Historical Collection Band 03
dass Alice es tat.
Zum Teufel mit James Carter! Sollte der Mann doch gehen, wenn er wollte. Daniel missfiel seine übellaunige Weise sowieso. Er würde einfach einen neuen Verwalter einstellen. Oder vielleicht selbst diese Aufgabe übernehmen?
Alice nutzte den Augenblick, um Daniels halb abgewandtes Gesicht zu betrachten. Sie war sicher, dass man ihr ihre Gefühle deutlich ansah. Die Liebe, die sie für Daniel empfand, war in der Zeit nach ihrer Hochzeit stärker geworden. Natürlich sah er hinreißend aus, und sie brauchte ihn nur anzuschauen, damit ihr Herz schneller schlug. Aber die Dinge, die sie über die Wycliffes erfahren hatte, halfen ihr auch dabei, ihn besser zu verstehen. Sie erkannte jetzt, warum er so war, wie er war. Warum er sogar den Gedanken daran vermied, es könnte tiefere Gefühle zwischen einem Mann und seiner Frau geben.
Von der Köchin hatte sie erfahren, dass die Menschen im Haushalt von Daniels Vater, des sechsten Earls of Stanford, nicht glücklich gewesen waren. Geoffrey Wycliffe hatte die meiste Zeit in London gelebt und seine Frau vernachlässigt, um bei den Mätressen sein zu können, die er dort unterhielt.
Von Reynolds hatte Alice gehört, Daniel habe seine Mutter, die schöne Diana, vergöttert. Die Leute im Dorf hatten ihr erzählt, Daniel sei als Kind und junger Mann sehr beliebt gewesen. Doch nach einem Streit mit seinem Vater nach der Beerdigung seiner geliebten Mutter vor zehn Jahren war er nur noch selten nach Wycliffe Hall gekommen.
Alice hatte eins und eins zusammengezählt und erkannt, dass Daniels Mutter ihren Mann von ganzem Herzen geliebt hatte. Nur leider hatte der ihre Gefühle nicht erwidert und sie stattdessen auf die schlimmste Art verletzt, als er ihr andere Frauen vorzog.
War es da ein Wunder, dass Daniel sich gegen den Gedanken sperrte, sich in die eigene Frau zu verlieben? War es nicht verständlich, dass er fürchtete, sich dem gleichen Schmerz auszuliefern, den seine Mutter durchgemacht hatte?
Nachdem sie all das wusste, war sie nur noch entschlossener, Daniels Liebe zu erringen. Er ahnte nicht, wie sehr sie ihn schon jetzt liebte, oder weigerte sich auch nur, es sich einzugestehen, aber sie war davon überzeugt, dass er ihre Liebe genauso sehr brauchte wie sie seine.
6. KAPITEL
A lice stand auf. „Ich bin zu spät gekommen, Mylord, weil ich für heute Nachmittag eine Überraschung für uns vorbereitet habe.“
Langsam wandte er sich ihr wieder zu und betrachtete sie misstrauisch. „Eine Überraschung?“
Doch sie weigerte sich, sich von seinem offensichtlichen Widerwillen abschrecken zu lassen. „Ich habe die Köchin gebeten, ein Picknick für uns zusammenzustellen, Mylord. Wie ich höre, gibt es eine Waldwiese, durch die ein Bach fließt. Das klingt mir nach einem idealen Ort für ein schönes Picknick.“
Natürlich kannte Daniel die Wiese, von der sie sprach. Als Junge hatte er dort viele glückliche Stunden verbracht und mit den Kindern aus dem Dorf Steine in das Wasser geworfen. Bevor sein Vater Wind davon bekam, mit wem er Umgang pflegte, und der Sache entschlossen ein Ende bereitete.
Dass Alice von der sonnigen Wiese gehört hatte, sollte ihn eigentlich nicht überraschen. „Ich bin ein wenig zu alt für Picknicks, Alice.“
„Man ist nie zu alt, um Spaß zu haben, Mylord“, versicherte sie ihm lächelnd.
„Ich habe heute Nachmittag noch einiges zu erledigen.“
„Das kann doch gewiss ein wenig länger warten. Bitte, Daniel!“ Alice kam auf ihn zu, hakte sich bei ihm ein und sah ihn aufmunternd an.
Es war das erste Mal, dass sie ihn mit seinem Vornamen ansprach, da sie ja immer noch darauf bestand, ihn förmlich zu siezen. Aber vor allem war es das erste Mal seit ihrer Hochzeitsnacht, dass sie ihn berührte. Wie er feststellen musste, war er leider nicht gegen die Wärme in ihren wunderschönen grünen Augen gefeit. Und der Gedanke, allein mit Alice auf der Wiese zu liegen, hatte sicher auch seinen Reiz.
„Übrigens, ich habe heute Morgen einen Brief von Jonathan erhalten, in dem er mir schreibt, unsere Stiefmutter sei abgereist, um einer Verwandten in Devonshire einen längeren Besuch abzustatten“, berichtete Alice.
„Wirklich?“, fragte Daniel gedehnt. „Das muss ja eine große Erleichterung gewesen sein für deinen Bruder und seine Frau.“
„Oh, ganz bestimmt sogar.“ Alice nickte und lächelte schelmisch. „Nur dass wir gar keine Verwandten in Devonshire haben. Es leben nicht zufällig Verwandte von Ihnen dort,
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