Historical Collection Band 01
Franzosen? Sie haben Algier genommen“, fragte ein anderer.
Bitar breitete die Arme aus, als wollte er das Zelt und die Welt davor umfassen. „Worüber sollte man sich in der Wüste sorgen? Die Franzosen können uns hier draußen nicht besiegen. Hier sind wir das Gesetz, und ich werde dafür sorgen, dass es so bleibt.“
Alex nickte wie die übrigen Männer, um seine Gleichgesinntheit auszudrücken. Er warf Crispin einen schnellen Blick zu, für den sein Nicken etwas ganz anderes bedeutete. Auch Crispin nickte. Susannah hatte also nicht gelogen. Mehr als das, sie hatte bewiesen, wie klug sie war, da sie ihre Gefangenschaft bisher offensichtlich gut zu nutzen wusste. Ihre Kenntnisse der arabischen Sprache mussten besser sein, als Alex angenommen hatte, wenn es ihr gelungen war, trotz ihrer niedrigen Stellung hier die Mission ihres Vaters zu Ende zu bringen. Seine Bewunderung für sie wuchs noch mehr. Sie hatte über jeden Zweifel hinaus bewiesen, dass sie die Tochter ihres Vaters war.
Die Pfeife kam bei ihm an, und er sog tief den süßen Rauch ein und atmete genüsslich aus. Zwar war er nicht wirklich nach seinem Geschmack, aber das Rauchen der Wasserpfeife war ein Zeichen der Freundschaft. Abzulehnen wäre in höchstem Maße schädlich für seine Pläne. Er reichte die Pfeife an Crispin weiter. Dann begannen die Trommeln. Begeisterte Zurufe kamen von den Männern, die in der Nähe des Eingangs saßen, und man fing an, im Rhythmus zu den Trommeln zu klatschen. Die Tänzerinnen betraten das Zelt.
Alex sah Susannah sofort. Sie war die Erste in der Reihe, heute in prächtiges Rot und Gold gekleidet. Ein Gürtel aus Münzen klimperte herausfordernd an ihren Hüften, winzige Kupferzimbeln an ihren Fingern klirrten im Takt des Tanzes.
Sie war bezaubernd. Gierige Männerblicke folgten ihr, während sie an ihnen vorbeieilte, bis sie Bitar erreichte. Ihre Gesten lenkten die Blicke der Männer geschickt zu ihren kaum von dem roten Stoff verhüllten Brüsten. Heute gab ihr Kostüm sogar noch mehr preis als gestern. Die hauchdünnen Pluderhosen lagen verführerisch tief auf ihren Hüften, die sich sinnlich zu den Klängen der Trommel wiegten.
Sie tanzte, als wäre ihr die erotische Wirkung ihres Kostüms nicht bewusst, als wüsste sie nicht, was sie mit den Männern anstellte, die sie mit den Blicken auszogen – was sie mit Alex anstellte.
Verlangen erwachte abrupt und heftig in ihm. Sie mochte ja die Blicke der anderen Männer nicht bemerken, aber er wollte, dass sie ihn bemerkte. Ein nie gekanntes Gefühl der Eifersucht packte ihn. Sie sollte ihm zeigen, wie sehr sie sich seiner bewusst war. Es war ein dummer und gefährlicher Wunsch, denn Bassam beobachtete ihn noch immer. Aber Alex konnte nicht anders.
Und dann tat sie es. Sie tanzte ein wenig nach rechts, bis sie direkt vor ihm stand – mit schwingenden Hüften und verheißungsvollen Blicken. Diese Verheißung würde sie einhalten. Dafür würde er sorgen.
Nach dem Tanz spielte man Karten. Trotz seiner Verachtung für alles, was in Europa beliebt war, hatte Bitar eine Vorliebe für das Kartenspiel. Niedrige Tische wurden zwischen den Kissen aufgestellt, und die Männer machten sich für eine angenehme Nacht bei Kartenspiel und süßem Tee bereit. Einige der Tänzerinnen blieben, um das Spiel ein wenig zu beleben. Sobald Alex sah, dass Crispin einen Platz am Tisch des Scheichs für sich beanspruchte, verließ er unauffällig das Zelt. Sein Freund würde die Männer an seinem Tisch die ganze Nacht beschäftigen.
Auf seinem Weg hinaus griff sich Alex noch einen Teller mit Obst und Gebäck, der unberührt geblieben war. Im Lager herrschte noch reges Kommen und Gehen. In anderen Zelten fanden andere Vergnügungen statt. Die Leute bemühten sich, einander zu beeindrucken und Geschäfte zu machen, solange der moussem anhielt.
Angekommen in seinem eigenen Zelt, wartete er. Das war der einzige Haken an seinem Plan. Alex wusste nicht, wo Susannah untergebracht war, und er konnte nicht nach ihr suchen, ohne Verdacht zu erwecken. Aber sie würde zu ihm kommen. Falls es ihr möglich ist . Bereits der Gedanke, ein an derer Mann könnte ihr befehlen, sein Bett zu besuchen, störte ihn. Nein, er störte ihn nicht nur. Das war ein zu schwaches Wort. Der Gedanke brachte sein Blut zum Kochen vor Wut. Natürlich würde sie kommen. Der Scheich saß beim Kartenspiel. Er würde erst bei Morgengrauen sein Bett aufsuchen.
Seine Befürchtungen erwiesen sich als unbegründet. Nur
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