
    Geoffreys Gesicht drückte gleichzeitig Schock und Erleichterung aus. „Du hast ihn gesehen? Wann? Der Bursche ist doch zu verschämt, um auch nur seinen Ellenbogen zu zeigen.“
    Wann? Duncan hörte auf zu lachen. „Nachts, auf dem Heimweg von der Bierschänke, musste er mal pinkeln.“
    Geoffrey hob die Augenbrauen, als wäre er noch nicht überzeugt,
    „Ich schwöre es.“ Möge Gott ihm die Lüge vergeben. „Du musst Mary wirklich vermissen, wenn du schon im Hinterteil eines Schuljungen eine Frau siehst.“
    Geoffreys Faust zielte schon auf Duncans Gesicht, als er gerade noch rechtzeitig dessen Grinsen sah. Verlegen ließ er sie sinken. „Noch etwas mehr als ein Monat bis Weihnachten. Ich sollte meine Gedanken

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