Historical Collection 04
sein und sich nicht um die Belange der Menschen auf dem Anwesen zu kümmern, dachte Rose und bemerkte nur: „Das wusste ich nicht.“ Was für ein nichtssagender Satz. Aber was sollte sie sonst sagen? Wahrscheinlich hatte sie voreilig und zu heftig reagiert.
Pembridge zog eine Schulter hoch. „Ich könnte aber auch dann nicht bleiben, wenn es dem Anwesen besser ginge. Selbst wenn ich wollte, kann ich doch kein Stroh zu Gold spinnen wie Rumpelstilzchen. Ich habe mit meinen Geschäften mein eigenes Vermögen verdient, allerdings nicht in der Größenordnung, die hier gebraucht wird.“
Rose brachte nur ein schwaches, zustimmendes Lächeln zustande. „Das einzige Gold in unserer Gegend ist rot.“ Er hob fragend eine Augenbraue, und sie erklärte: „Die Apfelsorte in meinen Obstgärten heißt Redstreak . Eine alte Legende erzählt, dass ein Lord Scudamore die Saatkerne im siebzehnten Jahrhundert aus Frankreich mit hierher mitgebracht hat. Und diese Äpfel haben eine rotgoldene Farbe.“
„Wie dein Haar“, sagte Killian sanft und streckte die Hand aus, um eine ihrer Locken um einen Finger zu wickeln. „Es hat eine ganz ungewöhnliche Farbe, nicht blond, aber auch nicht richtig rot.“ Er sah sie mit intensivem Blick an und senkte die Stimme. „Ich frage mich, ob deine Haare wohl überall diese schöne Farbe haben …“
Nach dieser geschickt eingeworfenen Bemerkung war das Dinner vorbei. Die Zuckerkekse mussten warten. Es würde keine Verhandlungen geben, obwohl Rose in Wahrheit schon vor ihrer Einladung zum Essen ihre Entscheidung getroffen hatte.
Killian erhob sich vom Tisch und streckte ihr die Hand entgegen. Die Bedeutung dieser Geste war offensichtlich: Ich will dich. Heute Nacht werde ich dich lieben und du mich.
Rose nahm seine Hand und willigte damit in alles ein, was er wollte. Sie ließ zu, dass er sie nach oben führte. In einer Hand trug er einen Leuchter mit brennenden Kerzen, deren flackerndes Licht die Schatten auf der Treppe erhellte, mit der anderen hielt er ihre Hand warm und stark umfasst.
Oben im Schlafzimmer angekommen, schloss er die Tür leise hinter ihnen, obwohl niemand im Hause war, der sie hätte hören oder sehen können. Dadurch entstand eine intime Atmosphäre – heute gehörte er nur ihr, und sie gehörte nur ihm.
Er ging auf sie zu und beugte sich zu ihr hinunter, um ihren Hals hinter dem Ohr zu küssen und ihr zuzuflüstern: „Schau mich an, Rose.“ Er trat einen Schritt zurück, wobei er sie mit dem Blick nicht losließ, und begann, ganz langsam seine Kleider abzulegen.
Zuerst öffnete er Knopf für Knopf das Hemd, bis sein Oberkörper in all seiner Pracht enthüllt war. Vorhin, beim Waschen an der Pumpe, hatte sie nur seinen Rücken gesehen. Er war schön wie gemeißelt: sein muskulöser Bauch, die schmale Taille.
„Komm, hilf mir mit den Stiefeln.“
Einem Mann ohne Hemd beim Ausziehen seiner Schuhe zu helfen, fühlt sich irgendwie intim an, dachte sie, als sie an den Stiefeln zog. Sie glitten ab wie von selbst, und Killian schob Rose nun rückwärts zum Bett, von wo aus sie zusah, wie er das Gurtband seiner Hose öffnete. Er ließ die Hose über seine Hüften nach unten gleiten und streifte sie von den Beinen ab.
Es waren sehr sehenswerte Beine, muskulös und gut geformt. Um solche Oberschenkel und solche Wadenmuskeln zu entwickeln, musste er viel Zeit im Sattel verbracht haben. Dann ließ sie ihren Blick nach oben wandern bis hin zu seiner prachtvollen Männlichkeit. Hätte es noch eines Beweises für sein starkes Verlangen bedurft, war nun offensichtlich, wie sehr er sie begehrte.
Staunende Bewunderung erfüllte sie, darüber, dass zwei Menschen, die eigentlich Fremde waren, eine solche Wirkung aufeinander ausüben konnten. Sie war eine praktische und erdverbundene Frau, die ihr ganzes Leben lang im Zyklus der Jahreszeiten gelebt hatte. Sie kannte die Kräfte, die zur Erntezeit wirken. Sicher war es kein Zufall, dass so viele Tierkinder wie Fohlen, Kälber und Lämmer im Frühling geboren wurden. Auch viele Menschen folgen diesem Lauf der Natur. Man könnte in den örtlichen Geburtsregistern bestimmt feststellen, wie viele Kinder im Sommer, der auf die Verlockungen der Herbstzeit folgte, zur Welt kamen.
Vielleicht waren sie und Killian – in diesem intimen Moment konnte sie nicht mehr an ihn als Pembridge denken – nicht mehr als zwei Fremde, die die Wärme eines anderen Körpers suchten.
Er streckte die Arme nach ihr aus und zog sie an sich. Sie
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