Historical Collection 04
weiß ich, verdammt. Wir haben schließlich drei Tage in jenem gottverlassenen Ort verbracht und mit allen Dorfbewohnern gesprochen.“
Es war reine Zeitverschwendung gewesen, denn keiner hatte ihnen etwas mitteilen können. Oder womöglich hatten alle zu große Angst vor Reverend Shelley gehabt, um zu reden.
„Und ich sagte Ihnen auch, dass ich meine Stellung als Gesellschafterin verloren hatte, weil Lady Palgrave starb und ihre Söhne mich entließen“, fuhr Laurel fort. „Ich sagte Ihnen allerdings nicht, dass ich nicht wusste, wohin ich jetzt gehen sollte, da ich keine andere Stellung finden konnte. Und dann dachte ich, wenn ich nach Falmouth ginge, könnte Meg mir vielleicht helfen, eine respektable Position zu bekommen, so wie sie für sich die Stellung als Lord Brandons Haushälterin gefunden hatte.“
„Sie ist weit mehr als nur seine Haushälterin, wenn mich nicht alles täuscht“, meinte Patrick mit einem halbherzigen Lachen. „Wie konnten Sie so unglaublich dumm sein, an einem solchen Ort zu enden? Haben Sie denn den Verstand verloren?“ Warum war er wütend auf sie, der scheinheilige Lüstling? Abrupt schritt er auf das Bett zu und zog die Decke zurück. „Legen Sie sich hin. Sie zittern ja wie Espenlaub.“
„Hinlegen?“ Sie eilte auf die andere Seite des Bettes, als könne sie sich dahinter verschanzen, und suchte an einem der Bettpfosten Halt. So sehr zitterten ihr die Beine, dass sie glaubte, sie müsse zu Boden sinken. Das Schultertuch glitt ihr von den Schultern. „Sie Scheusal! Lieber würde ich mich zu einem Schwein ins Bett legen. Ich bin auf dieselbe Weise hierhergekommen wie jedes unschuldige Mädchen vom Lande, könnte ich mir vorstellen. Ich musste umsteigen, um die Postkutsche nach Plymouth zu nehmen, und dabei wurde ich in die Irre geführt und schließlich überwältigt. Es war das erste Mal, dass ich mich in einer so großen Stadt zurechtfinden musste. Ich wusste nicht, dass es solche Orte überhaupt gibt – wo unschuldige Frauen einfach ergriffen werden, um ihnen Gewalt anzutun. Aber bei Ihnen klingt es so, als sei es mein Fehler gewesen. Wenn es nicht Männer wie Sie gäbe …“
Patrick kam mit langen, zielbewussten Schritten auf sie zu. „Kommen Sie nicht näher!“, keuchte sie. „Es spielt keine Rolle, wie ich hierherkam. Warum sind Sie hier? Ich hielt Sie für einen Gentleman.“ Ein bitteres Lachen entfuhr ihr. „Aber wie albern von mir. Die dort draußen sind alle Gentlemen , nicht wahr? Und ich hielt Sie für meinen Freund und dachte, zwischen uns gäbe es etwas …“
„Sie denken wirklich, ich bin hergekommen, um eine Jungfrau zu kaufen und zu vergewaltigen? Ich habe es nicht nötig, eine Frau zu kaufen, das können Sie mir glauben.“ Er stand jetzt sehr dicht vor ihr. Laurel glaubte, seine Wut fast körperlich spüren zu können. „Ja, auch ich glaubte, dass es etwas zwischen uns gab. Ich weiß nicht, was es war … was es ist. Ich weiß, es war Verlangen … und vielleicht mehr als das. Ich wäre zurückgekommen, um Sie wiederzusehen, nehme ich an.“ Dann schüttelte er den Kopf, als müsste er sich über sich selbst wundern. „Ich weiß nicht“, sagte er ein zweites Mal. „Ich weiß nur, dass Sie mir jetzt nicht mehr vertrauen.“
„Ihnen vertrauen?“, wiederholte sie ungläubig. Er war ihr so nahe, dass sie seinen charakteristischen Duft wahrnahm. Drei Tage lang hatte sie gegen die unerklärliche Anziehungskraft angekämpft, die er auf sie ausübte. Doch jetzt drängte sie ihr verräterischer Körper, sich an ihn zu schmiegen. Am liebsten hätte sie die Hände ausgestreckt, um ihn zu berühren. „Natürlich vertraue ich Ihnen nicht! Sie sagten, ich sei dumm. Nun, es wäre wirklich dumm von mir, zu glauben, Sie meinten es gut mit mir.“
„Ich bin hier, weil ich denke, dass Celina Shelley auf die gleiche Weise wie Sie verschwunden ist. Gut möglich, dass sie hier gelandet ist“, erklärte Patrick. „Ein Gassenjunge an der Herberge, zu der sie reisen wollte, glaubte sich an eine Frau zu erinnern, die wie Celina aussieht. Und der Kutscher, bei dem sie einstieg, scheint einer der Aufseher dieses Bordells gewesen zu sein. Der Junge bekommt hin und wieder Almosen von Reisenden, die an einen Ort wie diesen geführt werden wollen, deshalb habe ich keinen Grund, an seiner Aussage zu zweifeln“, fügte er hinzu.
„Aber wie kann er sich so genau erinnern? Lina ist bereits vor Monaten verschwunden.“
„Das weiß ich, aber einen solchen
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