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Historical Band 303

Historical Band 303

Titel: Historical Band 303 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lucy Ashford , Michelle Willingham
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der oberste Kurator und Direktor des Louvre, ein strenger, seelenloser Mann.
    Ihr Vater hatte den Kopf geschüttelt. „Das ist ja das Problem, mein Liebes. Monsieur Denon hat mir aufgetragen, mich darum zu kümmern, und das bereits vor einem Monat. Er gab mir Geld, aber ich habe es für die Restaurierung anderer Gemälde ausgegeben – und dabei Joséphine ganz vergessen! Wenn ich das nun Denon gestehe, verliere ich meine Stellung. Aber ich liebe meine Arbeit, Sophie. Ich liebe all diese Gemälde …“
    „Ich werde mich darum kümmern“, hatte sie entschlossen geantwortet. „Vertrau mir.“
    Nun indes fragte Sophie sich: Ist es das wert, sich, um der Stellung und des Glückes ihres Vaters willen, in die Hände dieses herablassenden, spöttischen Fremden zu begeben?
    Allerdings beantwortete sich diese Frage von selbst: Sie hatte keine andere Wahl.
    Jacques hatte ihre Antwort über die Wichtigkeit dieser Arbeit lediglich mit einem Nicken zur Kenntnis genommen und betrachtete bereits wieder die Gemälde. „Sagen Sie“, meinte er und drehte sich zu ihr um, „wie haben Sie eigentlich von mir erfahren?“
    Sie verschränkte die Arme vor der Brust. „Mein Vater ist über den Klatsch im Künstlerviertel gut unterrichtet. So ist ihm zu Ohren gekommen, dass ein talentierter, aus Claremont stammender Porträtmaler namens Jacques seit Kurzem in der Stadt verkehrt. Er sagt, man behauptet, Sie schätzen Herausforderungen.“
    „Das ist allzu wahr“, stimmte er zu und musterte sie eindringlich. „Ebenso schätze ich die Bezahlung meiner Dienste. Und nun ist der Zeitpunkt gekommen, Mam’selle Sophie, da ich Ihnen meinen Preis nennen werde.“
    Er kam näher. Das dämmrige Kerzenlicht ließ die kantigen Züge seines attraktiven Gesichts weicher erscheinen, aber es gab auch ein feuriges Funkeln in seinen dunklen Augen preis. Ob seines flammenden Blicks schien plötzlich jede Faser ihres Körpers heftig zu vibrieren.
    Sie versuchte, nicht zurückzuweichen. „Gut, ich höre.“
    Wieder sah er sich in der schwach beleuchteten Kapelle um. „Wie viele Gemälde müssen korrigiert werden?“
    „Sechs – nein. Ich zähle sieben!“
    Ganz sacht legte er die Hand auf ihre Schulter und sie zuckte zusammen, als hätte ein glühendes Kohlestück sie versengt. Lächelnd sah er zu ihr herab. „Also gut. Für jede Stunde, die ich hier arbeite, verlange ich als Bezahlung einen Kuss.“
    Sie schrak zurück. „Nein! Das ist verabscheuungswürdig. Eine ganz gemeine, heimtückische List.“
    Im selben Moment vernahmen sie, wie sich draußen in der Galerie Schritte näherten. Beide drehten gleichzeitig den Kopf. Hörten, wie sich der Schlüssel in dem großen Schloss drehte, das Ächzen der Türangeln, als die schwere Tür langsam aufschwang.
    Sophies verängstigter Blick flog zu Jacques. „Das ist Monsieur Denon“, flüsterte sie. „Er darf uns keinesfalls hier entdecken!“
    Blitzschnell fasste Jacques sie ums Handgelenk und zog sie mit sich hinter den Altar. Sie kauerten sich in den Schatten, verborgen durch das reich bestickte Altartuch. Der alte, dicke Denon schlurfte durch den Saal und murmelte: „Wie merkwürdig. Ich hätte schwören können, dass ich aus diesem Raum Geräusche vernommen habe. Waren wohl doch nur Ratten aus dem Fluss. Es wird höchste Zeit, dass die Trauung endlich vollzogen wird, je eher, desto besser. Verfluchter Napoleon. Verfluchte Hochzeit!“
    Er schlurfte aus dem Saal, schlug die Tür zu und verschloss sie. Unvermittelt wurde sich Sophie ihrer misslichen Lage gewahr. Sie saß zusammengekauert auf allen Vieren in der Dunkelheit, und auf ihren Schultern lag der muskulöse Arm eines umwerfend gut aussehenden Mannes, der für sie ein Fremder war. Sie sollte aufspringen, sich weit von ihm entfernen, aber sie war wie gelähmt. Nicht einmal, wenn es um ihr Leben gegangen wäre, hätte sie sich von der Stelle rühren können. Er hielt sie mit einem Arm fest, sein Körper schmiegte sich an den ihren. Der saubere, maskuline Duft seiner Haut, seines Haares, berauschte ihre Sinne. Unvermittelt gewahrte sie, dass seine Schultern vor leisem Lachen bebten.
    „Ich kenne Denon“, flüsterte er. „Er ist oft auf Reisen, nicht wahr? Ist in ganz Europa auf der Suche nach neuen Kunstschätzen für Napoleon. Aber offenbar kann er seinen kaiserlichen Herrn im Moment nicht besonders gut leiden.“ Erneut brach er in Lachen aus. „Verfluchter Napoleon“, imitierte er perfekt den alten brummigen Denon. „Verfluchte

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