Historical Collection 04
befürchten hätte?
Er war fast sicher, dass er selbst damit durchkommen würde. Aber Rose? Er wollte sie auf keinen Fall in einer Atmosphäre von Kritik und Ablehnung zurücklassen, wenn er abreiste und zu seinem Leben in der Stadt zurückkehrte. Wenn er fortging.
So vieles hatte sich innerhalb eines einzigen Tages verändert. Gestern Morgen noch wollte er unbedingt weg von Pembridge-on-the-Wye. Er hatte sich auf die Suche nach jemandem gemacht, der ihm helfen sollte, damit er schneller abreisen konnte. Stattdessen hatte er Äpfel geerntet. Und heute Morgen hatte er es auf einmal nicht mehr so eilig fortzugehen.
Gestern Nacht hatte er erwartet, dass er ohne innere Beteiligung die körperliche Befriedigung in der Begegnung mit Rose genießen würde, und doch hatte ihn die Liebesnacht mit ihr viel tiefer berührt, als er vorher geglaubt hätte. Sie war so offen gewesen und hatte sich vollkommen dem gemeinsamen Genuss hingegeben. Unter der Decke liegend, fühlte er bei der Erinnerung daran wieder Erregung in sich aufsteigen. Wie sie ihn berührt und sich ihm geöffnet hatte, und wie sie ohne Vorbehalte den Weg zum gemeinsamen Höhepunkt mit ihm gegangen war. Er hatte schon früher mit Frauen nach nur kurzer Bekanntschaft das Bett geteilt und auch mit einigen, die er weitaus länger gekannt hatte, bevor sie miteinander ins Bett gingen, aber bei keiner hatte er so empfunden wie letzte Nacht bei Rose. Es war weit mehr gewesen als nur rein körperliches Verlangen. Er hatte sich auf fundamentale Weise mit diesem anderen Menschen verbunden gefühlt, und dieses Gefühl wollte er nicht nur einmal erleben.
Es war völlig anders gewesen als sonst. Normalerweise fühlte er sich gut dabei, wenn er mit einer attraktiven Frau schlief, die er kaum kannte. Dann stand er am nächsten Morgen auf und ging. So hatte er es gestern auch geplant, aber es war nicht bei der üblichen inneren Distanz geblieben.
Er hatte zu ihr gesagt, er kenne sie besser, als sie glaubte. Normalerweise sagte man so etwas, wenn man als Mann etwas bei einer Frau erreichen wollte. Aber was wusste er eigentlich wirklich über Rose Janeway? Sie war Witwe und Besitzerin großer Obstgärten, in denen sie selbst mitarbeitete. Und sie war schön. Das war eigentlich schon alles, war er von ihr wusste. Die Liste der Dinge, die er nicht wusste, war viel länger.
Er kannte nicht ihre Lieblingsfarbe oder ihr Lieblingsessen, keine ihrer sonstigen Vorlieben und Abneigungen. Nichts von den Dingen, die Freunde voneinander wussten, und doch ging ihre Vertrautheit weit über einfache Freundschaft hinaus. Es war erstaunlich, in welch kurzer Zeit sein Verlangen nach ihr zu einer fieberhaften Leidenschaft geworden war. Noch außergewöhnlicher war aber sein Zustand, nachdem er sie erobert hatte. Wenn er sonst eine Frau nach so kurzer Bekanntschaft verführt hatte, war sein Feuer schnell erloschen. Nicht so in diesem Fall. Er wollte sie gleich noch einmal besitzen, und zwar so dringend, dass er überlegte, sie zu suchen und auf der Stelle zurück in sein Bett zu holen. Im Falle von Rose Janeway war seine Glut noch lange nicht erkaltet.
Man weiß nicht, ob er seinen Entschluss durchgeführt hätte, denn er bekam keine Gelegenheit mehr dazu, weil sich die Schlafzimmertür öffnete und Rose hereinkam. Sie schob die Tür mit der Hüfte zu, in den Händen trug sie einen Korb mit zusammengefalteten Kleidungsstücken. Sie sah verlockend und frisch aus in ihrem Alltagsrock aus schwerem dunkelblauen Stoff und einer weißen Bluse. Ihr Haar hatte sie zu einem festen Zopf geflochten, der ihr über eine Schulter nach vorn hing und provokativ auf ihrer Brust auflag.
„Heute keine lange Hose?“, erkundigte sich Killian und fragte sich, ob sie wohl die zeltförmige Erhebung der Decke in seiner Leistengegend bemerkt hatte.
„Ich bin gekommen, um mich umzuziehen.“
Schon stellte er sich vor, wie die Knöpfe an ihrer Bluse der Reihe nach aufgingen und er immer mehr von ihrem schönen Busen zu sehen bekäme. Es juckte ihn in den Fingern, das Gewicht ihrer Brüste in den Händen zu spüren.
Rose setzte den Korb am Fußende des Bettes ab. „Ich habe auf dem Dachboden noch mehr Kleider für dich gefunden, und ich dachte mir, du möchtest sie vielleicht gern zur Arbeit anziehen.“
Hinter diesem Satz steckte mehr, als sie ausgesprochen hatte. Rose hatte meisterlich eine Überleitung zu dem schwierigen Thema gefunden, wie es mit ihnen weitergehen sollte, indem sie ihm Hemd und Hose anbot. Er
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