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Historical Collection Band 5

Historical Collection Band 5

Titel: Historical Collection Band 5 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Amanda McCabe , Linda Skye , Marguerite Kaye , Margaret Moore , Jeannie Lin
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Buch und legte wieder seine Hand darauf, als könne dadurch der Geist der darin enthaltenen Worte in seine Blutbahn eindringen und ihm das Verlorene zurückbringen.
    Endlich griff er nach einer Holzschatulle, öffnete sie und zog daraus einen Bogen Reispapier hervor, der mit vielen Schriftzeichen bedeckt war. Er hob einen Jadestempel und druckte sein Kennzeichen in roter Tinte darauf. Das dumpfe Geräusch beim Benutzen des Siegels klang so endgültig, dass ihr ein Schauer über den Rücken lief. Freiheit.
    „Ich danke Euch“, sagte er, und es klang beunruhigend aufrichtig.
    Sie nahm das Papier entgegen, so anmutig sie konnte. Ihre Hände zitterten beinahe, als sie es einsteckte. Nie zuvor hatte sie eine Banknote in der Hand gehalten. Der Betrag war so hoch, dass es umständlich gewesen wäre, das Geld in Form von Münzen auf Schnüre zu reihen.
    Die Straßen verschwammen vor ihren Augen, als sie sich in der Sänfte wieder zu ihrem Viertel zurückbringen ließ. Sie hatte das Gefühl zu schweben. Nun konnte sie endlich alle Schulden begleichen und gehörte niemandem mehr als nur sich selbst. Dennoch wanderten ihre Gedanken eine Weile ziellos umher, bis sie bei ihrer Unterkunft ankam, denn sie konnte den traurigen Ausdruck im Gesicht des Ministers nicht vergessen. Das Einzige, das ihm von Xue Lin geblieben war, waren geschriebene Worte. Tinte auf Papier. Er erschien ihr jetzt so leer und verletzlich.
    Als es Abend wurde, bereitete Jia sich wie gewöhnlich auf ihren Auftritt vor. Heute standen keine Bankette oder speziellen Darbietungen auf dem Plan. Sie würde in den Trinkhäusern arbeiten müssen. Musik und Poesie gehörten ebenso zu den üblichen Lustbarkeiten wie Wein und üppige Speisen. Sie trat auf die Straße hinaus mit aufgestecktem Haar, bemalten Lippen und der Pipa in der Hand. Auf halbem Wege zu ihrem bevorzugten Trinkhaus fiel ihr ein, dass sie das gar nicht mehr tun musste. Natürlich hatte sie weiterhin Verpflichtungen, denn Freiheit bedeutete für sie nur, dass sie auf ihre eigene Weise ihr Geld verdienen konnte. Wenn nicht, konnte sie sehr schnell wieder in Schulden und Abhängigkeit abrutschen.
    Doch heute war ihre erste Nacht in Freiheit, und sie sollte etwas tun, um zu feiern, etwas ganz Besonderes. Vielleicht in das feinste Restaurant im Distrikt gehen und das teuerste Gericht bestellen. Oder sie könnte sich endlich die teure Jadehaarspange kaufen, die sie sich schon zweimal beim Juwelier angesehen hatte.
    Stattdessen stand sie nach einer Weile vor Chengs Tür, mit seinem Tornister in den Händen. Dessen Gewicht machte ihr wieder bewusst, wie verschieden ihre Stellung in der Gesellschaft bald sein würde.
    Ihr Pulsschlag schnellte hoch, als Cheng die Tür öffnete.
    „Rose.“ Er begrüßte sie mit einem Lächeln. Sie krümmte die Zehen in den seidenen Pantöffelchen beim Klang seiner tiefen, freundlichen Stimme. Das konnte nicht gut für sie enden.
    „Das hier gehört wohl Euch“, sagte sie kurz angebunden.
    Jetzt sollte sie ihm schnell die Tasche in die Hände drücken und gleich wieder gehen, aber sie hatte die halbe Nacht wach gelegen und an ihn gedacht. Sein bloßer Anblick brachte ihr nun die Fantasie zurück, wie er sie entkleidet hatte, welche Stellen ihres Körpers er mit Lippen und Zunge erforscht hatte.
    Dieselben Lippen lächelten sie jetzt an. „Kommt herein“, sagte er einladend.
    Sie wandte ihren Blick von ihm ab, als sie eintrat. Sie berührten einander nicht, aber es war so eng in dem kleinen Zimmer, dass ihre Körper sich sehr nah kamen. Ihr seidenes Gewand raschelte an ihrer Haut, als sie auf den Schreibtisch zuging. Sie spürte seinen Blick auf ihrem Rücken.
    „Ihr seid so still“, sagte Cheng neckend. „Die Sonne muss heute wohl im Westen aufgegangen sein.“ Der kleine Scherz hing unbehaglich in der Stille zwischen ihnen.
    Sie kehrte ihm weiterhin den Rücken zu und legte die Tasche mit mehr Sorgfalt auf den Tisch, als notwendig gewesen wäre. „Heute war ein ereignisreicher Tag.“ Sie rieb mit dem Finger geistesabwesend über einen Kratzer im Holz. „Viel zu tun.“
    „Wirklich. Wie ist das Geschäft gelaufen?“
    „Sehr gewinnbringend.“ Sie drehte sich um und stellte sich sehr gerade hin, aber mit den Händen stützte sie sich auf den Tisch hinter ihr. „Ich bin jetzt eine reiche Frau.“
    Was war das für ein schweres Gefühl in ihrer Brust? Es wurde sogar noch schwerer, als sie Cheng in die Augen sah. Es konnte nur eine Illusion sein, dass er in ihr mehr

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