Historical Exclusiv 45
großen, mit weichen Kissen versehenen Bettes, ließ in ihm den übermächtigen Wunsch entstehen, sie sehnsüchtig in seine Arme zu ziehen, sie auf das Lager zu tragen und die ganze Nacht zu lieben.
Doch er hatte sein Ehrenwort gegeben.
Jeder Blick, den sie ihm zuwarf, entflammte sein Verlangen noch mehr. Jede Vertraulichkeit, die sie ihm ins Ohr flüsterte, jedes Mal, wenn sie lachte oder eine Erklärung wollte für eine Anordnung, die er getroffen hatte, machte die Last für ihn nur noch schwerer. Niemals hatte ihn das Verlangen nach einer Frau so sehr aufgewühlt.
Yves schlief kaum, denn in seinen Träumen verfolgten ihn ihre verführerischen violetten Augen und der Klang ihres Lachens.
Trotz seiner Erschöpfung trieb ihn die Unruhe dazu, sich zu beschäftigen. Mit unbarmherziger Disziplin, wie zuvor am Hofe des Herzogs, drillte er die Ritter Perricaults.
Er hatte es sich zur Aufgabe gemacht, jeden Verteidigungspunkt und jede Ablösung der Wachposten selbst zu überprüfen. Das hatte viel dazu beigetragen, die Beziehung zu den Männern zu festigen, aber wenig, um seine Ungeduld zu zügeln.
Deshalb unternahm Yves, wann immer es seine Zeit erlaubte, ausgedehnte Ritte. Niemals hatte Merlin so viel Auslauf gehabt, und zum ersten Mal hatte Gaston keinen Grund, sich darüber zu beklagen, dass er sich zu wenig im Zweikampf übte. Doch heute, nach vierzehn Tagen wildem Betätigungsdrang, blickte selbst Merlin bei der Aussicht auf einen weiteren Ausritt recht gleichgültig drein.
Ein verächtliches Schnauben erinnerte Saint-Roux an das Ross, welches seine Gemahlin geritten hatte. Er wandte sich um und sah Methuselah, der ihn vorsichtig, obgleich mit Interesse, beäugte.
Nicht zum ersten Mal in diesen unsteten Wochen spürte Yves die Anwesenheit eines anderen, und wusste, dass Thomas in der Nähe war. Oftmals war der Knabe so nah hinter ihm wie sein eigener Schatten.
Noch immer sprach er kein Wort. Gabrielle war beinahe krank vor Angst. Obwohl Yves wusste, dass der Junge sprechen würde, wenn die Zeit gekommen war, hoffte er – um Gabrielles willen –, dass dieser Augenblick bald käme.
Er offenbarte dem Knaben nie, dass er von dessen Anwesenheit wusste, bis dieser aus seinem Versteck hervorkam. Beständig nahm er sich Zeit für ihn. Er war ein schlaues Kind – was nicht überraschte, betrachtete man die Klugheit seiner Mutter.
Eines Morgens hatte er Thomas gezeigt, wie man ein Messer schärft, und der Junge freute sich an dem sofortigen Ergebnis.
Stolz brachte er nun seine eigene Klinge und schärfte sie. Es schien, als wäre der Knabe begierig, seine Aufmerksamkeit zu erringen, und Yves vermutete, dass dem so war, weil Thomas so lange hatte allein sein müssen.
Wahrscheinlich schloss der Knabe sich ihm auch an, da er niemals versuchte, ihn zum Sprechen zu überreden.
Yves hatte ihm das Damespiel beigebracht, sodass das Kind, obgleich noch immer stumm, darauf bestand, jeden Abend mit ihm zu spielen. Er gewann so oft wie Yves, und Gabrielle verbarg ihre Freude darüber nicht.
Ihr Lachen weckte in dem Ritter stets erneut die Sehnsucht, ihre lächelnden Lippen zu küssen, doch er wagte nicht, sie zu bedrängen. Am Tage ihrer Vermählung hatte er es schon gespürt, doch nun merkte er immer deutlicher, welche Last dieses verfluchte Gelübde bedeutete.
Schon der bloße Gedanke rief erneut Unruhe in ihm wach. Er stützte die Hände in die Hüften und stellte sich vor dem Hengst in Positur, sich seines kleinen Zuschauers wohl bewusst.
„Nun, Methuselah“, sagte Yves ruhig. „Es scheint mir an der Zeit für einen langen Ausritt zu sein.“ Er hatte begonnen, seine Gedanken laut auszusprechen, damit Thomas verstehen konnte, was er tat.
Das Ross schnaubte lautstark, und Hafer flog im ganzen Stall herum. Es war, als wolle es seine äußerste Langeweile kundtun.
Saint-Roux vernahm die tapsenden Schritte, und er lächelte, als sie ganz nahe hinter ihm innehielten. Er blickte sich nicht um und richtete seine Aufmerksamkeit auf den grauen Hengst.
Vielleicht war es an der Zeit, dass der Junge etwas über Pferde lernte. Thomas streifte oft genug in den Ställen herum, sodass eine Lektion gerade recht kam. Die großen Tiere konnten immerhin oft unberechenbar sein.
Methuselahs Ohren zuckten, als er den Ritter neugierig betrachtete.
Yves trat einen Schritt näher. „Du musst unzufrieden sein, so oft im Stall zu stehen, obwohl ich sicher bin, dass Xavier dafür sorgt, dass du im Außenhof Auslauf hast.“
Ein
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