Historical Collection Band 03
durchbohren. „Du hättest verletzt werden können.“
Sein schroffer Ton trieb ihr heiße Röte in die Wangen. „Und du wurdest verletzt“, erwiderte sie unbehaglich und begann zu zittern.
Nun hob er eine Hand, als würde er eine Berührung brauchen, und Katherine rang nach Atem.
„Nie wieder darfst du meinetwegen dein Leben aufs Spiel setzen“, mahnte er.
Sie wollte beteuern, für niemand anderen hätte sie das getan. Doch die Schwindelgefühle verstärkten sich. Ringsum schwankte der Raum, die Leichen am Boden schienen sich zu bewegen. „Ich muss weg von hier. Sofort …“
Ohne Ademars Zustimmung abzuwarten, flüchtete sie aus der Kammer. Das leise Geräusch seiner Schritte folgte ihr. In ihrem Zimmer angekommen, umfasste sie einen Bettpfosten und bekämpfte den Schwindel. Zwar hatte sie gelernt, mit einem Schwert umzugehen, aber nie zuvor einen Mann getötet.
„Wie … stark Kopfwunden bluten, war mir entfallen“, murmelte Ademar und unterdrückte einen Fluch. „Würdest du mir helfen?“
Verstört zuckte sie zusammen. Ihre Knie wurden weich, während sie sich vorstellte, sie müsste eine Nadel in seine Haut stechen, und sie schluckte beklommen. „Mich brauchst du nicht, sondern jemanden, der dich wirklich heilen kann.“ Sie umklammerte den Bettpfosten so fest, dass ihre Fingerknöchel weiß hervortraten. „So wie Honora bin ich nicht. Sie besitzt wunderbare Heilkräfte. Und i… ich …“
Ihre Beine knickten ein. Krampfhaft hielt sie sich am Bettpfosten fest. In ihren Ohren dröhnte es, ringsum drehte sich der Raum. Verzweifelt, aber erfolglos kämpfte sie gegen die Ohnmacht an. Der verschwommene Anblick des Blutes, das Ademar vergoss, überwältigte sie, und sie sank zu Boden.
Den Kopf in seinem Schoß, erwachte sie.
Verwirrt schaute Katherine zu Ademar auf, der neben ihr am Boden saß und immer noch ihren Schleier an seinen Kopf drückte.
Um Gottes willen – sicher war sie die erbärmlichste Frau in ganz England. Wie konnte sie nur in Ohnmacht gefallen sein, während Ademar ihren Beistand gebraucht hatte?
„Tut mir leid“, flüsterte sie. Mit einiger Mühe richtete sie sich auf. „Das wollte ich nicht.“
„Schon gut.“ Behutsam strich er über ihr Haar. „Die Blutung hat fast aufgehört.“
„Gar nichts ist gut“, widersprach sie und berührte seine Schläfe. „Du bist verletzt.“
„Nicht so schlimm“, versicherte er.
Ganz vorsichtig entfernte sie den Schleier. Blut verkrustete Ademars blondes Haar, die Wundränder waren geschwollen und dunkel verfärbt. Aus einem Schnitt, etwa so breit wie ein Finger, quoll immer noch Blut, aber viel langsamer als zuvor.
Sie sollte jemanden holen, der wusste, wie die Wunde behandelt werden musste. Doch sie fühlte sich verantwortlich für Ademars Verletzung, denn er war attackiert worden, während er sie zu schützen versucht hatte.
Statt ihm zu helfen, war sie ohnmächtig geworden. Wie demütigend … Gewiss hielt er sie für einen Feigling. Das ertrug sie nicht. Um ihre Ehre wiederherzustellen, würde sie ihre Angst vor seinem Blut überwinden.
„Ich muss die Wunde nähen“, erklärte sie und stand auf. Noch nie hatte sie einen Schnitt genäht. Trotzdem wollte sie sich zwingen, diese Aufgabe zu erfüllen.
Nach einem tiefen Atemzug nahm sie eine Nadel und einen seidenen Faden aus ihrem Handarbeitskästchen. Ademar setzte sich auf einen Stuhl, die Knie leicht gespreizt.
Als Katherine zu ihm trat, umfasste er ihre Taille. Wie seine tiefblauen Augen bekundeten, verstand er ihre Gefühle. „Ich fürchte, ich werde dir wehtun“, gab sie zu. „Eine solche Wunde habe ich noch nie behandelt.“
„Das wirst du schon bewältigen“, meinte er und neigte den Kopf zu ihr. Noch immer umfingen seine Hände ihre Taille, und die leichte Berührung ermutigte Katherine. Weil er deine Hilfe braucht, musst du es tun.
Fest entschlossen, die Besinnung nicht erneut zu verlieren, biss sie sich auf die Lippe. Sie fädelte die Nadel ein, wusch mit einem feuchten Schwamm das Blut weg und prüfte den Schnitt. Schätzungsweise würden drei Stiche genügen. Doch der Gedanke, in Ademars Haut zu stechen, quälte sie nach wie vor.
Schweigend streichelte er ihren Rücken, eine zusätzliche Ermunterung. Noch einmal holte sie tief Luft, nahm alle ihre inneren Kräfte zusammen und ging ans Werk.
Als die Nadel einen der Wundränder durchbohrte, rührte Ademar sich nicht. Nur eine gewisse Anspannung in seinen Armen verriet, dass er etwas spürte. Das
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