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Historical Exclusiv 45

Historical Exclusiv 45

Titel: Historical Exclusiv 45 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julia Byrne , Claire Delacroix
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Nornen sitzen am Brunnen des Schicksals. Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft. Sie spinnen und weben den Lebensfaden eines jeden Menschen zu seinem Lebensbild, und wenn unsere Zeit auf Erden abgelaufen ist, trennen sie den Faden ab. Alles ist vorbestimmt. Und es ist Zeit, dass wir uns zurückziehen“, fügte sie hinzu und tätschelte Yvaines Hand. „Tu, was dein Ehemann dir befohlen hat, Kleine. Und sei nicht unglücklich. Ich habe zwar nicht alles gesehen, aber ich sah, wie er über dich wacht. Wenn du mehr von ihm willst, musst du ihm den Weg weisen.“
    Und wie sollte sie das anstellen? Diese Frage nagte an Yvaine am nächsten Morgen, als Anna ihr das Haar flocht. Rorik hatte das Lager letzte Nacht nicht mit ihr geteilt, obwohl sie irgendwann gehört zu haben glaubte, wie die Tür zuklappte. Das Geräusch war nicht laut genug gewesen, um sie ganz zu wecken. Im Halbschlaf hatte sie lediglich seine Gegenwart gespürt, aber es gab kein anderes Geräusch, keine Bewegung, und als sie schließlich die Augen öffnete – ohne zu wissen, wie viel Zeit verstrichen war –, war die Kammer leer, das Bett neben ihr unberührt.
    „Seid Ihr sicher, dass es klug ist, auszugehen, Lady?“, murmelte Anna und bedeckte ihr Haar mit einem kleinen weißen Tuch. „Rorik ist fortgegangen, um das Ausheben der Grabstätte zu beaufsichtigen. Der Gedanke, dass Ihr allein durch die Gegend spaziert, will mir nicht gefallen. Es herrscht eine seltsam bedrückte Stimmung.“
    „Ich gehe nicht weit.“ Sie blickte in die glänzend polierte Metallplatte, die Anna ihr vorhielt. „Hat Katja sich schon auf den Weg gemacht?“ Sie nickte ihrem Spiegelbild zerstreut zu.
    „Ja, im Morgengrauen.“ Anna legte den Spiegel beiseite. „Gunhild war nicht sonderlich erfreut über den raschen Aufbruch. Sie schien sich mehr darüber aufzuregen, dass Katja sagte, sie sei wegen Euch gekommen, als über den Tod ihres Ehemanns. Ich an Eurer Stelle würde der Frau aus dem Weg gehen.“
    „Sei unbesorgt, genau das habe ich vor. Ich will mir nicht ständig sagen lassen, dass ich hier nicht willkommen bin.“
    „Ähm, ja. Ich meine, es gibt nicht viel für Euch zu tun. Ingerd bestand darauf, Egil zum Begräbnis vorzubereiten, und niemand hat ihr widersprochen.“
    „Sie will ihm diesen letzten Dienst erweisen. Ihre Trauer scheint aufrichtig zu sein.“ Yvaine drehte sich um. „Ich wollte dich ohnehin fragen, wie kommst du mit Ingerd zurecht? Sie ist ein wenig sonderbar.“
    „Ach, sie ist eine harmlose alte Frau. Die anderen Sklaven behandeln sie mit einem gewissen Respekt, was ihr zu gefallen scheint. Natürlich glaubt sie alles besser zu wissen. Und sie macht schon den ganzen Vormittag Andeutungen, dass Gunhild weiterhin die Herrin in diesem Haus bleibt, auch nach dem Tod des Jarls.“
    „Es ist verständlich, dass sie Gunhild die Treue hält“, meinte Yvaine achselzuckend. „Und es hat nichts zu bedeuten, solange sie dich nicht unfreundlich behandelt.“
    „Nein, sie ist nicht unfreundlich. Auch die anderen Bediensteten sind freundlich zu mir. Eigentlich erstaunlich, weil sie ihre Anweisungen von Gunhild erhalten. Wahrscheinlich nehmen sie Ingerds Worte nicht ernst und wollen sich bei mir lieb Kind machen. Schließlich seid Ihr jetzt die Herrin auf Einervik.“
    „Vielleicht“, meinte Yvaine, ohne sich weiter damit zu befassen. Klatsch und Zank unter den Frauen in einem Haushalt hatten sie nie interessiert. Und sie hatte nicht die Absicht, Gunhilds Platz einzunehmen, solange Rorik seine Stiefmutter nicht in einem anderen Haus untergebracht hatte. Auf Selsey hatte sie die schmerzliche Erfahrung gemacht, dass ein Haushalt nur von einer Herrin geführt werden kann. „Ich gehe noch einmal zum Fjord hinunter“, sagte sie und erhob sich. „Sei unbesorgt, Anna. Ich bleibe in der Nähe des Hauses. Vielleicht begegne ich Rorik auf dem Rückweg.“
    Als sie aber kurz darauf die Halle betrat, sah sie ein, dass sie ihren Spaziergang verschieben musste. Gunhild war nirgends zu sehen, und das Gesinde hatte nichts Besseres zu tun, als sich mit gereckten Hälsen vor dem Söller zu drängen, wo Ingerd mit lautem Wehklagen ihren letzten Dienst an ihrem Herrn verrichtete. Yvaine zögerte nicht lange, gab dem Gesinde mit ruhiger Stimme Anweisungen, das Mittagsmahl zu bereiten.
    Da Rorik nicht rechtzeitig zum Essen zurück war, musste er sich eben mit einem kalten Imbiss begnügen. Nachdem die Reste des Mahles weggeräumt waren, teilte sie den Sklaven weitere

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