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Historical Exclusiv 45

Historical Exclusiv 45

Titel: Historical Exclusiv 45 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julia Byrne , Claire Delacroix
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Faust in die Lederplane krallte, als wolle er das Zelt niederreißen.
    „Allem Anschein nach“, begann sie leise, „waren meine Bemühungen unnötig, da du mit Edward gut befreundet bist.“
    „Du irrst. Aber dies ist der falsche Ort und der falsche Zeitpunkt, um darüber zu sprechen. Ich will nicht, dass du ins Gerede kommst. Schlimm genug, dass ich dich entführt habe, aber wenigstens war Anna damals bei dir.“
    Er wollte nicht …
    Schlimm genug …
    Er war besorgt um ihren guten Ruf?
    Sie krallte die Hände in den Strohsack, um nicht loszuschreien. Sich über männliche Argumentation aufzuregen, führte zu nichts, und wenn sie ihren Zorn hinausschrie, würden höchstens ein paar Soldaten angerannt kommen, die ihr gewiss nicht helfen konnten. Wenn sie Erfolg haben wollte, war es endlich Zeit, andere Waffen einzusetzen.
    „Ach, darüber würde ich mir keine Sorgen machen“, entgegnete sie in gespielter Gleichmut und hoffte, er bemerke das Zittern in ihrer Stimme nicht. „Als ich Edward nach unserer Unterredung verließ, plante er bereits meine nächste Vermählung.“
    Die von Wind und Wetter ausgetrocknete Lederhaut in Roriks Faust knirschte vernehmlich. Er fuhr herum, seine Augen waren zu Schlitzen verengt. „Ich fragte mich schon, ob du das erwähnen wirst“, stieß er hervor. „Wieso dein erstauntes Gesicht? Hast du etwa geglaubt, Edward würde mich nicht in seine Pläne einweihen? ‚Ich werde sie einem meiner Gefolgsleute geben und mir damit seine Gefolgschaft sichern‘, sagte er. ‚Sie wird ihn heiraten und ihm Söhne gebären‘, sagte er. Du scheinst das ziemlich gelassen hinzunehmen.“
    „Nun ja, anfangs gefiel mir diese Aussicht nicht sonderlich, aber …“
    „Was?“
    „Ich sagte, anfangs …“
    Erschrocken zuckte sie zusammen, als er die Klappe fallen ließ, mit zwei langen Schritten beim Tisch war, wütend den Kerzenleuchter hochnahm und sie finster anstarrte.
    „Bleib, wo du bist“, knurrte er und wies mit dem Zeigefinger zum Feldbett. „Rühr dich nicht vom Fleck.“
    „Und mein Ruf?“ Aber Rorik war bereits aus dem Zelt gestürmt.
    Sie fragte sich bang, ob sein Zorn ein gutes Zeichen war, als er kurz darauf mit den brennenden Kerzen wieder eintrat und den Eisenleuchter mit solcher Wucht auf den Tisch stellte, dass die flackernden Flammen beinahe verlöschten. Yvaines Beklommenheit wuchs.
    „Anfangs gefiel dir die Aussicht also nicht sonderlich, aber dann hast du dich damit abgefunden?“, knurrte er schneidend. „Edward will dich zum zweiten Mal verheiraten, um politische Vorteile für sich daraus zu schlagen, und du findest kein Wort des Protests?“
    „Nein. Versteh doch …“
    Weiter kam sie nicht, da er sie grob auf die Füße riss und in seine Arme zog. „Dreimal glaubte ich, dich verloren zu haben“, murmelte er finster. „Das waren dreimal zu viel. Ein viertes Mal lasse ich nicht zu.“
    „Dreimal?“, brachte sie hervor und spürte, wie ihr warm ums Herz wurde. Es gab zwar noch ein Hindernis, ein königliches Hindernis, dennoch stieg ein jauchzendes Glücksgefühl in ihr auf. Rorik presste sie an sich und starrte finster auf sie herab, aber er zitterte wie im Fieber.
    „Als ich erfuhr, dass ich der Sohn einer Sklavin bin, als Othar dich entführte und als du Edward um den Hals gefallen bist, als könntest du nicht schnell genug vor mir fliehen.“
    „Nein, Rorik.“ Sie schmiegte sich an ihn. „So war es nicht.“
    „Bei den Göttern.“ Er barg das Gesicht in ihrem Haar. „Ich dachte, du willst frei von mir sein. Ich dachte … und jetzt … redest du, als bedeute dir die Heirat mit einem anderen Mann nichts.“
    „Weil ich nicht wusste, was du für mich empfindest. Ich wusste nicht, wie ich dich fragen könnte, ohne dass du dich an deine Ehre gebunden fühlst. Schlimmer noch, dass du nur aus Mitleid handelst. Ich hätte mich nicht darüber aufgeregt? Seit dem Gespräch mit Edward bin ich verzweifelt.“
    Als Rorik den Kopf hob, sah Yvaine, dass er lächelte. In diesem flüchtigen Augenblick sah er so unbeschwert und heiter aus wie der junge Mann, der er einst war, bevor die Jahre der blutigen Vergeltung seine Gesichtszüge verhärtet hatten.
    „Verzweifelt?“
    „Hoffnungslos verzweifelt.“ Beinahe andächtig berührte sie seine Wange. Sein Lächeln schwand, seine Augen verdunkelten sich vor Liebe, Sehnsucht und einem brennenden Verlangen. „Du bist gegangen“, fuhr sie fort. „Nach unserer Nacht in Thorkills Blockhaus, und auch heute Morgen. Du

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