Historical Exclusiv 45
getötet, der Streit mit meinem Vater hatte und die Gelegenheit nutzte, um sich an ihm zu rächen, als er ihr eines Tages im Wald begegnete. Für ihn war meine Mutter auch nicht mehr als ein … Gegenstand, den er seinem Feind wegnehmen konnte. Nicht, dass mein Vater sonderlich um sie getrauert hätte“, fügte sie bitter hinzu. „Er fand es nicht einmal nötig, sie zu rächen. Sein einziger Ehrgeiz bestand darin, einen Sohn zu zeugen, und er hatte nichts Eiligeres zu tun, als sich nach einer neuen Frau umzusehen.“
„Aber du hast um sie getrauert.“ Sein Blick schärfte sich. „Lebt dein Vater noch? Als du von Lösegeld gesprochen hast, war nur von Edward die Rede.“
„Mein Vater starb am Fieber, bevor er wieder heiraten konnte. Ich wurde in den Haushalt des Königs aufgenommen.“
„Um von ihm aus politischen Gründen verheiratet zu werden.“ Als sie schwieg, nickte er. „Und was wäre aus dir geworden, wenn du als Witwe in England geblieben wärst, Yvaine? Stell dir vor, die Flucht von Ceawlin wäre dir geglückt, deine Ehe wäre annulliert worden, was hätte dein Vetter Edward mit dir getan?“
„Wahrscheinlich hätte er mich ein zweites Mal verh…“
Sie stockte mitten im Wort, begriff plötzlich, worauf er hinauswollte. „Er hätte mir aber auch“, korrigierte sie ihren Gedankengang spitz, „ein Mitspracherecht an meiner Zukunft geben können.“ Als hätte sie das je für möglich gehalten, überlegte sie in einem Anflug von Selbstironie. Edward hätte sie selbstredend wieder verheiratet. Angesichts seiner zielstrebigen Pläne, England zu einem Reich zu vereinen, hätte er sie vermutlich mit einem dänischen Edelmann vermählt.
Ein Blick in Roriks Gesicht überzeugte sie davon, dass er ähnlich dachte.
„Was Edward getan hätte, spielt keine Rolle“, erklärte sie kühl. „Wir sprechen von Euch. Ihr habt Euch genommen, wonach Euch der Sinn stand. Und nun …“
„Ich habe dich beschützt, dir eine angesehene Position auf Einervik verschafft. Hast du nicht darüber auf dem Schiff gesprochen?“
„Nein! Ich dachte, Ihr bringt mich in einem anderen Haus unter. Ich dachte nie daran, Euch zu heiraten.“
Er zog die Brauen hoch. „Wärst du lieber meine Konkubine?“
„Ja … nein!“ Wie konnte sie ihm nur begreiflich machen, was sie meinte? „Versteht Ihr denn nicht? Was mich so empört, ist die Tatsache, dass ich nicht gefragt werde, dass alles über meinen Kopf hinweg bestimmt wird. Wie würdet Ihr Euch fühlen“, fragte sie scharf, „wenn Ihr nicht über Euer eigenes Leben bestimmen dürft?“
Er machte ein ernstes Gesicht. „Ich wäre genauso verärgert und enttäuscht wie du. Aber, mein Schatz, wir sind genau dort, wo wir angefangen haben. Es ist nichts mehr daran zu ändern. Ich verstehe, wie dir zu Mute ist, aber …“
„Dann gebt mir Zeit“, fiel sie ihm ins Wort. Hoffnung stieg in ihr auf. „Zeit, um Euch besser kennen zu lernen. Zeit, mich an mein neues Leben zu gewöhnen.“ Zeit für dich, damit du lernst, mich zu lieben.
„Yvaine …“
„Ihr habt es versprochen.“
„Ich habe keinen Eid darauf geleistet“, murmelte er. „Und es tut auch nichts zur Sache. Wenn ich die Absicht hatte, dir Zeit zu geben, so ist sie mit unserer Vermählung verstrichen.“
„Verstrichen!“ Sie starrte ihn an. „Das Versprechen gilt nicht mehr?“
Zorn loderte in ihr hoch, nie gekannter, glühender Zorn. Er behauptete zu wissen, wie ihr zu Mute war? Er wusste, dass sie wütend und enttäuscht war. Wie einsichtig von ihm. Wie einfühlsam, das auch noch zu erwähnen. Wütend? Er hatte sie noch nie wütend erlebt.
„Was mich betrifft, hat die Wartezeit noch nicht einmal begonnen“, schrie sie. „Und eins lasst Euch gesagt sein …“
Bevor sie ihn darüber aufklären konnte, richtete er sich auf. Seine Miene war hart, entschlossen.
„Yvaine, wir sind verheiratet. Begreife das endlich. Und ich will dir noch etwas sagen. Wenn morgen der Beweis deiner Jungfräulichkeit nicht in diesem Bett zu finden ist, wirst du es in diesem Haus sehr schwer haben, wenn ich nicht da bin. Ich kann nicht ständig auf dich aufpassen …“
„Sprecht Ihr von Weiberbosheit? Wieso sollte ich mir darum Sorgen machen? Fünf lange Jahre habe ich mich darin geübt, sie nicht zu beachten.“
Seine Hand umfing den Bettpfosten. „Du bist wütend und verwirrt. Aber wenn deine Reaktion auf meinen letzten Kuss ein Hinweis ist, so weißt du verdammt genau, dass es Schlimmeres gibt, als die
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