Historical Band 303
Augen.
Nairna verbarg ihre Enttäuschung und ging einen scharfen Dolch holen, um ihm die Haare zu schneiden. Als sie zurückkam, sah sie, dass Bram den Rand des Zubers umklammerte. Und als sie sich mit dem Dolch in der Hand neben ihn kniete, erstarrte Bram, als könnte er den Anblick der Waffe nur schwer ertragen.
Vorsichtig griff sie nach einer der strähnigen Locken. Bram presste die Lippen zusammen und sah starr geradeaus.
Sie zögerte. Die Locke in der Hand fragte sie: „Möchtest du, dass ich es lieber sein lasse?“
„Nein. Aber mach schnell.“ Seine schroffen Worte trieben sie an.
Sie schnitt ihm die Haare auf Schulterlänge ab und bemühte sich, den Schnitt einigermaßen gleichmäßig hinzubekommen. Hätte ich eine Schere, würde es sicher besser aussehen, dachte sie. Ihre Hände glitten über seinen Kopf, und erst als sie den Dolch zur Seite legte, schien die Anspannung von Bram abzufallen.
Sie half ihm, den Kopf ins Wasser zu tauchen und seifte dann seine Haare ein. Dabei spürte sie, wie der warme Wasserdampf sich auf ihre Haut legte.
Als die Haare schließlich sauber gespült waren, richtete Bram sich wieder auf. Sein Blick bohrte sich in ihren, und sie las in seinen dunklen Tiefen den gleichen Hunger wie schon zuvor. Seine stoppeligen Wangen waren nass, sein Mund fest und entschlossen. Das Wasser rann ihm über das Gesicht auf seinen vernarbten Rücken, und die Luft wurde zu schwer zum Atmen.
Nairna betrachtete seine Brust. Wenn er sie so ansah, fiel es ihr schwer, klar zu denken. „Erzähle mir, was mit dir geschehen ist nach unserer Hochzeit“, bat sie in der Hoffnung, ihn damit abzulenken. „Ich weiß, dass Glen Arrin angegriffen wurde.“
Es war verwirrend und demütigend zugleich gewesen. Eben hatten sie noch Hochzeit gefeiert, und im nächsten Moment machte sich ihr Ehemann mit seinem Vater und der ganzen Verwandtschaft auf und davon.
„Als wir ankamen, wurde die Burg belagert. Die Engländer legten Feuer und erschlugen unsere Clansleute. Und alles nur, weil mein Vater sich weigerte, Longshanks den Treueid abzulegen“, sagte Bram. Er verzog angewidert das Gesicht, als er den Spitznamen des englischen Königs aussprach.
Sie sah die Wildheit in seinen Augen. Die Wut schien in ihnen zu brodeln. „Sie haben immer noch meinen Bruder Callum in ihrer Gewalt.“
Er erhob sich aus dem Wasser. Die Tropfen perlten über seine Haut, liefen ihm über die Rippen und die Schenkel hinunter. Es schien ihm nichts auszumachen, sich ihr so zu zeigen. Nairna brannten die Wangen beim Anblick seiner Männlichkeit. Er schien leicht erregt, als ob er sie begehrte.
Schau nicht so hin! ermahnte sie sich. Rasch wandte sie den Blick ab. „Wie willst du deinen Bruder befreien?“, fragte sie Bram, während sie ihm das Handtuch reichte.
„Das weiß ich noch nicht. Vielleicht stellen wir eine Armee auf. Oder wir zahlen ein Lösegeld.“ Er trocknete sich das Gesicht und die Brust ab, bevor er sich das Tuch um die Hüften schlang.
Lösegeld? Glaubte er wirklich, dass die Engländer eine Bestechung annehmen und ihm seinen Bruder aushändigen würden?
„Das mit dem Lösegeld wird nicht gelingen“, stellte sie sachlich fest. „Sie werden euer Geld nehmen und Callum als Gefangenen behalten.“
„Ich werde ihn befreien, Nairna.“ Die Entschlossenheit in seiner Stimme zeugte von einem Mann, der sein Wort hielt, selbst wenn es seinen Tod bedeutete. Er griff nach seinen Kleidern, die auf dem Boden lagen und holte etwas heraus. Sie konnte nicht erkennen, was es war.
„Ich hoffe, es gelingt dir.“ Nairna drehte sich weg und räumte die Essensreste fort, während er die frischen Kleider anzog. Sie wusste nicht, wie sie auf ihn reagieren sollte und fühlte sich, als hätte man ihr Leben einfach auf den Kopf gestellt und den ganzen Inhalt wie aus einer Truhe über den Boden verteilt.
Ihre Hände ruhten auf der Tischplatte. Sie holte ein, zwei Mal tief Luft. Hinter sich hörte sie, wie Bram näher kam. Er fasste sie um die Taille und drehte sie zu sich um. Durch die raue Wolle ihres Kleides hindurch spürte sie, wie seine Berührung sie wärmte. Sein fester Griff hielt sie gefangen. Sie wich seinem Blick nicht aus, aber als sie ihm in die Augen sah, konnte sie plötzlich keinen klaren Gedanken mehr fassen.
„Er hat dich angerührt, nicht wahr?“ Sein warmer Atem streifte ihre Wange und schickte kleine Hitzewellen über ihre Haut. „Er hat die Ehe vollzogen.“
Sie nickte nur und sah, wie er die Zähne
Weitere Kostenlose Bücher