Historical Band 303
presste das Päckchen an die Brust, als wäre es die Rettung ihres Clans. Er erriet ihre Gedanken.
„Ein Geschenk des Königs kannst du nicht verkaufen. Aus dem Samt nähst du dir ein Kleid. Und wenn wir den König treffen, wirst du die Perlen tragen.“
Sie schwieg. Bram nahm die Perlen und legte sie ihr um. „Ich weiß, dass du für unseren Clan sorgen willst. Aber du selbst besitzt nichts.“ Er legte die Hände auf die Kette. „Vor Jahren schenkte ich dir Kiesel und hübsche Steine. Aber es ist das hier, was ich dir immer geben wollte.“
Sie drehte sich zu ihm um. „Bram, ich brauche keine Perlen.“
„Ich möchte, dass du sie für mich trägst. Ich möchte dich in den Kleidern und den Juwelen sehen, die du verdienst.“
„Ich kann solche Geschenke nicht annehmen. Nicht, wenn unserem Clan noch so viel fehlt.“
„Du würdest den König beleidigen, wenn du sie nicht annimmst.“ Er zog sie in seine Arme. „Sie sind ein Zeichen deiner Stellung als meine Frau. Gib unserem Volk Grund, stolz auf seine Herrin zu sein.“
„Ich bin nicht seine Herrin.“
„Doch. So, wie Laren es nicht ist.“ Als sie ihm widersprechen wollte, brachte er sie mit einem Kuss zum Schweigen. „Das ist keine Kritik an ihr. Nur eine Tatsache. Dir macht es mehr Spaß, den Haushalt zu führen, als es ihr je gemacht hat.“
„Vermutlich.“
„Was ist? Eine gute Ehefrau dankt ihrem Gatten für solche Geschenke.“ Er legte den Arm um sie. „Außer, es ist dir lieber, ich verbringe meine Zeit mit den Schafen.“
Sie schüttelte den Kopf und lächelte ihn scheu an. „Ich danke dir, Bram.“
Er hielt sie in den Armen und strich ihr übers Haar. „Könnte ich dir doch nur alles schenken, was dein Herz begehrt. Eines Tages, vielleicht.“
Sie hob das Gesicht und schaute ihn an. „Mein Herzenswunsch hat sich schon erfüllt. Du stehst lebend und gesund vor mir.“
Bram beugte sich zu ihr und legte seine Wange an ihre. „Aber du wünschst dir auch ein Kind.“
Ein leichtes Lächeln huschte über ihr Gesicht. „Es gibt Hoffnung. Es ist noch zu früh, um etwas zu sagen, aber möglicherweise … im Winter.“ Sie legte die Hand auf ihren Bauch, und Bram bedeckte sie mit seiner.
Es lag ein solches Leuchten auf ihrem Gesicht, dass er sie einfach küssen musste. Nichts wünschte er sich mehr, als Nairna glücklich zu sehen. Er liebte sie mehr, als er es in Worten ausdrücken konnte. Er konnte es ihr nur zeigen, jeden Tag und für den Rest ihres Lebens.
Und genau das hatte er auch vor.
– ENDE –
Die Liebeskünste des Comte
1. KAPITEL
Paris, März 1810
D iese Hochzeit wird …“ Kaiser Napoleon hielt inne. Seine Höflinge erstarrten. „Diese Hochzeit wird absolut perfekt“, fuhr Napoleon nach einer kurzen Pause fort. „In jeder Hinsicht!“
Seine gebieterische Stimme hallte noch durch die große Halle des Palastes, als der Kaiser von halb Europa bereits mit größter Sorgfalt seine Handschuhe anzog.
„Die Hochzeit. Perfekt. Natürlich, Eure kaiserliche Majestät, Sire …“ Die versammelte Dienstbotenschar verneigte sich eifrig: die Stewards und der Hofmarschall, die Hausdame und der Kammerherr. Napoleon Bonaparte fixierte sie ein letztes Mal mit seinen Adleraugen, dann schritt er, gefolgt von eifrigen um ihn herumschwirrenden Lakaien und Pagen, zielstrebig aus dem Palais des Tuileries zu seiner wartenden Kutsche.
Derweil hörte man auf der im Dunkel liegenden Galerie eine geflüsterte Ermahnung. „Fleur, hör auf zu schniefen“, bat Sophie eindringlich. „Es ist ein Wunder, dass der Kaiser dich nicht gehört hat!“
Die achtzehn Jahre alte Fleur tupfte sich die Augen. „Es tut mir leid, Mam’selle Sophie. Aber das ist so romantisch! Stellen Sie sich vor, unser Kaiser reitet nach Österreich, um seine Braut abzuholen, die im selben Alter ist wie ich. In nur zwei Wochen wird sie hier zu ihrer Hochzeit eintreffen!“
„In der Tat, und bis dahin gibt es noch allerhand zu tun“, verkündete Sophie. „Vor allem müssen die Arbeiten in den Gemächern der neuen Kaiserin beendet werden.“ In ihrer Eigenschaft als erste Näherin hatte Sophie der kleinen Fleur erlaubt, ihre Aufgaben einen Augenblick lang ruhen zu lassen, um der Abreise des Kaisers zuzuschauen. Doch nun wünschte sie inständig, sie hätte es nicht getan. Denn wenn Napoleon ‚perfekt‘ sagte, dann meinte er es wortwörtlich.
Auf dem Rückweg zu den Gemächern der zukünftigen Braut schnatterte Fleur unaufhörlich. „Sobald mein geliebter
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