Historical Band 303
zusammenbiss. Aber sie konnte nicht lügen. Nicht, was das hier betraf.
Sie hatte Iver MacDonnells geheiratet, weil es ihr vernünftig erschien, auch wenn sie keine Gefühle für ihn hegte. Mit achtzehn Jahren wünschte sie sich eine eigene Familie und wollte nicht weiterhin im Haus ihres Vaters leben.
„All die Jahre lag ich in Ketten und träumte von dir“, murmelte er. „Nur, um jetzt zu erfahren, dass du einen anderen geheiratet hast …“ Die Stimme stockte ihm, und sie konnte spüren, wie wütend er war.
Aber sie spürte auch den eigenen alten Kummer in sich aufsteigen. „Ich kann die Vergangenheit nicht ändern, Bram.“ Sie richtete sich auf und sah ihm in die Augen. „Aber ich kann alles hinter mir lassen und neu beginnen.“
Er griff nach ihren Händen. Der leere Ausdruck in seinem Gesicht gab ihr das Gefühl, ihn verraten zu haben. Worte würden es ihm nicht leichter machen.
Dann senkte er den Kopf und küsste sie, als wollte er ihr seinen Stempel aufdrücken, als wollte er sie dafür bestrafen, dass sie einen anderen Mann geheiratet hatte.
Doch kurz darauf änderte sich seine Umarmung, wurde sanfter. Der zweite Kuss war so zärtlich wie der allererste, den er ihr geschenkt hatte. Er erinnerte sie an die Jahre, die sie miteinander geteilt hatten und an das, was sie damals für ihn fühlte.
Bram sah sie an. Sein Gesicht verriet nicht, was er dachte. „Wir brechen in wenigen Stunden auf, Nairna. Mach, dass du mit dem Packen fertig wirst.“ Dann drückte er ihr etwas Hartes, Kaltes in die Hand.
Sie öffnete die Hand erst, nachdem er das Gemach verlassen hatte. Ein grauer Stein lag darin, mit glitzernden Streifen aus Rosenquarz. Sie hatte ihn ihm an ihrem Hochzeitstag gegeben.
Nairna umklammerte den Stein und ließ ihren Tränen freien Lauf.
4. KAPITEL
I ch habe dem Anführer der MacDonnells eine Nachricht gesandt“, teilte Hamish MacPherson ihr mit. „Vater Garrick wird über die Auszahlung deines Besitzes verhandeln.“
„Was für eine Auszahlung?“, fragte Nairna. Die ganze Situation war ihr unangenehm. Ihr Stiefsohn war zwar ein vernünftiger Mann, aber der Gedanke, dass ihre zweite Ehe ungültig gewesen war, bedrückte sie. Sie hatte sich ein zweites Leben aufgebaut, dabei war Bram doch gar nicht tot gewesen. Ihr Verstand sagte ihr zwar, dass sie keinerlei Schuld an diesem Irrtum hatte. Trotzdem schämte sie sich.
„Die Rückgabe deiner Mitgift“, erwiderte ihr Vater. „Da du kein Wittum vom Besitz der MacDonnells erhalten wirst, muss dir deine Mitgift zurückgegeben werden.“ Er trat zu ihr und legte die Hand auf ihre Schulter. „Du brauchst dir deswegen keine Sorgen zu machen. Ich erledige alles für dich, damit du mit deinem Gatten nach Hause zurückkehren kannst.“
Nairna nickte. Sie war hin und her gerissen zwischen Dankbarkeit und Verwirrung. Es hatte sich alles so plötzlich verändert. Sie musste nicht länger nach Callendon zurückkehren. Sie konnte dieses Leben hinter sich lassen und mit Bram neu beginnen. Ihre Finger ertasteten den bunten Stein, den er ihr gegeben hatte, und sie flehte stumm den Himmel um eine gute Ehe an.
„Alles wird gut, Nairna“, beruhigte ihr Vater sie. „Aber ihr solltet euch langsam auf den Weg nach Glen Arrin machen. Nur für den Fall, dass noch mehr Soldaten kommen und nach Bram suchen.“
Nairna wurde ganz kalt bei dem Gedanken, dass er um ein Haar vor ihren Augen ermordet worden wäre. Hätte ihr Vater sich nicht eingemischt, hätte er die Soldaten nicht bestochen … Nein, sie wollte lieber nicht daran denken.
„Ich habe einen Wagen mit Proviant für euch herrichten lassen“, fuhr Hamish fort. „Geht jetzt, solange es noch hell ist. Euer Weg führt an Lord Harkirks Burg vorbei“, fügte er mit finsterem Gesicht hinzu.
Hätten sie doch nur einen anderen Weg nehmen können. Aber die Burg des Barons lag zwischen den Bergen, und sie mussten an ihr vorbei, wenn sie nach Glen Arrin wollten.
Ihr Vater begleitete sie in den äußeren Burghof, wo Bram bereits wartete. Auf dem Wagen, den Hamish für sie bereitgestellt hatte, sah Nairna die Truhe, die all ihren Besitz enthielt, außerdem Säcke voll Lebensmittel und noch andere Vorräte.
„Ich habe dir noch fünfzig Pennies mitgegeben“, sagte ihr Vater.
„Nein, behalte sie für den Clan. Er wird sie brauchen.“ Keine einzige Münze wollte sie von ihm annehmen.
„Ich bekomme sie durch die MacDonnells wieder. Schließlich werden sie mir deine Mitgift zurückschicken. Ich
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