Historical Collection Band 01
knabbern. „Wir haben ein Problem“, sagt er leise.
„Hm …“, murmelte sie, die Augen noch geschlossen, und presste sich fester an ihn.
Sogleich war er wieder erregt. Ob Loveday etwas dagegen einzuwenden hatte, dass er seine Liebe zu ihr bald aufs Neue unter Beweis stellte? Nun, er würde es herausfinden! Ein mutwilliges Lächeln huschte über sein Gesicht, als er sagte: „Ich überlege, was mit deinen Wandgemälden geschehen soll. Wahrscheinlich werde ich eine dezente Tapete aussuchen und jemandem den Auftrag erteilen müssen, die Bilder zu überkleben.“
„Was!“ Abrupt setzte sie sich auf, stellte fest, dass sie nackt war und zog die Decke über die Brüste. „Das wirst du ganz bestimmt nicht tun!“
Lachend zog er die Decke fort. „Du hast dir wohl nicht klargemacht, welchen Skandal diese Motive hervorrufen werden.“
„Du meinst, die Mitglieder der guten Gesellschaft würden es dir nicht verzeihen, dass du dein Schlafzimmer mit Bildern deiner Mätresse schmückst?“ Sie war jetzt hellwach, und ihre Augen blitzten zornig. „Darüber hättest du dir Gedanken machen sollen, ehe du mich diese Bilder malen ließest.“ Während sie versuchte, die Decke zurückzuerobern, musterte sie Everett voller Entrüstung.
Er schaute ebenso entrüstet drein. „Von welcher Mätresse redest du? Zum Teufel mit allen Mätressen. Die gute Gesellschaft wird mir nicht verzeihen, dass ich mein Schlafzimmer mit Bildern schmücke, auf denen meine Gattin in derart unzüchtigen Posen zu sehen ist.“
Es wurde sehr still im Zimmer. Erst nach einer ganzen Weile flüsterte Loveday: „Deine Gattin?“
„Meine Gattin!“, wiederholte er mit fester Stimme. „Ich mag ein selbstsüchtiger Schurke sein, so wie Lionel gesagt hat, aber ich bin kein Dummkopf. Ich mache nie zweimal den gleichen Fehler. Ich will dich nicht wieder verlieren. Hast du vergessen, dass ich gesagt habe, diesmal würde ich dich nicht wieder hergeben? Du hast versprochen, bei mir zu bleiben.“
Ihr Herz klopfte zum Zerspringen. „Ich erinnere mich daran, dass du das gesagt hast. Aber damit ich bei dir bleibe, brauchst du mich nicht zu heiraten.“ Wie hätte sie seine Worte je vergessen können? Was er ihr in der vergangenen Nacht zugeflüstert hatte, hatte sich für alle Zeiten in ihr Gedächtnis eingegraben. Er hatte ihr geschworen, dass er sie liebte. Doch von Heirat hatte er nicht geredet. Warum auch? Sie hatte ihm gestanden, dass sie seine Liebe erwiderte. Sie hatte sich ihm hingegeben. Sie gehörte ihm. „Ich bin doch bei dir. Ich liege in deinem Bett. Weißt du, ich dachte, du wolltest mich zu deiner Mätresse machen. Nur weil ich Lionels Schwester bin, brauchst du …“
„Stopp!“, unterbrach er sie. Er schloss sie in die Arme und strich ihr eine verirrte Locke aus der Stirn. „Du bist in erster Linie Loveday und dann erst Lionels Schwester. Und heiraten muss ich dich, weil ich dich liebe.“
Ihr Herz machte einen Sprung. Everetts Stimme klang so zärtlich, dass das, was er sagte, gar nicht so wichtig war. Seine Stimme bestätigte ihr, wie viel sie ihm bedeutete. Sie zweifelte nicht daran, dass er sie liebte. Dennoch blieb die Tatsache bestehen, dass er ein Viscount war und sie ein Niemand.
„Deine Familie wird nicht damit einverstanden sein“, begann sie. „Ich habe keine Mitgift und keine Verbindungen zur guten Gesellschaft. Niemand wird die Schwester eines Malers willkommen heißen. Außerdem male ich selbst. Ich muss malen. Ich kann nicht damit aufhören!“
Er lachte laut auf. „Hat irgendjemand von dir verlangt, mit dem Malen aufzuhören?“
„Würdest du das denn nicht von mir erwarten?“ Sie konnte kaum glauben, dass er sie wirklich heiraten wollte. Ganz gewiss würde er ihr, wenn sie tatsächlich seine Frau wurde, nicht gestatten, weiterhin als Malerin zu arbeiten.
„Nein.“
Wahrscheinlich dachte er, sie würde die Malerei als Hobby betreiben. „Malen ist mein Beruf“, erklärte sie ernst, „ich möchte ihn nicht aufgeben.“
„Wenn du Geld verdienst, wird mich das für die fehlende Mitgift entschädigen“, scherzte er. „Du musst mir nur versprechen, dass du keine Aktbilder von dir selbst verkaufst – höchstens an mich. Darauf bestehe ich.“
Sie errötete vor Entrüstung. Und er lächelte zufrieden. „Was meine Verwandten betrifft“, verkündete er,„so interessiert mich ihre Meinung nicht besonders. Im Übrigen bin ich davon überzeugt, dass sie sich bemühen werden, nett zu dir zu sein, sobald sie
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