Historical Collection Band 5
versteckt gewesen sein.“ Cheng ging zu einer Stelle mitten im Raum und befühlte mit einem Fuß den Boden. „Holt das Licht.“
Er hatte das Lämpchen zuvor im Kleiderschrank versteckt. Jia musste umhertasten, um es zu finden. Sie brachte es ihm, und dann benötigte Cheng mehrere Minuten, um es mit Hilfe eines Feuersteins anzuzünden. Schließlich gelang es ihm, und er reichte es ihr, und dann knieten sich beide auf den Holzboden und untersuchten die Dielenbretter. Cheng testete die Bretter mit den Händen, klopfte darauf und horchte auf den Klang. Eines schien lose zu sein, und er zwängte den Finger darunter, um es abzuheben. Jia drängte sich dicht neben ihn, bis sie Schulter an Schulter knieten. Sie hielt den Atem an, als sie in den dunklen Hohlraum spähte.
Im flackernden Lichtschein erblickten sie Geld und verschiedene Papiere. Ziemlich weit oben lag ein Tagebuch mit einem jadegrünen Einband. Eine elegante Inschrift verzierte die Vorderseite: Gedanken aus tausend Nächten .
Sie griff nach dem Buch, aber Cheng hatte denselben Gedanken. Ihre Hände berührten sich, doch Cheng war schneller. Er riss das Buch aus seinem Versteck, und sie konnte ihm nur hilflos von unten zusehen, nachdem er sich aufgerichtet hatte.
„Gebt es mir zurück!“, forderte sie.
„Ich will nur überprüfen, ob es das richtige Buch ist.“
Sie akzeptierte keine Entschuldigung. Xue Lins Gedichtband war in ihrer Reichweite. Dieser sture Ochse von einem Mann versuchte, ihr den Rücken zuzudrehen, aber sie sprang hoch und schnappte nach dem Buch.
„Vorsicht! Ihr werdet es noch zerreißen“, sagte er warnend.
Er griff nach ihren Handgelenken, als sie nach dem Tagebuch langen wollte. Bei der Rangelei fiel das Buch zu Boden und lag jetzt aufgeschlagen vor ihnen.
Jia hörte auf zu kämpfen, Chengs Griff lockerte sich, und er nahm seine Hände von ihren Armen. Sie betrachtete die Pinselschrift, beugte den Kopf und sah genauer hin. Die Lampe hatten sie vorher auf dem Boden abgestellt, und der Lichtschein fiel nun auf das Buch.
Die ganze linke Seite war mit einer gleichmäßigen Handschrift bedeckt, aber ihre Aufmerksamkeit wurde von etwas anderem gefesselt. Die rechte Buchseite enthielt die Zeichnung einer jungen Frau, die sich mit nach hinten geneigtem Kopf und geschlossenen Augen zurücklehnte. Ihr Gewand war vorn geöffnet und enthüllte die verführerische Kurve ihrer Brust. Ein Liebhaber in den Kleidern eines Scholaren beugte sich über sie.
Jia kniete sich vor das Tagebuch auf den Boden. Die Dielen knarrten, als Cheng sich neben sie kniete. Sie streckte die Hände aus und strich die Seiten glatt, um sie besser betrachten zu können. Die Anzeichen des Begehrens , besagte die Inschrift. Wenn die Erregung ansteigt, werden ihre Brustspitzen hart. Auf ihrer Stirn bilden sich Schweißperlen. Sie ist bereit, ihren Liebhaber in sich aufzunehmen.
Die rosig gefärbten Brustspitzen der Frau waren entblößt, ihr Liebhaber war bereit, in sie einzudringen, wie der Text beschrieb.
Jia musste heftig schlucken. Offensichtlich war Xia nicht nur Dichterin, sondern beherrschte auch noch ganz andere Künste. Eine sehr begabte Zeichnerin. Jia konnte die errötende Haut der gezeichneten Frau und die Anspannung ihres Körpers geradezu selbst spüren. Hingerissen blätterte sie die Seite um.
Bald wird ihr Mund trocken, alle Worte sind ihr gestohlen, ihr Klang verloren. Ihr Geliebter kann sich tief in ihr bewegen, und die Lust steigt.
Ihre eigene Kehle war wie ausgetrocknet, und sie fuhr mit der Zunge geistesabwesend über die Rückseite ihrer Zähne. Es war ein Kopfkissenbuch, ein Buch über Liebestechniken. Die Frau wölbte den Rücken nach hinten und hatte die Augen lustvoll geschlossen. Ihr Mund war einladend geöffnet. Der Blick des Scholaren war intensiv auf sie gerichtet. Jia merkte, wie ihre eigene Haut sich beim Betrachten des sinnlichen Bildes erhitzte, und sie fühlte, dass sie feucht wurde. Ein Schatten fiel von oben auf die Buchseite. Cheng ließ seinen Atem langsam ausströmen. Sie hatte seine Anwesenheit schon fast vergessen. Nun drehte sie den Kopf ein wenig zur Seite und sah, dass er mit fasziniertem Blick die Zeichnung genau betrachtete. Dann wandte er sich zu ihr und richtete seine Aufmerksamkeit voll auf sie. Jetzt war es um sie geschehen. Er legte den Arm um ihre Taille, seine Hand lag tief unten auf ihrem Rücken, und er drückte ihren Körper an sich. Sie knieten beide noch auf dem Boden, als er seine Lippen auf ihren Mund
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