Historical Collection Band 03
„Es tut mir so leid“, wisperte sie.
Die Lider gesenkt, antwortete Katherine nicht. In dieser Entschuldigung schwang unverkennbar ein schlechtes Gewissen mit. Und obwohl sie etwas sagen wollte – sie konnte sich nicht dazu durchringen, die Kluft zu überbrücken. Wann immer sie an Ewans und Honoras Umarmung dachte, die sie beobachtet hatte, brannten Tränen in ihren Augen.
Sie würde sich Zeit lassen, um zu trauern, und Ewan danach aus ihren Gedanken verbannen. Irgendwie würde sie ihr eigenes Glück finden.
Plötzlich dachte sie wieder an Ademars starke Arme. So sicher hatte sie sich bei ihm gefühlt. In diesem Moment wurde sie von heißer Sehnsucht erfasst, wollte ihre Wange an seine Brust schmiegen, seinen männlichen Geruch einatmen, im Bewusstsein schwelgen, dass es zumindest einen Menschen gab, dem sie etwas bedeutete. Die Erinnerung an ihn tröstete sie. Niemals würde er sie im Stich lassen.
Honora eilte aus der Kammer, und Katherine setzte sich im Bett auf. Jetzt musste sie das Schweigen brechen und beteuern, sie habe die schweren Vorwürfe nicht ernst gemeint. Sie durfte die Trennung nicht hinnehmen, ohne sich um eine Versöhnung zu bemühen.
Hastig schlug sie die Laken zurück, lief zur Tür und überlegte, was sie sagen sollte. Eine Entschuldigung wäre der beste Anfang, entschied sie. Danach würde sie ihrer Schwester eine gute Reise und viel Glück wünschen. Ein solches Verhalten wäre richtig – obwohl sie voraussah, wie bitter die Worte auf ihrer Zunge schmecken würden.
Dann erregte gedämpftes Stimmengewirr ihre Aufmerksamkeit. Männerstimmen, in die sich ein Protest ihrer Schwester mischte … Immer lauter erklang der Disput, und schließlich rief Honora um Hilfe. „Katherine!“
Ohne Zögern stieß Katherine die Tür auf und befürchtete das Schlimmste. Zwei Männer zerrten Honora davon, während Ademar einen Dritten bekämpfte.
Entsetzt rannte Katherine hinter ihrer Schwester her. Einen Augenblick später stürmte Ademar zu John St. Legers Kammer, das Schwert gezückt. Zu spät. Die Tür fiel ihnen vor der Nase zu, und sie hörten das unverwechselbare Poltern eines massiven Riegels, der vorgeschoben wurde.
„Bitte, du musst Honora retten!“ Katherine hob eine Faust, um gegen die Tür zu hämmern.
Aber Ademar hielt ihr Handgelenk fest. Behutsam drängte er sie an die Wand. „Geh in deine Kammer zurück.“
„Nein, ich werde John nicht gestatten, sie zu verletzen.“
„Ich auch nicht, aber … schau dich doch an.“ Verlegen trat er zurück. Wie sie erst jetzt merkte, trug sie nur ihr dünnes Hemd. „So … spärlich bekleidet kannst du ihn nicht zur Rede stellen.“
Er nahm seinen Umhang ab, gab ihn ihr, und sie hüllte sich hinein. In dem weichen Wollstoff spürte sie Ademars Körperwärme.
„Keine Bange, ich hole die Lady da heraus. Das verspreche ich dir.“
„Oh Gott, du musst sie beschützen!“, flehte sie. Trotz allem, was Honora ihr angetan hatte – der Gedanke, ihrer Schwester könnte ein Leid geschehen, war unerträglich.
Ademar streichelte ihre Wange, und Katherine bedeckte seine Hand mit ihrer.
„Darauf gebe ich dir mein Wort“, gelobte er.
3. KAPITEL
N ur mühsam zwang Katherine sich zur Rückkehr in ihre Kammer und betete flüsternd um die Rettung ihrer Schwester. Ademar hatte recht. Vorerst konnte sie nichts unternehmen. Am ehesten würde sie Honora helfen, wenn sie den Vater ersuchte, einzugreifen. Sicher würde er nicht zögern.
In aller Eile kleidete sie sich an. Als sie das Zimmer verlassen wollte, entdeckte sie eine Truhe, die ihrer Schwester gehörte. Enthielt sie vielleicht eine Waffe?
Katherine betätigte einen geheimen Hebel, entfernte den falschen Boden und enthüllte ein Kettenhemd. Nur sie allein kannte die Kampfkraft ihrer Schwester und beneidete sie darum, was sie sich freimütig eingestand.
Aber sie war nicht völlig wehrlos. Sie wusste eine Klinge zu schwingen, allerdings nicht so meisterhaft wie Honora.
Trotz ihrer gründlichen Suche fand sie weder einen Dolch noch ein Schwert in der Truhe. Enttäuscht stieß sie einen Fluch aus.
Ohne Vorwarnung öffnete sich die Tür, und Ademar stand auf der Schwelle. Seine kraftvolle Gestalt schien den ganzen Türrahmen auszufüllen.
Verstört rang sie nach Luft, und sein Anblick beschleunigte ihre Herzschläge. Während er ihre Kammer betrat, berichtete er: „Dein Vater ist zur Jagd geritten. Und … ich habe einen meiner Männer beauftragt, ihn zu holen.“
Katherine zeigte auf
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