Historical Collection Band 5
Pferd. Um keinen Augenblick kostbarer Zeit zu verlieren, trieb er Bayard im gestreckten Galopp zurück zum Château.
Als die schweren Tore sich vor dem jungen Seigneur öffneten, wurde er von lauten Jubelrufen begrüßt. Ohne dem Beachtung zu schenken, ließ er den Blick über die Menge schweifen. Dann fühlte er eine Hand an seinem Fuß, und als er hinabschaute, sah er eine alte Frau vor sich, der Tränen über die runzeligen Wangen liefen.
„Meine Töchter“, schluchzte sie. „Sie haben meine Töchter entführt.“
Weitere Familien stimmten in den Klageruf ein und flehten Eustache an, ihnen zu sagen, ob er die verschwundenen Mädchen gesehen hatte. Er schüttelte den Kopf und suchte die Menge weiter nach einem bestimmten Gesicht ab, während sein Mund zu einer schmalen Linie wurde. Wachsendes Entsetzen krallte sich in sein Herz, und seine Knöchel traten weiß hervor.
Plötzlich sah er ein älteres Paar vor sich, das sich an den Händen hielt und zu beten schien. Er trieb Bayard auf sie zu, und als die Frau aufschaute, erkannte er Giselles Züge in dem runzeligen Gesicht wieder.
„Ihr da“, rief er, und seine Stimme klang fremd in seinen Ohren. „Habt ihr eine Tochter?“
Zu seiner Bestürzung brach die Frau in heftiges Weinen aus. Der Mann stütze sie und sah auf, um die Frage zu beantworten.
„Ja, mon seigneur “, sagte er. „Aber die Räuber haben sie entführt.“
„Ihr Name?“, donnerte Eustache, und ein Stein schien sich in seine Brust zu senken, denn er kannte die Antwort bereits.
„Giselle.“
Eustaches Miene war wie versteinert, doch wilder Zorn kochte in ihm hoch. Sie ist entführt worden. Ein Rauschen erfüllte seine Ohren. Sie haben sie entführt. Er riss Bayard herum, befahl seine Vasallen zu sich und führte sie durch die Menge zu den Toren. Dort traten ihm jedoch sein Vater und sein Bruder in den Weg, die während des gesamten Kampfes die Sicherheit des Châteaus nicht verlassen hatten.
„Gut gemacht, mein Sohn“, beglückwünschte ihn sein Vater. „Aber wohin willst du jetzt noch?“
„Ihnen nach“, antwortete Eustache knapp.
„Warum das?“, fragte sein Vater ernstlich verwirrt.
„Aus dem Weg“, knurrte Eustache gefährlich leise. „Versuch lieber nicht, mich aufzuhalten.“
Alphonses Augen weiteten sich, und er zog seinen Vater beiseite.
„Komm, Vater“, drängte er. „Lass Eustache diese Schurken zur Strecke bringen.“
Unter lautem Kampfgebrüll führte Eustache seine kleine Truppe durch die Tore. Bis weit in den Nachmittag folgten sie der Spur der Räuber, und während all der Stunden blieb Eustaches Gesicht eine steinerne Maske des Zorns, während Furcht und Hass ihn zu verschlingen drohten.
Doch da die Räuber nicht damit gerechnet hatten, dass der Seigneur sie so weit verfolgen würde, holten Eustache und seine Vasallen sie schließlich ein. Die Bande hatte ihre Pferde angebunden und war gerade dabei, die Beute zu begutachten, als ihre Verfolger sie erreichten. Ohne jede Vorwarnung fielen die Krieger über die Schurken her, und es dauerte nur Augenblicke, bis die wenigen Überlebenden in einer Reihe vor dem Seigneur knieten.
In einer fließenden Bewegung schwang Eustache sich vom Rücken seines Pferdes. Ohne die Räuber weiter zu beachten, schritt auf die Gruppe Mädchen zu, die eng aneinandergedrängt unter einem Baum standen. Sie waren gefesselt und geknebelt worden. Ohne ein Wort ging Eustache vor ihnen in die Hocke und suchte ihre Gesichter ab.
Als er Giselle schließlich entdeckte, zog er sie an sich und drückte sie an seine Brust. Sie zitterte. Eustache lehnte sich ein Stück zurück, um sie ansehen zu können. Sie schien unverletzt, doch heiße Tränen liefen ihr über die Wangen. Er löste ihren Knebel, sehr vorsichtig, um ihr mit dem Handschuh nicht das schlammverschmierte Gesicht zu zerkratzen. Dann schnitt er die Fesseln an ihren Handgelenken durch, und sofort warf sie sich in seine Arme.
„Danke“, flüsterte sie unter Tränen der Erleichterung, schlang die Arme um ihn und drückte ihr Gesicht an seinen Hals. „Danke.“
Eustache stand auf und zog sie mit sich auf die Füße. Er strich ihr über das Haar, dann schob er sie behutsam von sich. Er gab einem seiner Männer ein Zeichen.
„Bring die Mädchen von hier weg“, befahl er ihm, ohne den Blick von Giselle zu lösen. „Zu dem Fluss, an dem wir vorbeigeritten sind. Binde sie los und sei freundlich zu ihnen. Warte dort auf mich. Geh jetzt.“
„Jawohl, mon seigneur “,
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