Historical Collection Band 03
konterte sie und funkelte ihn zornig an.
Aber auch Daniel war verärgert. „Dann behalte doch deine kostbare Jungfräulichkeit!“, meinte er ungeduldig, bevor er entschlossen zur Verbindungstür zwischen ihren beiden Schlafgemächern schritt. „Allerdings rate ich dir, nie wieder eine Tür zwischen uns zu verschließen!“ Damit knallte er besagte Tür laut hinter sich ins Schloss.
Alice konnte die Tränen nicht länger unterdrücken. Sie vergrub das Gesicht in den Händen und schluchzte herzzerreißend. Es blieb ihr nichts anderes übrig – sie musste auf Daniels Liebe warten. Denn mit weniger konnte sie sich nicht zufriedengeben.
5. KAPITEL
W o zum Teufel bist du gewesen?“
Alice reichte Reynolds, dem Butler, gelassen Hut und Handschuhe, die so gut zu ihrem grünen Kleid passten, bevor sie sich zu dem Mann umwandte, der erst seit einer Woche ihr Gatte war – wenn auch nur dem Namen nach. Daniel stand an der Tür zum Salon und schaute finster zu ihr herüber.
Es war eine lange, schwierige Woche gewesen. Sicher für ihn genauso wie für sie, wie Alice insgeheim zugeben musste. Ihre Hoffnung, es könnte sich allmählich eine liebevolle Beziehung zwischen ihnen ergeben, war wieder und wieder von Daniels launenhaften Stimmungen enttäuscht worden.
„Ich habe Sie mit meiner kleinen Ausfahrt verärgert, Mylord?“, entgegnete sie nur leichthin und trat zu ihm in den Salon. Sie bestand noch immer darauf, ihn förmlich zu siezen, obwohl sie ahnte, dass sie ihn damit zur Weißglut brachte. Oder vielleicht auch gerade deswegen.
Sie hörte, wie er hinter ihr leise die Tür schloss.
„Du bist zu spät für das Mittagessen.“ Immer noch mit finsterer Miene, blieb er vor dem leeren Kamin stehen. Das Wetter war so mild, dass kein Feuer gemacht werden musste. „Und du hast nicht gesagt, wo du hingehen wolltest“, fügte er vorwurfsvoll hinzu.
Alice hob die Augenbrauen. „War das denn nötig?“
„Natürlich!“ Daniel unterdrückte ein Schimpfwort, das ihm auf der Zunge lag. Er wusste, dass er genauso wütend war auf sich wie auf Alice. Weil er sich Sorgen um sie gemacht hatte. „Du könntest doch von Straßenräubern überfallen worden sein. Oder Schlimmeres.“ Gereizt presste er die Lippen zusammen.
„Aber hätte denn das eine oder das andere verhindert werden können, Mylord, wenn ich vorher Bescheid gesagt hätte?“
„Du stellst dich absichtlich schwierig an, Alice.“
„Wirklich?“ Sie setzte sich in einen der Armsessel und sah abwartend zu Daniel auf.
Daniel beherrschte sich nur mühsam, und in letzter Zeit passierte es ihm leider recht häufig, dass er das tun musste. Aus dem einen oder anderen Grund, irgendetwas war es immer. Und immer hatte es mit dieser widerspenstigen jungen Frau zu tun, die jetzt seine Gattin war.
Warum konnte Alice nicht die schüchterne, gehorsame Frau seiner Vorstellung sein, die ihren Tag gern damit zubrachte, an ihrer Stickerei zu arbeiten und Blumen zu arrangieren? Und die ihre Nächte in seinem Bett verbrachte, um ihm einen Erben zu schenken …
Doch Alice tat nichts von alledem. Stattdessen unternahm sie tagsüber Spaziergänge auf seinem Landsitz und besuchte seine Arbeiter und Pächter. Oft kam sie mit einer Liste von Dingen zurück, die der eine oder andere Pächter benötigte, und präsentierte sie ihm, damit er sie seinerseits an seinen Verwalter weiterleiten konnte.
Und was ihre Nächte anging …
Daniel hatte sich nach dem Zwischenfall in ihrer Hochzeitsnacht geschworen, Alices Schlafgemach erst dann wieder zu betreten, wenn sie ihn dazu einlud. Bisher war diese Einladung allerdings noch nicht erfolgt.
Zudem war er gezwungen mit anzusehen, wie seine junge Frau jedes Mitglied seines Haushalts verzauberte – angefangen vom steifen, förmlichen Reynolds bis zum niedrigsten Hausmädchen. Und an den zwei Nachmittagen, an denen sie benachbarte Güter besucht hatten, damit er dem hiesigen Landadel seine Countess vorstellen konnte, war Alice mit einer Wärme begrüßt worden, die ihn verblüfft hatte.
„Sie hätten mich begleiten können, wenn Sie gewollt hätten …“
Daniel betrachtete sie missgelaunt, wie sie völlig ungerührt – und so jung und wunderschön – im Sessel saß. „Ich erinnere mich nicht, eingeladen worden zu sein.“
Ein schelmisches Lächeln erschien um ihre Lippen. „Irgendwie bin ich sicher, dass Sie das bisher noch nie davon abgehalten hat, genau das zu tun, was Sie wollten.“
Vielleicht nicht, aber Daniels
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