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Historical Exclusiv 45

Historical Exclusiv 45

Titel: Historical Exclusiv 45 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julia Byrne , Claire Delacroix
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schlug, doch blickte er düster in seinen Becher, um seine Reaktion zu verbergen. „Und warum braucht Ihr einen Ritter?“
    Ihr Blick verfinsterte sich. „Um mein Zuhause wiederzugewinnen, Perricault den Händen von Philippe de Trevaine zu entreißen.“
    Schon wieder Perricault! Er erinnerte sich an den Namen der Dame und verfluchte sich, ihren Worten nicht ebenso viel Achtung wie ihrem Lächeln geschenkt zu haben. War er denn an diesem Tage von Sinnen?
    Schmeicheleien über seine Tugenden waren gut und schön, aber er musste die Tatsachen bedenken. Er war immer noch nicht gewillt, die Herausforderung gegen einen unbekannten Gegner anzunehmen.
    „Wisst denn, ich habe soeben das Angebot des Comte de Tulley abgewiesen, Euren verlorenen Besitz zurückzugewinnen“, sagte er, überrascht von dem weichen Ton seiner Stimme.
    Stolz hob die Dame ihr Kinn. In ihrer Strenge lag eine Grazie, die das Blut eines Mannes in Wallung bringen konnte.
    Auch Yves’ Blut schien durch seine Adern zu rauschen.
    „Ich biete Euch etwas, das Tulley nicht kann“, sagte sie stolz. Er hatte den Eindruck, sie würde kurz nach Luft schnappen, doch im gleichen Augenblick wusste er, dass er sich geirrt hatte.
    „Ich biete mich selbst als Gegenleistung für Perricault.“
    Yves blinzelte, aber die Dame hielt entschlossen seinem Blick stand. Herausforderung leuchtete aus ihren violetten Augen.
    Sie hatte recht. Tulleys Angebot war nicht annähernd so verführerisch gewesen.
    Doch konnte er, Yves, solch ein Narr sein, es anzunehmen?

2. KAPITEL
    G abrielle beobachtete den Ritter. Sie versuchte, seine Gedanken zu erraten, aber es gelang ihr nicht. Es beunruhigte sie, dass er seine Reaktion auf ihr Angebot so gut verbergen konnte.
    Er hatte nicht einmal mit der Wimper gezuckt.
    Bekam er des Öfteren solche Offerten von Frauen? Sein gutes Aussehen trug nicht dazu bei, ihr Vertrauen zu stärken. Der angesehene Chevalier Yves de Saint-Roux, Günstling und Marschall des Herzogs von Burgund, war bekannt für seinen Mut und seine Wohlgestalt.
    Gabrielle wähnte sich darauf vorbereitet, aber der Ritter, der hier vor ihr stand, übertraf bei Weitem die Reden, die über ihn geführt wurden. Er hatte blondes Haar und markante Gesichtszüge, er war hochgewachsen und breitschultrig. Ein Grübchen kerbte sein Kinn, und sein Mund zeigte dieselbe Entschlossenheit, mit der er auch die Klinge führte. Die Hände, die den Becher hielten, waren groß und kräftig, doch seine Finger strichen mit einer gewissen Zärtlichkeit darüber.
    Das allein wäre schon genug gewesen, sie zu verwirren, aber er war auch noch halb entkleidet. Das leinene Hemd war weit genug geöffnet, das helle Haar auf seiner Brust zu zeigen, der Stoff klebte auf der feuchten Haut und ließ die starken Muskeln seiner Schultern und Arme erkennen. Sein Haar war nass und unordentlich, als ob er gerade seinen Kopf ins Wasser gesteckt hätte und sich anschließend mit den Fingern durchs Haar gefahren wäre.
    Gabrielle wäre ihre Aufgabe leichter gefallen, wenn dieser Mann für den Kampf gerüstet und gewaffnet gewesen wäre.
    Und wenn er sie mit seinen bernsteinfarbenen Augen nicht so durchdringend anschauen würde. Die Worte ihres Vaters über ihr unscheinbares Aussehen hallten ihr in den Ohren wider, obgleich sie dagegen ankämpfte.
    Das Licht der untergehenden Sonne warf goldene Streifen durch die seidenen Zeltbahnen. Gabrielle roch den Duft seiner Haut, die Nelken in dem gewürzten Wein, den er trank, und die feuchte Erde unter dem Zeltboden. Ebenso stieg ihr ein Hauch von Leder und Pferden in die Nase, maskuline Gerüche, die ein schmerzhaftes Gefühl in ihr aufkeimen ließen.
    Jeder Atemzug erinnerte sie an die Leere in ihrem Leben. Gabrielle wurde sich mehr und mehr ihres Witwentums – ja, mehr und mehr ihrer Weiblichkeit – bewusst als je zuvor.
    War da nicht ein Zucken in den Augen des Ritters gewesen, als sie mutig ihr Angebot machte? Besitz gehörte doch zu den Dingen, die ein Mann schätzen musste?
    Doch Saint-Roux war so anders als die Männer, die sie kannte. Wie schnell hatte er seine Verschwiegenheit zugesichert und nichts dafür gefordert.
    Und noch immer stand er ruhig da.
    Die Angst, ihr Vorhaben könnte scheitern, ließ Gabrielle erschauern. Es war nicht ihre Art, so offen und beherzt zu sprechen, sie, die immer die gehorsame Tochter und später die tugendvolle Gemahlin gewesen war.
    Zumindest, bis man ihr das Wertvollste, das sie im Leben besaß, raubte. Und dieser Verlust

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