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Historical Exclusiv 45

Historical Exclusiv 45

Titel: Historical Exclusiv 45 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julia Byrne , Claire Delacroix
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ein leichtes Unwohlsein stieg in Gabrielle auf. Konnte es sein, dass sie zum Mittelpunkt von Geschwätz geworden war?
    „Und welch schöne Art, eine Reise ins Kloster anzutreten! Ich kann mir gut vorstellen, dass Yves Euch überzeugen kann, den weltlichen Freuden nicht ganz zu entsagen.“
    Gabrielle zerteilte ihr Brot mit einer fahrigen Geste, aber sie bemühte sich, ihre Erregung zu verbergen. „Glaubt Ihr wirklich?“, fragte sie kurz.
    Ihr Zweifel musste echt gewirkt haben, denn Adelys beugte sich über den Tisch und nahm ihre Finger in die eigenen kalten Hände. Ihr Blick war stechender, als Gabrielle ihn jemals gesehen hatte.
    „Hört zu. Ihr macht einen törichten Fehler, wenn Ihr ins Kloster eintretet. Ihr seid eine vernünftige Frau, trotz allem. Ich verstehe, dass Euch der Verlust von Michel tief getroffen hatte, indes …“
    „Und von Thomas.“ Adelys sah sie verwirrt an. „Mein Sohn Thomas“, erklärte Gabrielle mit fester Stimme.
    Adelys runzelte für einen Augenblick die Stirn, dann nickte sie ungeduldig. „Der Knabe, natürlich. Den hatte ich vergessen.“ Sie machte eine wegwerfende Handbewegung, und Gabrielle staunte über die Gefühllosigkeit dieser Frau.
    „Doch nun, da Ihr Witwe seid, könnt Ihr Euch nach Euren eigenen Bedürfnissen richten.“ Sie ließ ihre Hand los und zeigte mit sichtlichem Stolz auf sich. „Seht doch mich an! Zehn Jahre bin ich schon Witwe und habe mehr Geschenke bekommen und Freiheiten genossen, als eine Frau braucht, um glücklich zu sein. Ich bin wohlhabender, als mein armer toter Eduard je geträumt hatte, und werde mehr verwöhnt, als ich es ohne Zweifel verdient habe.“
    Sie lachte dreist und buhlte um Gabrielles Zustimmung. „Ich wähle so viele Liebhaber, wie es mir gefällt, und muss mich vor niemandem rechtfertigen.“ Ihr Blick haftete immer noch fest auf ihrem Gegenüber. „Solch ein Leben wirft man nicht einfach weg, meine Liebe, und ich dachte, Ihr habt den Verstand, Euch dessen bewusst zu sein.“
    Schon der Gedanke, dass diese kalte, berechnende Frau glaubte, sie sei von der gleichen schlechten Art wie sie selbst, war ihr unerträglich. Gabrielle erhob sich langsam, bemüht, ihre Gedanken für sich zu behalten.
    „Ich bin nicht sicher, ob mir Euer Leben gefallen könnte“, sagte sie, und Adelys sah sie zuerst überrascht, dann eher spöttisch an.
    „Wahrhaftig? Ihr habt es richtig ausprobiert und werft es bereits nach einer Liebesnacht beiseite?“ Sie lächelte geziert. „Oder sollte ich vielleicht sagen, nach nur einem Liebhaber?“ Sie lächelte boshaft, als Gabrielle nach Luft schnappte, dann betrachtete sie mit geheuchelter Besorgnis ihre Finger. „Soweit ich mich erinnere, sind Yves de Saint-Roux’ Leistungen doch nicht schlecht.“
    Gabrielles Wangen glühten, aber ehe sie wieder etwas sagen konnte, betrat eben jener Ritter die Halle. Alle Augen richteten sich auf ihn, und für einen Augenblick trat Stille ein, bevor das Flüstern erneut begann.
    Sie war zu ihrem Leidwesen nicht die Einzige, die sein Kommen bemerkte.
    „Da ist der Chevalier, um den es geht“, säuselte Adelys. „Vielleicht sollten wir ihn nach den Begebenheiten der letzten Nacht fragen. Gewiss sucht er Euch schon den ganzen Morgen, denn er ist kein Mann für flüchtige Liebschaften.“ Sie lächelte erneut. „Ich glaube, es ist kein Fehler, wenn ein Mann etwas gut zu Ende bringt, was er begonnen hat.“
    Das Getuschel und Gelächter wurde lauter, als Yves die Halle durchquerte, die offensichtliche Aufmerksamkeit der Damen schien ihn jedoch nicht zu kümmern. Er sah in Gabrielles Richtung, und ihre Blicke trafen sich.
    Er bewegte sich in ihre Richtung.
    Gabrielle schluckte schwer. Sie wusste, dass er Rechenschaft verlangen würde für den Schlag, den sie ihm letzte Nacht versetzt hatte.
    Ebenso wie sie eine Erklärung für seinen unverschämten Kuss fordern würde. Aber vor so vielen neugierigen Augen konnte sie ihm nicht entgegentreten.
    Adelys seufzte leise und sah dem Ritter entgegen. „Gabrielle, Ihr wollt doch die Freuden der Liebeswonnen nicht so schnell schon wieder opfern?“
    Es war so beleidigend, was dieses Weibsstück von ihr dachte! Gabrielle sprang auf, sie war nicht im Geringsten daran interessiert, die Konversation fortzusetzen. Nicht einmal ein Wort des Abschieds kam über ihre Lippen, so bestürzt war sie, dass ihr sorgsam gehütetes Ansehen so rasch in Scherben lag.
    Adelys schien ihren Abgang nicht einmal zu bemerken. „Guten Morgen,

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