Historical Collection Band 01
weg von den neugierigen Blicken der Zuschauer, hinaus aus dem überfüllten Saal und in einen kleinen, unbenutzten Raum entlang des Korridors.
Ewan schloss die Tür hinter sich und drückte Isabella auf einen Sessel nahe dem Kamin. Er reichte ihr ein Glas mit einer Flüssigkeit, so goldbraun wie seine Augen. „Trinken Sie!“, befahl er energisch.
Isabella trank. Der Brandy ließ sie kurz nach Luft schnappen, doch er belebte sie. Sie nahm einen zweiten Schluck.
„Langsam, lassen Sie sich Zeit.“
Sein amüsierter Tonfall reizte sie, sodass sie trotzig das Glas leerte. „Was macht es schon, wenn ich betrunken bin? Bettelarm haben Sie mich sowieso schon gemacht.“
„Nicht ich, Sie wollten so hoch spielen“, entgegnete er scharf. „Wenn Sie nun bettelarm sind, haben Sie es sich selbst zuzuschreiben.“
Die Wahrheit seiner Worte traf sie wie ein eiskalter Guss. Verzweifelt sank sie in sich zusammen. Was ihr, als sie heute Abend aus dem Haus ging, wie eine wunderbare Lösung ihrer Probleme erschienen war, hatte dazu geführt, dass sie nun elender dran war als zuvor, denn nun besaß sie nicht einmal mehr ihre Perlen. Mit zitternder Hand setzte sie das Glas auf einem Tischchen ab.
„Wie recht Sie haben. Ich bitte um Entschuldigung. Sie haben gewonnen, ich habe verloren“, sagte sie und erhob sich, um zu gehen.
„Sie könnten es ändern.“ Es war eine verrückte Idee, doch ihm war, als habe das Schicksal sie ihm gesandt. Wie in einem Spiegel glaubte er in ihren schönen Augen seine eigene unterschwellige Verzweiflung zu erkennen. Und noch etwas anderes. Wilden Trotz im Angesicht einer Niederlage. Auch das kannte er – vom Schlachtfeld. Etwas Ungewöhnliches bei einer Frau. Bewundernswert. Und sehr, sehr begehrenswert. Wie ein Ruf zu den Waffen.
Unsicher musterte Isabella ihn. „Sie haben alles, was ich besaß. Ich habe sonst nichts einzusetzen.“
Hoch ragte er vor ihr auf. Sie war sich seiner männlichen Ausstrahlung sehr bewusst. Als er lachte, kam der Klang tief aus seiner Brust, fast wie ein Grollen, und ihr sträubten sich die kleinen Härchen auf ihrem Nacken.
„Die Summe, die Sie verloren haben, bedeutet mir nicht das Geringste. Sie jedenfalls, möchte ich wetten, benötigen sie dringender als ich.“
Mit verzerrtem Lächeln antwortet sie: „Mehr, als Sie sich vorstellen können.“
Bernsteinfarbene Augen hielten ihren Blick, während er mit einem schlanken Zeigefinger ihr Kinn anhob. „Sie können alles zurückhaben, wenn Sie auf meine Bedingungen eingehen.“
Ihr Herz pochte heftig, doch stolz hielt sie seinem Blick stand. „Ich bin keine Kurtisane. Ich bin nicht käuflich.“
Lässig legte Ewan die Rolle Geldes auf den Tisch. „Ich will Sie nicht kaufen. Ich möchte Sie einzig bitten, sich mit mir auf ein Wettspiel einzulassen. Ein etwas anderes als das vorhin.“
Gewaltsam löste Isabella ihren Blick von den Banknoten und schaute dem Mann ins Gesicht. „Was meinen Sie mit ‚etwas anderes‘?“
Ewan war sich bewusst, dass der Brandy, den er konsumiert hatte, ihn, statt zu ermüden, aufreizte und ihn ausgefallen handeln ließ. Er betrachtete die junge Frau abwägend. Ihr entzückendes Gesicht war gerötet, und ihr Busen hob und senkte sich hastig. Aufregung stand in ihren hinreißenden Augen. Und Trotz und Kühnheit. Sie war schön. Und außerordentlich faszinierend.
Es war ein spontaner Einfall, nicht mehr. Er wollte sehen, wie weit zu gehen sie bereit war. Hatte nicht vor, es wirklich zu tun, obwohl er tief drinnen wusste, dass er sie nicht würde weggehen lassen können, zu welchem Preis auch immer. „Sie verbringen drei Nächte mit mir. Wie die verlaufen, sollen die Würfel entscheiden. Wer gewinnt, darf festlegen, was zwischen uns geschieht. Alles …“, er hörte die Worte, ohne so recht zu glauben, dass tatsächlich er sie aussprach, „… oder nichts, wenn das Glück Ihnen hold bleibt. Was meinen Sie?“
Sein Lächeln bat um Vertrauen, doch Isabella ließ sich nicht narren. Er wirkte auf sie wie ein Löwe vor einer Beute auf dem Sprung. Sie schluckte ihre erste Entgegnung – ein entschiedenes Nein – und zwang sich, sachlich zu überlegen. Das Geld würde ihr erlauben, auszuführen, was sie überhaupt hierher gebracht hatte. Dies war ihre letzte Chance, das war ihr klar. Alle anderen Möglichkeiten hatte sie während der vergangenen Monate ausgeschöpft. Doch welchen Preis würde sie möglicherweise in diesen drei kommenden Nächten zahlen müssen?
Der Mann vor
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