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Historical Exclusiv 45

Historical Exclusiv 45

Titel: Historical Exclusiv 45 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julia Byrne , Claire Delacroix
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es dämmrig. Der Wind strich seufzend durch die Fichtenzweige. Im Unterholz raschelte Laub, vermutlich floh ein kleines Tier, aufgeschreckt von den menschlichen Stimmen. Sie erinnerte sich, Anna gesagt zu haben, sie wolle in Sichtweite des Hauses bleiben. Dennoch war es nicht weit bis zum Haus, wenn man den direkten Weg durch den Wald nahm. Im Übrigen war sie nicht allein.
    Sie schüttelte das Unhagen ab, das sie befiel, und folgte Gunhild über die Schwelle.
    Der Raum war größer, als sie vermutet hatte. An den Holzwänden hingen Tierhäute, auf einer Bank lag ein Stapel Felle. Vor der Bank befand sich eine gemauerte Feuerstelle, in der Reisig aufgehäuft war. An hohen Dreifüßen über der Feuerstelle hingen mit Wasser gefüllte Kessel. Am meisten faszinierte sie eine etwa hüfthohe Holzwanne, die fast den ganzen restlichen Raum einnahm, groß genug, um mehrere Personen aufzunehmen.
    „Gütiger Himmel“, entfuhr es ihr erstaunt. „Darin kann man ja schwimmen.“
    „Nicht ganz.“ Gunhild bückte sich, rieb den Feuerstein und entzündete das Reisig daran. „Möchtest du ein Bad nehmen?“, fragte sie, während sie sich wieder aufrichtete. „Du hast den ganzen Tag schwer gearbeitet und fühlst dich vermutlich schmutzig. Ich schicke dir eine Magd mit Tüchern herauf und lasse mehr Wasser bringen.“
    Das Angebot war verlockend. Gunhild war wie ausgewechselt. Ihre Freundlichkeit wirkte zwar nicht wirklich aufrichtig, aber vielleicht hatte sie sich auch eines Besseren besonnen und wollte keinen Streit mit ihrer Schwiegertochter.
    „Vielen Dank, Gunhild. Sag Anna Bescheid, mir frische Kleider zu bringen. Ein Bad wird mir gut tun.“
    „Nicht der Rede wert“, wehrte Gunhild ab. „Lass dir getrost Zeit. Die Männer haben noch lange zu tun, bevor die Grabstätte ausgehoben ist. Schließlich muss sie groß genug sein, um Egils Schiff, sein Pferd und seine Hunde aufzunehmen. Die Tiere werden an der Grabstätte getötet.“
    Yvaine durchrieselte ein Schauer. Aus den nordischen Sagas wusste sie, dass ein reicher Mann mit seinen Waffen und anderem persönlichen Besitz bestattet wurde, manchmal sogar mit Sklavinnen, um ihm das Leben im Jenseits angenehm zu gestalten. Dennoch erschien ihr der Brauch, anderes Leben als Grabbeigabe zu opfern, sehr grausam.
    Hegte Gunhild die stille Hoffnung, sie würde beim Begräbnis in Tränen ausbrechen und Rorik beschämen? Gunhild nickt ihr kurz zu und wandte sich zum Gehen. Sie wirkte zwar zugänglicher als gestern, dennoch hatten manche ihrer Bemerkungen spitz geklungen.
    Vielleicht ist sie lediglich taktlos, dachte Yvaine und bemühte sich um Verständnis. Dann wandte sie jäh den Kopf, als sie ein Klirren vernahm. „Gunhild?“
    Keine Antwort.
    Mit klopfendem Herzen eilte sie zur Tür. Der Riegel ließ sich nicht bewegen. Fassungslos starrte sie auf die verschlossene Tür, ehe sie begriff, was passiert war. Mit einem Satz war sie an dem kleinen Fenster.
    Als sie schließlich den Laden aufgestoßen hatte, blickte sie in den dunklen Wald.
    Dumme Gans, schalt sie sich, lehnte sich mit dem Rücken gegen die Wand und machte sich Vorwürfe, sich so leicht überlisten zu lassen. Obwohl die Fensteröffnung zu klein war, um hindurchzukriechen, war sie nicht völlig von der Welt abgeschlossen.
    Wenn Gunhild die Sklaven nicht wie versprochen heraufschicken würde, konnte sie wenigstens so lange schreien, bis jemand sie hörte.
    Das müsste Gunhild doch wissen, überlegte sie stirnrunzelnd. Wieso sollte Gunhild sie einsperren, wenn sie wusste, dass sie um Hilfe schreien würde? Im Übrigen würde Rorik sie vermissen, Fragen stellen und sie suchen lassen.
    Yvaine schüttelte den Kopf. Sie war so sehr daran gewöhnt, sich gegen Gehässigkeit zu schützen, dass sie grundlos den Kopf verlor. Gunhild hatte die Tür wahrscheinlich aus alter Gewohnheit verschlossen, vielleicht wollte sie auch verhindern, dass jemand eindrang, wenn sie sich entkleidete und in die Wanne stieg.
    Sie holte tief Luft, um sich zu beruhigen, und begann das Badehaus zu erkunden. In der Ecke gegenüber der Feuerstelle entdeckte sie drei Öllampen. Das beantwortete ihre Frage, wie die Leute sich im Winter wuschen, wenn man wegen der Kälte weder Tür noch Fenster öffnen konnte, um Licht einzulassen.
    Sie war im Begriff, einen brennenden Zweig aus dem Feuer zu nehmen, um die Lampen anzuzünden, als sie hörte, wie der Schlüssel sich wieder drehte. Mit einem erleichterten Lächeln wandte sie sich um.
    Ihr Lächeln schwand,

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