Historical Collection Band 5
als er sie zu ihrem Platz führte. Sie setzte sich vorsichtig an den Rand des Kissens und sah sich prüfend im Zimmer um, während er sich auf seinen Stuhl setzte. Sie wollte ihn nicht direkt ansehen, nicht seinem festen Blick begegnen, solange es sich vermeiden ließ.
Der Raum war ebenso prachtvoll ausgestattet wie der Rest der Festung. Es gab mit Schnitzereien verzierte spanische Tische und Stühle mit kreuzförmigen Lehnen, vor dem Fenster befanden sich Läden und ein Samtvorhang, der jetzt von goldenen Kordeln auf einer Seite gehalten wurde. Dennoch war es offensichtlich hauptsächlich ein Arbeitszimmer mit einem robusten Tisch, auf dem sich Dokumente, kleine Truhen und wertvolle, in Leder gebundene Bücher stapelten. Es roch nach Pergament, salziger Meeresbrise und fremdartigen, süß duftenden Inselblüten.
Und nach dem Rinderbraten in Orangensauce, den ein Diener hereintrug und auf den Tisch stellte. Darauf folgte eine Reihe weiterer Köstlichkeiten – Gemüse in Mandelsauce, geschmorter Fisch, Rindfleisch in Sauce, ein Früchteteller und winzige süße Kuchen.
Maria lachte, als Alameda einen erlesenen goldenen Wein in ihren mit Juwelen besetzten Kelch goss. „Ihr scheint fünfzig Gäste zu erwarten, Señor! Ich könnte all das nicht in einem Jahr essen.“
Er lächelte sie an, ein wunderschönes, seltenes, strahlendes Lächeln, das ihr Innerstes erwärmte. Eine warme Glut, die nichts mit dem Wein zu tun hatte.
„Ich war nicht sicher, was Euren Appetit anregen würde“, sagte er.
Auch sie lächelte ihn an, neckisch. „Glaubt Ihr, ich esse zu wenig?“
„Ihr seid zu dünn, Contessa“, erwiderte er. „Vielleicht wird Euch etwas Fisch in Rosmarin-Ingwer-Sauce zusagen.“
Maria zupfte verlegen die Ärmel ihres Kleides über ihre zu dünnen Handgelenke und starrte begierig auf die fantastisch duftenden Köstlichkeiten, die der Diener auf ihren Teller schöpfte. „Die Reise war sehr lang, und ich befürchte, ich bin keine gute Seefahrerin“, sagte sie und verschwieg die langen Monate vor der Reise, in denen sie von Brot- und Käserinden gelebt hatte. „Das ist ein fürstliches Mahl. Es kann sich sicherlich mit allem messen, was es in Spanien gibt.“
„Seid Ihr überrascht?“
„Vielleicht ein bisschen.“ Sie nahm einen kleinen Bissen vom Fisch und seufzte fast vor Wonne. Es war zu lange her, dass sie ein richtiges Essen genossen hatte, von einem so unglaublich köstlichen ganz zu schweigen. Sie musste sich zwingen, nicht alles auf einmal zu verschlingen.
„Wir genießen das Leben hier genauso wie die Menschen in Sevilla“, erklärte er und sah sie über den Rand seines Kelches an. „Vielleicht sogar mehr.“
Maria sah aus dem Fenster auf die Stadt hinunter, die sich den Abhang hinab zum Fluss und zum Hafen erstreckte. Die gelben und mattroten Steine der Gebäude glühten im Licht der untergehenden Sonne. Die nach Blumen duftende Brise war leicht und kühl.
„Santo Domingo scheint ein angenehmer Ort zu sein“, sagte sie. „Es scheint hier nicht an … Annehmlichkeiten zu mangeln.“
„Es freut mich, dass ihr so denkt“, antwortete er. „Gouverneur de Feuonmayor hat Gouverneur Augusto geschrieben, um ihn von Eurem glücklichen Überleben zu berichten. Sobald er ankommt und Eure Ehe mit seinem Neffen gewährleistet ist, könnt Ihr Euch auf viele glückliche Jahre in der Neuen Welt freuen.“
Die Frucht, die sie gerade aß, schmeckte plötzlich wie Asche. „So schnell?“
„Es wird einige Zeit vergehen, bevor die Nachricht ankommt und beantwortet werden kann“, erklärte er. „Der Gouverneur dachte, es wäre das Beste, Euch sofort davon zu unterrichten.“
Maria starrte auf ihren Teller. Wie viel Zeit blieb ihr dann noch als Isabella?
Wie viel Zeit, um mit Carlos de Alameda zusammen zu sein.
„Seid Ihr nicht voller Vorfreude, Euren Verlobten endlich zu treffen?“, fragte er.
„Ich kenne ihn nicht“, antwortete sie leise. „Ich kenne nicht einmal seinen Namen. Isa… ich meine, mein Vater nannte ihn nur ‚Señor de Augustos Neffen‘.“
„Ich vermute, Eure Familie hat die Ehe arrangiert, ohne Euch hinzuzuziehen.“
Maria nickte. Sie erinnerte sich an Isabellas Angst beim Gedanken an die Hochzeit, die wesentlich größer gewesen war als die üblichen Befürchtungen einer Jungfrau vor der Ehe. An ihren sehnsüchtigen Wunsch, Nonne zu werden. Nun, Isabella war jetzt eine wahre Braut Christi. Doch Maria hatte nie den Schleier nehmen wollen.
Allerdings hatte sie sich
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