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Historical Band 303

Historical Band 303

Titel: Historical Band 303 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lucy Ashford , Michelle Willingham
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klingt ganz nach einem Angebot, das ich ohne mit der Wimper zu zucken rundheraus ablehnen könnte“, sagte Jacques de Claremont.
    Ihr stieg die Röte in die Wangen, was sie ausgesprochen hübsch aussehen ließ. Mehr als hübsch, dachte er. Die hohen Wangenknochen, die von dichten Wimpern umrahmten blauen Augen. Wenn sie wollte, könnte sie eine Schönheit sein.
    Aber das wollte sie offenbar nicht, denn sie hatte das Haar unter einer strengen Haube verborgen, wie sie alte Jungfern trugen, und ihre Kleidung sah trist und ausgebleicht aus. Nun verschränkte sie nervös die Hände. „Bitte, ich will mein Bestes versuchen, damit sich die Arbeit für Sie lohnt. Könnte ich Ihnen nicht erst einmal zeigen, was zu tun ist? Streng vertraulich?“
    „Streng vertraulich, natürlich“, stimmte er mit ernster Stimme zu. „Und wie lautet Ihr Name?“
    „Das tut nichts zur Sache! Darf ich Ihnen zeigen, worin der Auftrag besteht – jetzt gleich?“
    „Natürlich.“ Er sah, wie ihre Miene hoffnungsvoll aufleuchtete. „Und danach“, fuhr er fort, „nenne ich Ihnen meinen Preis.“
    Ihr Gesicht verfinsterte sich wieder; es war so ausdrucksstark. Sie ist liebreizend, äußerst liebreizend, dachte er. Kurz zögerte sie, dann hob sie den Kopf und schaute ihn fast trotzig aus ihren großen blauen Augen an. „Nun gut, Monsieur Jacques, dazu müssen wir zum Louvre gehen.“
    Zum Louvre? Dem Palast, in dem bald die kaiserliche Hochzeit stattfinden sollte? Jacques blinzelte verdutzt, dann verbeugte er sich knapp. „Gehen Sie voran, Mademoiselle.“
    Gleich nach seiner Ankunft in Paris hatte Jacques bemerkt, dass die Hochzeit alles beherrschte. Modisten und Schneider arbeiteten Tag und Nacht, um die Aufträge der feinen, reichen Gesellschaft zu erfüllen. Der Bürgermeister von Paris hatte alle verfügbaren Handwerker verpflichtet, den Arc de Triomphe fertigzustellen, durch den die Hochzeitsprozession am großen Tag schreiten würde. Das Militär exerzierte unentwegt die zeremoniellen Märsche für die Parade und Musiker aus allen Bezirken waren aufgefordert worden, die Champs Elysées und die Tuileriengärten während der Feierlichkeiten mit Musik zu erfüllen. Als er der kultivierten, aber ziemlich verzweifelt wirkenden Frau durch die Rue de Rivoli zum Louvre folgte, stellte Jacques verwundert fest, dass sogar die Straßen gekehrt wurden.
    Vor dem großen Eingangstor, durch das Scharen von Besuchern hinein- und hinausstrebten, blieb sie stehen.
    „Heute müssen wir bezahlen, um hineinzugelangen“, sagte er. „Sollen wir nicht lieber morgen wiederkommen? Da hat die Öffentlichkeit freien Zugang.“
    Besorgt blickte sie ihn an. „Diese Angelegenheit duldet keinen Aufschub. Bitte folgen Sie mir.“ Sie eilte hinauf zu dem Wächter am Eingang, der sie mit einem Nicken lächelnd vorbeiwinkte.
    Sie ist hier also bekannt, dachte Jacques. Wie faszinierend.

2. KAPITEL
    S ophies Herz klopfte stürmisch, als sie Jacques durch den Palast führte. Das lag nicht allein an der Natur ihrer Aufgabe – obwohl deren Enormität überwältigend genug war. Nein, es lag vor allem daran, dass sie nicht einen Augenblick lang damit gerechnet hatte, er würde so … so … ja, wie sollte sie ihn bloß beschreiben? So umwerfend männlich? Natürlich ist er ein Mann, du Närrin! Das wusstest du doch, schalt sie sich. Ein umwerfend attraktiver Mann, also. Auf verwirrende Weise attraktiv. Und er lachte über sie, was sie nicht im Mindesten überraschte. Ihr Herz zog sich krampfhaft zusammen. Vermutlich würde er noch mehr lachen, wenn er erst erfuhr, in welch übler Klemme sie saß.
    Im Inneren des Louvre herrschte reges Gedränge, denn erst kürzlich war ein riesiges Gemälde ausgestellt worden, das Napoleons Sieg bei Marengo darstellte. Überall im ganzen Gebäude gab es Denkmäler von Napoleon dem Eroberer, Napoleon dem Gesetzgeber, Napoleon dem Kaiser. Und bald … Napoleon, dem Bräutigam.
    Kurz blieb sie am Eingang zur Grande Galerie stehen, einer gigantischen, gewölbten Halle, in der sich während der Hochzeitszeremonie mehr als tausend Gäste aufhalten würden. „Wir müssen hier entlang“, sagte sie zu Jacques.
    Er sah sich immer noch um. „Wird hier nicht das kaiserliche Paar entlangschreiten?“
    Sie nickte angespannt. Bitte, keine weiteren Fragen, noch nicht. In diesem Moment löste sich unvermittelt ein grauhaariger Museumsdiener aus der Menge und eilte zu ihr. „Mam’selle Sophie! Sicher sind Sie hier, um Ihrem Vater von dem

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