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Historical Collection Band 5

Historical Collection Band 5

Titel: Historical Collection Band 5 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Amanda McCabe , Linda Skye , Marguerite Kaye , Margaret Moore , Jeannie Lin
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sein Wohnsitz größer als das ganze Block, in dem die Musiker wohnten.
    Die Diener baten sie höflich, im Garten zu warten. Pfingstrosensträucher, groß wie Bäume, wuchsen innerhalb des Innenhofs, sorgfältig gepflegt von mehr als nur einem Bediensteten. Ein kleiner Karpfenteich mit goldenen Kois zierte eine Ecke. Dort blieb sie stehen und lauschte dem Plätschern des fließenden Wassers. Bekleidet war sie heute mit ihrem besten Abendgewand, ihre Hände umklammerten das wertvolle Kopfkissenbuch. In dieser geschmackvoll ausgestatteten Umgebung fühlte sie sich in ihrem farbenprächtigen Kleid wie ein bunter Papagei.
    Ein Diener kam, um ihr mitzuteilen, dass der Herr des Hauses sie nun empfangen würde, und man führte sie durch den Hof zu einem Studierzimmer. Ein älterer Herr erwartete sie hinter einem polierten Holztisch. Zur Begrüßung erhob er sich und forderte sie mit einer Handbewegung auf, auf einem Stuhl ihm gegenüber Platz zu nehmen. Jia strich sich das Kleid über den Knien glatt und betrachtete das prachtvolle Bücherregal hinter dem Minister, während er Tee bestellte.
    Dies war ein rangniedriger Minister, der wahrscheinlich das kaiserliche Examen drittklassig bestanden hatte. Dennoch lebte er in einem für sie unvorstellbaren Luxus. So ein Leben wartete auch auf Cheng, wenn er die Prüfungen erst einmal bestanden hatte. Mit einem Examenszeugnis in der Hand konnte er sofort Respekt einflößen und gute Aufstiegschancen erwarten.
    „Ihr seid also Musikantin, junge Dame?“
    Sie fuhr bei seiner Anrede zusammen. „Ja, Herr.“
    „Und welches Instrument spielt Ihr?“ Er blickte sie mit dem freundlich herablassenden und höflichen Blick eines Mannes aus der Oberschicht an.
    „Die Pipa, edler Herr.“
    Neben dem Minister kam sie sich klein vor, obwohl er kein Mann von großer Statur war. Sein Haar wurde schon grau, und er hatte Fältchen in den Augenwinkeln, die auf eine allgemein freundliche Natur schließen ließen.
    „Ach, die wundervolle Xue Lin spielte die Pipa meisterlich“, sagte er. „Habt Ihr sie kennengelernt?“
    „Nein, Herr.“
    „Sie war so talentiert.“
    Jia hatte bereits vor einem illustren Publikum von Adligen und hohen Beamten gespielt, aber das Haus dieses Mannes erschien ihr so fremdartig wie die Wüste Taklimakan im äußersten Norden von China. Sie hätte Angst, etwas hier zu berühren, weil sie es zerbrechen würde. Sie umklammerte das Buch noch fester mit den Händen.
    „Ist es das?“ Der Minister bekam leuchtende Augen, als er den grünen Buchdeckel erkannte.
    Sie schob das Buch über den Tisch zu ihm hinüber, doch er öffnete es nicht sofort. Stattdessen legte er zunächst ehrfürchtig die Hand auf den Deckel, berührte es aber erst einmal nur mit den äußersten Fingerspitzen. Nach einer Weile warf er schließlich einen Blick hinein. Die Zeichnung einer Orchidee begrüßte ihn. Die Blütenblätter leuchteten kräftig und üppig und vermittelten ein Gefühl femininer Erotik.
    Jia wand sich auf ihrem Stuhl. Sie hatte das gesamte Buch gelesen, als sie gestern Abend im Bett lag. Die Worte hatten sie umschmeichelt und in den Schlaf begleitet, wo sie im Traum statt des freundlichen Scholarengesichts aus dem Buch Luo Chengs breite, maskuline Gesichtszüge erblickte. Sie hatte sogar kurz überlegt, das Buch noch eine Weile für sich zu behalten. Es war so schön und voller Geheimnisse, und die Worte erfüllten sie mit unglaublicher Erregung.
    Doch das waren dumme Gefühle. Geld ist Geld.
    Sie schaute zur Seite, als der Minister immer länger in dem Buch blätterte. Im Moment waren es nicht die eindeutigen Abbildungen, die sie verlegen machten, sondern das offensichtliche Verlangen auf dem Gesicht des Ministers, das sich mit jeder Seite vertiefte, die er umblätterte.
    Er hatte die berühmte Kurtisane gekannt, dessen war sich Jia ganz sicher. Er musste einer ihrer Gönner gewesen sein, oder sogar ihr Liebhaber. Xue Lin hatte den Vergnügungsdistrikt verlassen, um bei Gouverneur Wei Hausdame zu werden. War der Minister nicht reich oder mächtig genug, um sie für sich selbst zu beanspruchen?
    Jia hatte das Gefühl, bei einem sehr privaten Augenblick zugegen zu sein. Obwohl es eigentlich ein simpler Geschäftsvorgang war, verhielt sich der Minister viel zu zeremoniell. Aber sie wollte nicht kleinlich erscheinen und in diesem Moment von Geld sprechen.
    „Meine Geliebte.“
    Er sprach diese Worte fast unhörbar und seufzte leise beim letzten Ton. Dann schloss er schließlich das

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