Historical Collection Band 5
zukünftige Gemahlin.
„Heute Abend wärest du bestimmt müde und abgelenkt. Aus selbstsüchtigen Gründen würde ich lieber warten, bis die Gäste abgereist sind und wir mehr Zeit füreinander haben.“
Schon während sie noch sprach, wurde ihr bewusst, dass ihre Entschlossenheit nicht anhalten würde, wenn er sie noch einmal küsste.
„Vielleicht hast du recht“, sagte er seufzend. „Ich sollte wohl besser warten, bis die Dinge sich … beruhigt haben.“
„Ja, genau“, meinte sie zustimmend und trat noch einen Schritt von ihm zurück, bevor sie ihn noch anflehen würde, bei ihr zu bleiben und sie zu lieben.
„Ich werde warten“, log sie.
7. KAPITEL
A ls über den schroffen Felsen im Osten die Sonne aufging, stand Bron wartend am oberen Fenster ihres Hauses. Sobald die Leute aus dem Dorf im Schloss waren, um an Trefors Hochzeitsfeier teilzunehmen, würde sie die Ledertasche mit ihren Kleidern und etwas Wegzehrung nehmen und fortgehen.
Von ihr erwartete niemand, dass sie an der Hochzeitszeremonie oder an der anschließenden Feier teilnahm, nicht einmal Lady Roslynn oder Lord Madoc. Da sich Gerüchte stets mit höchster Geschwindigkeit verbreiteten, hatten sie sicher schon gehört, dass sie Trefors Geliebte geworden war.
Das bedeutete auch, dass niemand sie mehr in Llanpowell erwartete. Bevor irgendjemand bemerkte, dass sie Pontyrmwr mit unbekanntem Ziel verlassen hatte, konnte sie schon viele Meilen weit fort sein. Später würde sie ihren Brüdern eine Nachricht senden, dass sie am Leben war und es ihr gut ging – vorausgesetzt, sie wäre wirklich am Leben und es ginge ihr gut.
Das Geräusch eiliger Schritte riss sie aus ihren besorgten Überlegungen, dann sprang die Haustür krachend auf, als wäre ein großer Felsbrocken dagegen geprallt.
„Bron!“, rief Trefor. „Bron!“
Was wollte er hier, noch dazu am Tag seiner Hochzeit?
Bron warf schnell ihr Schultertuch um und eilte die Treppe hinab.
„Ist Owain hier?“, fragte er eindringlich, sobald er sie erblickte. Sein Gesicht war so verzweifelt, wie sie es noch nie zuvor gesehen hatte.
Er war glatt rasiert und trug seine festlichen Hochzeitsgewänder – eine dunkle Wolltunika, schwarze Beinkleider und seine besten Stiefel. Um seine Hüfte war ein weicher Lederriemen gegürtet, der mit Bronze beschlagen war.
Seine Augen blickten jedoch wie die eines Mannes, der Höllenqualen litt.
„Ich habe ihn nicht mehr gesehen, seit ihr …“
„Er ist fort, und sein Lager ist unberührt“, sagte Trefor in verzweifeltem Ton. Er fuhr mit der Hand durch seine wirren Haare. „Jeder dachte, er sei ins Bett gegangen, und ich … war so in meine Gedanken versunken, dass ich ihm nicht einmal gute Nacht gewünscht habe.
Oh Bron, wo kann er nur hingegangen sein? Um diese Zeit? Warum habe ich gestern Abend nicht mit ihm gesprochen? Ich wusste, dass er wegen der Hochzeit durcheinander war, aber ich war völlig in meine eigenen Gedanken vertieft und voller Selbstmitleid.“
Jetzt war nicht der richtige Zeitpunkt für Vorwürfe, weder für ihn noch für sie. „Vielleicht fand er es zu laut in der Halle und ist woanders schlafen gegangen?“, überlegte sie.
„Ich habe das ganze Schloss von oben bis unten durchsuchen lassen – jeden Lagerraum, jeden Schrank, jedes Regal. Ich habe sogar – Gott helfe mir – befohlen, in den Brunnen hinabzusteigen und dort zu suchen. Und dann fiel mir ein, dass er vielleicht hierhergekommen sein könnte.“
„Ich wünschte, er wäre es“, antwortete sie teilnahmsvoll, weil sie sich inzwischen große Sorgen um den kleinen Owain machte, der irgendwo draußen allein herumirrte. Es gab Sümpfe und auch den Mühlteich, und in der letzten Nacht war der Mond die meiste Zeit von Wolken verdeckt gewesen, wie sie sich erinnerte.
„Vielleicht wollte er nach Llanpowell?“, mutmaßte sie.
„Daran habe ich auch schon gedacht und einen Suchtrupp ausgeschickt, während wir das Schloss durchkämmt haben. Sie sind gerade zurückgekommen. Keine Spur von Owain. Ich habe sie gleich wieder zurückgeschickt, damit sie noch einmal nachsehen und auch noch die Wegränder und das Gebüsch durchsuchen, falls Owain sich dort vor ihnen versteckt hat. Auch dem Müller habe ich eine Nachricht gesandt, damit er die Mühle und den … und ich dachte, wir sollten auch … Oh Gott, Bron“, sagte er stöhnend. „Der Mühlteich muss auch abgesucht werden.“
Der Herr von Pontyrmwr, ein tapferer Kämpfer und Nachfahre vieler Kriegsmänner,
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