Historical Collection Band 01
Vorsicht über Bord. „Ich werde mein Wort nicht zurücknehmen, haben Sie keine Sorge.“
Ewan nickte, sicher, dass sie die Regeln akzeptiert hatte.
Als er ihre Hand berührte, rann ihr ein zarter Schauer bis in den Arm. Sie spürte nachgerade, wie der Blick seiner ungewöhnlichen goldbraunen Augen über sie hinglitt. Verlangend, vertraulich, wissend. Über ihre Kehle hinab bis zum schwellenden Ansatz ihrer Brüste. Sie errötete, und ihr Atem ging schneller.
„Sollen wir?“ Seine Stimme klang verführerisch. Er deutete auf die Würfel, die auf einem kleinen Tisch lagen. „Sie haben die Ehre …“
Isabella nahm die Würfel auf. Sie fuhr sich mit der Zunge über ihre trockenen Lippen, auf denen noch Spuren von Schminke hafteten. „Fünf!“, rief sie. Es fielen eine Sechs und eine Drei. Ewan beobachtete sie. Raubtierhaft. Hungrig. Ja, er wird mich verschlingen, dachte sie entsetzt, doch mit seltsamer Genugtuung.
„Sechs!“, rief Ewan sehr zuversichtlich, ehe er warf. Die Würfel rollten aus und zeigten gehorsam eine Fünf und eine Eins.
Ohne Überraschung oder Enttäuschung zu zeigen, wandte Isabella sich ihm zu. In jäher Erwartung waren ihre Augen ganz dunkel geworden. „Sie haben gewonnen.“
Wortlos führte er sie aus dem Salon, den Gang entlang bis zum Ende und durch eine Tür in ein geräumiges Zimmer, das offensichtlich das seine war. Kerzen in silbernen Leuchtern brannten auf dem Kaminsims und auf einer mit Intarsien verzierten Kommode an der gegenüberliegenden Wand. Vor dem Kamin standen rechtwinklig zueinander ein Sessel und eine Ottomane. Mehrere dicke Teppiche aus Seide und Wolle verdeckten teilweise den glänzenden Boden, und die Fenster waren mit schweren dunkelroten Damastvorhängen verhängt. Aus dem gleichen Material bestanden die Draperien des riesigen Himmelbettes mit seinem Brokatüberwurf, das den Raum beherrschte.
Auf einem kleinen Tisch warteten ein Flasche Champagner und zwei Gläser, wie Ewan befohlen hatte. So sicher war er sich seines Sieges gewesen.
Isabella wählte die Ottomane und ließ sich darauf nieder. Mit zitternden Fingern nahm sie das Glas Champagner entgegen, das Ewan ihr eingeschenkt hatte.
„Warten Sie bitte einen Moment“, bat er dann, indem er die Tür zu einem angrenzenden Raum öffnete, vermutlich sein Ankleidezimmer, und darin verschwand.
Sie nippte an dem eisgekühlten Getränk und spürte die kleinen Bläschen prickelnd auf der Zunge zergehen. Der ungewohnte Alkohol ließ sie ruhiger werden. Sie fühlte sich wie in einem Traum, sah sich wie von Weitem zu, irgendwie losgelöst. Isabella, die im Hintergrund beobachtete, was Belle als Nächstes tun würde. Rasch schenkte sie sich noch einmal ein und trank das Glas in einem Zug aus.
Als Ewan zurückkehrte, trug er eine Art Kimono aus schwerer chinesischer Seide, der nur mit einem Gürtel lose zusammengehalten wurde. Unauffällig musterte sie ihn, während er sich in den Sessel neben ihr sinken ließ. Der Stoff des Kleidungsstückes fiel auseinander und zeigte ein langes, muskulöses Bein mit gut geformter Wade und ein Stück kräftigen Oberschenkels. Offensichtlich war er unter dem Gewand splitternackt. Isabella zwang sich, ihren Blick höher wandern zu lassen. Lockiges Brusthaar spross fast bis zu seinem kräftigen Hals. Er trug nicht die modische Zopffrisur, sondern ließ sein Haar lose über die Schultern fallen, einer Löwenmähne gleich. Es passte zu ihm. Isabella hob ihr Glas, um zu trinken, und stellte erstaunt fest, dass es leer war.
Er nahm es ihr ab. „Sie haben eine Ehrenschuld einzulösen. Mir wäre es lieber, das geschähe in nüchternem Zustand.“
So kühl er sprach, ließ sein volltönender schottischer Akzent die Worte doch drohend und gleichzeitig lockend klingen. Trotzig funkelte sie ihn an. „Ich bin mir meiner Verpflichtungen voll und ganz bewusst, Sir. Ich stehe zu Ihrer Verfügung.“
Ewan griff nach ihrer Hand und umfing sie fest mit der seinen. Schlanke, lange Finger; am Handgelenk pochte sichtbar ihr Puls. Er küsste die Stelle und fuhr sanft mit der Zunge darüber, sog den frischen, blumigen Duft ihrer Haut ein, bis sein eigener Pulsschlag sich ebenfalls beschleunigte. „Nicht ‚zur Verfügung‘ … sagen wir lieber, Sie gehorchen meinen Befehlen.“
Für den Hauch eines Augenblicks glaubte er, Angst in ihrer Miene zu lesen.
„Und was befehlen Sie mir?“, fragte sie ein wenig atemlos.
Wie er erwartet hatte, stellte sie sich der Herausforderung.
„Entkleiden Sie
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