Historical Band 303
ihrer Ankunft erfuhr, würden sie in kürzester Zeit dahingeschlachtet.
Bram hielt ihre Hände. Nairna konnte den Duft von Holz riechen, der ihn umgab. Und trotz seines Zorns konnte sie nicht leugnen, dass sie ihn auch auf eine andere Weise erregt hatte. Sie spürte seine harte Männlichkeit, als er sie an sich zog.
„Ich bin nicht schwach, Nairna.“
„Das habe ich auch nie gesagt. Aber was ist, wenn euer Plan misslingt? Es gibt kein Ende, nicht wahr? Selbst wenn ihr Callum nach Hause bringt, wird es Krieg geben.“
„Bis wir die Engländer vertrieben haben, aye.“
Sie entwand sich ihm. Ihr Kopf dröhnte vor lauter Sorgen. Sie ging zur gegenüberliegenden Wand und setzte sich auf einen Baumstumpf, der als Stuhl diente.
Bram dagegen ging zu Bett, denn sie hörte, wie er sich auf die Matratze legte. Sie ließ die Hände im Schoß ruhen, spürte die Seide von Marguerites Kleid und hätte am liebsten geweint.
Die Stille in der Hütte hüllte sie ein. Sie starrte auf den Sack Münzen, der zu ihren Füßen lag und verstand nicht wie oder warum man Dougal betrogen hatte. Es musste doch einen Weg geben, sich dieser falschen Münzen zu bedienen.
Sie hörte, wie Bram sich auf der Matratze umdrehte. Er würde die Münzen nicht benützen, noch würde er es gut finden, wenn sie sich einmischte.
Aber was, wenn … sie ihren Vater um Hilfe bitten würde? Was, wenn er Lord Harkirk dazu bringen könnte, Callum freizulassen? Dann könnte alles Blutvergießen verhindert werden.
Die Stunden verstrichen. Sie lauschte Brams Atmen und überlegte, ob sich vielleicht Alex ihren Vorschlag anhören würde. Wenn sie nach Ballaloch zu ihrem Vater ritten, könnten sie außerdem mehr über Harkirks Streitkräfte erfahren und wissen, wie sie den Angriff planen konnten.
Leise griff sie nach dem Sack und lauschte auf den Schlaf ihres Mannes – wenn er denn wirklich schlief. Er rührte sich nicht, als sie die Tür öffnete, noch schien er zu bemerken, dass sie hinausschlüpfte.
Ihr Hund aber, der sehr wohl geschlafen hatte, stand auf und trottete ihr nach. Zum Glück hatte er nicht gebellt. Dafür kraulte Nairna ihn an den Ohren.
Sie hatte vor, zur Burg hinunterzugehen und zu warten, bis Alex erwachte. Wenn sie noch vor dem Aufbruch der Truppe mit ihm sprach, erlaubte er ihr vielleicht, sie zu begleiten.
Der Gedanke, wieder einmal nach Hause zu kommen, weckte das Heimweh in ihr. So lange schon hatte sie ihre Familie und Freunde nicht mehr gesehen. Falls sie ihren Vater darum bat, würde er ihr bestimmt seine Männer zur Verfügung stellen, um ihr zu helfen.
Der Mond stand jetzt tiefer am Himmel. Sie fragte sich, ob Bram wohl immer noch schlief. Sie zog ihren Mantel enger um sich, packte den Sack und machte sich auf den Weg durch den Wald den Berg hinunter. Caen lief an ihrer Seite. Es war immer noch dunkel, aber sie konnte die Fackeln an den Mauern von Glen Arrin sehen.
Am Horizont erschien schwach das graue Licht des Morgens. Sie würde nicht lange warten müssen, bis sie Alex zu Gesicht bekam.
Sie schritt zügig voran und ignorierte das beunruhigende Gefühl im Bauch. Wenn Bram ihr Verschwinden bemerkte, würde sie längst mit seinem Bruder sprechen.
Sie konnte nur hoffen, dass der er ihr zuhörte.
Bram fragte sich, was um Himmels willen Nairna schon wieder ausheckte. Er hatte sie beobachtet, wie sie den Sack Münzen nahm, bevor sie sich auf den Weg machte. Zum Teufel mit ihr! Was führte sie jetzt schon wieder im Schilde mitten in der Nacht?
Am liebsten hätte er ihr den Hals umgedreht dafür, dass sie es wagte fortzugehen. Aber er brauchte einige Zeit, um sein Pferd zu satteln. Zu Pferd konnte er sie leichter einholen.
Er beeilte sich, und kurz darauf war er ihr schon auf der Spur. Am Fuß des Hügels angekommen, trieb er sein Pferd in einen schnellen Galopp, um sie einzuholen.
Er war hin und her gerissen zwischen seiner Wut über ihren Trotz und der Sorge über ihr Vorhaben. Er war doch derjenige, der Risiken eingehen musste, nicht seine Frau!
Da. Er sah sie auf die Burg zugehen, den Hund an ihrer Seite. Die Kapuze war ihr vom Kopf gerutscht. Sie war nur noch einige wenige Schritte vom Torhaus entfernt.
Bram trieb sein Pferd an und galoppierte hinter ihr her, bis er sie fast eingeholt hatte. Sie warf einen Blick zurück. Als sie ihn sah, blieb sie stehen. Das wunderte ihn, denn eigentlich hatte er erwartet, dass sie vor ihm davonlaufen würde.
Endlich erreichte er sie, beugte sich aus dem Sattel, packte sie und
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