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Historical Exclusiv 45

Historical Exclusiv 45

Titel: Historical Exclusiv 45 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julia Byrne , Claire Delacroix
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Unterschied in der Art des Sterbens zu erkennen. Ich kann im Tod nur das Ende des Lebens sehen.“
    „Ich verstehe, warum du so denkst“, meinte er nachdenklich. „Schließlich warst du dem Tod heute sehr nahe.“
    „Aber du hast mich gerettet.“
    „Nachdem ich dich zuvor in Lebensgefahr gebracht habe.“
    „Wie kommst du darauf?“, fragte sie stirnrunzelnd.
    Er wies mit einer fahrigen Handbewegung auf die Schwellung in ihrem Gesicht, ihre geborgten Kleider. „Das alles wäre nicht passiert, wenn ich dich an jenem Morgen auf Einervik nicht allein gelassen hätte.“
    „Es wäre auch nicht passiert, wenn ich nicht in den Wald gegangen wäre“, entgegnete sie, „oder dich nicht gedrängt hätte, Thorkill aufzusuchen.“
    Ein dünnes Lächeln flog über sein Gesicht.
    Ermutigt von dieser winzigen Geste, fuhr sie fort: „Woher wusstest du, wohin Othar mich bringen würde?“
    Sein Lächeln schwand. „Ein alter Bauer, der früher mit meinem Vater zur See fuhr, erkannte das Schiff, das vor einer unbewohnten Insel vertäut lag. Er glaubte, es sei gestohlen worden, und kam nach Einervik, um den Diebstahl zu melden, kurz nachdem ich von Ragnald zurückgekehrt war und deine Abwesenheit entdeckt hatte.“
    Yvaine verdrängte ihr schlechtes Gewissen. „Ich hätte mich nicht so weit vom Haus entfernen dürfen, das war sehr leichtsinnig. Andererseits fühlte ich mich sicher, nachdem Othar und Gunhild nicht mehr dort waren.“
    „Den gleichen Fehler habe auch ich gemacht“, sagte er bitter, „einen Fehler, den ich mir nie verzeihen werde.“
    „Aber nein, Rorik. Dich trifft keine Schuld. Woher solltest du wissen, was Othar im Schilde führte?“
    „Mag sein.“ In seiner Stimme klang bittere Selbstanklage. „Jedenfalls haben wir dich eine Weile gesucht. Ein paar Bauern haben gesehen, wie du den Hang zum Wald hinaufgestiegen bist, und dann warst du verschwunden, als hättest du dich in Rauch aufgelöst. Ich beschloss, dem Bericht des alten Bauern nachzugehen. Als wir die Insel erreichten, kreisten Vogelscharen aufgeregt schreiend über einer Lichtung. Und ich fürchtete beinahe …“
    Yvaines Herz machte einen Satz. Sie las mehr als nur Verlangen in der Glut seiner Augen, in seiner straffen Körperhaltung. Sie wollte schon aufspringen und zu ihm eilen, als er sich plötzlich vorbeugte, die Ellbogen auf die Knie stützte und den Blick auf seine verschränkten Hände senkte.
    „Wir fanden Gunhilds Leiche, wie du richtig vermutet hast. Ich kehrte nach Einervik zurück, rief die Mannschaft zusammen und setzte Segel. Wir liefen ein paar Küstenorte an, bis wir das Dorf fanden, wo Othar seine Mannschaft verstärkt hatte. In einer Bierschänke erfuhren wir auch, welche Route er genommen hatte. Aber keiner sprach davon, wie du aufs Schiff geschleppt wurdest.“
    „Ich war bewusstlos“, erklärte sie. „Othar lauerte auf eine Gelegenheit, mich in eine Falle zu locken. Er folgte mir in den Wald, schlug mich nieder und ließ mich über Land auf sein Schiff bringen.“
    Roriks Fingerknöchel schimmerten weiß.
    „Aber auf dem Schiff ließ er mich zufrieden … bis heute.“
    „Er hatte wohl genug damit zu tun, das Schiff zu steuern, um auf andere Gedanken zu kommen“, murmelte Rorik. „Was immer der Grund dafür gewesen sein mag, ich danke den Göttern dafür.“
    Er stand abrupt auf, trat an den Eingang, schlug die Plane zurück und blickte auf das Lager hinaus. Yvaine sah nur sein Profil im schwindenden Tageslicht und konnte seinen Gesichtsausdruck nicht erkennen. Doch dann drehte er den Kopf, und ihr stockte der Atem.
    „Warum bist du Edward bei der Begrüßung um den Hals gefallen?“, presste er zwischen den Zähnen hervor.
    Auf diese Frage war sie nicht gefasst. „I… Ich hatte Angst, er könne dir etwas antun, wenn du ihm gesagt hättest, dass du mich entführt hast.“
    „Das habe ich ihm gesagt. Allerdings nannte ich ihm einen Grund, den er verstehen konnte.“
    Sie nickte. „Lösegeld. Vergeltung.“
    „Immerhin besser, als ihn mit der Aussage in Verwirrung zu bringen, dass ich es nicht über mich gebracht hätte, dich einem ungewissen Schicksal zu überlassen.“
    Yvaine bekam große Augen, doch bevor sie ein Wort sagen konnte, fuhr er fort: „Komm. Es wird dunkel. Ich bringe dich zu deinem Zelt.“
    Glaubte er, er könne es dabei belassen, sie wegschicken und mit ihren quälenden Fragen allein lassen? Nicht, solange noch ein Funke Verstand in ihr war. Schon gar nicht, wenn er dastand und die

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