Historical Collection Band 01
verlangen. Wie du dir denken kannst, will sie, dass wir sie mitnehmen“, warf Alex ein.
Crispin schien nicht überrascht. „Habe mich schon gefragt, wann wir zu diesem Punkt kommen. Können wir ihr vertrauen?“
Alex zuckte die Achseln. „Ist das wichtig? Sie ist eine Engländerin, die gegen ihren Willen festgehalten wird. Aber ich denke, es gibt wenig Gründe, ihr nicht zu vertrauen.“
Crispin lachte zynisch. „Sie ist eine Frau, Alex. Man kann keiner von ihnen wirklich trauen. Doch lass uns hoffen, du hast hier einen seltenen Edelstein gefunden. Schließlich weiß sie jetzt, dass wir hier sind, um zu klären, wem die Stämme Treue schwören wollen. Das braucht sie dem Scheich nur zu verraten, und wir sind geliefert. Und sie bekommt, was der Scheich ihr versprochen haben mag. Vielleicht ihre Freiheit?“
Alex nahm Anstoß an Crispins Unterstellung. „Wir können ihr vertrauen. Sie wusste nur von unserer Mission, weil ihr Vater vor uns damit beauftragt worden war. Sie braucht uns.“
Crispin nickte. „Angenommen, du hast recht. Wie wollen wir sie hier herausbekommen?“
„Es gibt eigentlich nur zwei Möglichkeiten“, meinte Alex lächelnd. „Entweder wir überzeugen Bitar davon, dass er sie uns schenken sollte, oder wir rauben sie ihm und reiten, was das Zeug hält.“
„Ich habe schon befürchtet, dass du das sagen würdest. Dann könnten wir eigentlich auch das Pferd stehlen, wenn wir schon dabei sind. Hängen können sie uns nur einmal. Glaubst du, die Krone wird uns je verzeihen? Diebstahl von Frauen, Diebstahl von Pferden. Unsere Fähigkeiten werden immer ausgefallener, lieber Freund.“
Alex lachte. „Dein Bruder ist ein Earl, dir werden sie alles vergeben. Bei mir mache ich mir schon mehr Sorgen.“
„Ach was, du wirst als Märchenprinz und Held aus der Sache herauskommen. Der Wüste entfliehend, mit der Tochter eines vermissten Diplomaten hinter dir auf dem Pferd. Romantische Geschichten wie diese inspirieren die Dichter. ‚Die Ballade von Alex und Susannah‘. Ich kann schon direkt hören, wie sie in jedem feinen Etablissement in London gesungen wird.“
„Lass das, Crispin. Sie ist die Tochter eines Diplomaten.“
„Das macht sie nicht zur Nonne“, entgegnete Crispin.
„Sie ist keine houri . Sie ist Susannah Sutcliffe, Lord Sutcliffes Tochter, und ich wäre dir dankbar, könntest du dich respektvoll über sie äußern“, erwiderte Alex erbost.
Crispin warf ihm einen prüfenden Blick zu und hob die Augenbrauen. „Hm. Du hast noch nie wegen einer Frau so heftig reagiert. Scheint mir ganz so, als wäre da mehr zwischen dir und Miss Susannah, als du zugeben willst.“
Abrupt stand Alex auf, ohne auf Crispins Bemerkung einzugehen. „Ich muss mich um einige Dinge kümmern. Wir sehen uns nachher vor dem Zelt des Scheichs. Er hat für heute einige Wettkämpfe angesagt, glaube ich.“ Crispin und er arbeiteten seit zwei Jahren zusammen. Seinem Freund konnte Alex sein Leben anvertrauen. Crispin war der anständigste Mann, den er kannte. Aber aus irgendwelchen Gründen konnte er nicht dulden, dass er seine Begegnung mit Susannah auf so grob witzelnde Weise verunglimpfte.
Alex schlenderte durch den Basar, der in einem großen Zelt untergebracht war, und blieb immer wieder stehen, um die Waren der Händler zu bewundern. An einem erstand er einen kleinen Behälter mit einer Creme, deren Rosenduft ihn an Susannah erinnerte.
Susannah, dachte er versonnen. Seit vergangener Nacht war sie fast ständig in seinen Gedanken. Ihr Liebesspiel war unbeschreiblich schön gewesen, doch inzwischen fiel es ihm immer schwerer, die Wirklichkeit auszuklammern.
Er befand sich in einer sehr schwierigen Lage. Noch lange hatte er wach gelegen, nachdem Susannah gegangen war. Obwohl er die Nacht dazu hatte nutzen wollen, über diplomatische Angelegenheiten nachzudenken, kehrte er immer wieder zu ihr zurück. Als es nur um sein Verlangen ging, war es nicht wichtig gewesen, wer sie war. Sie war ganz einfach eine Frau, leidenschaftlich und kühn. Und er ein Mann, der auf die Verlockung ihres Leibs geantwortet hatte. Alles war noch einfach und ursprünglich gewesen in der Dunkelheit seines Zelts.
Doch dann hatte er nach ihrem Namen gefragt, und die Wirklichkeit hatte ihn eingeholt. Sie war die Tochter eines Engländers. Und nicht einmal irgendeines Engländers.
Lord Sutcliffe galt als bedeutendster britischer Diplomat, besonders in Angelegenheiten Nordafrikas. Während seiner frühen Jahre in Kairo hatte Alex
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