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Historical Exclusiv 45

Historical Exclusiv 45

Titel: Historical Exclusiv 45 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julia Byrne , Claire Delacroix
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Und wenn der Riese beide Waffen gleichzeitig nach ihm schleuderte? Die Entfernung war zu knapp, beiden Waffen würde Rorik nicht ausweichen können.
    Nein. Der Angreifer würde die Axt im Nahkampf einsetzen, falls er Rorik mit dem Speer nur verletzte. Diese Gedanken schossen Yvaine blitzschnell durch den Sinn. Heilige Mutter Gottes, steh uns bei!
    Ein totenkopfähnliches Grinsen breitete sich im grobknochigen Gesicht des Angreifers aus. Er hob den Arm mit der Lanze, holte kurz aus und schleuderte sie direkt auf Rorik.
    Es blieb ihr nicht einmal Zeit, um zu schreien. In einer blitzartigen Bewegung, so schnell, dass Yvaine sie nur verschwommen wahrnahm, wich Rorik seitlich aus, packte die Lanze im Flug, wirbelte sie herum, schleuderte sie mit aller Kraft zurück, so dass sich die Spitze in die Brust des Fremden bohrte.
    Der Mann ließ die Axt fallen, starrte mit entgeistert aufgerissenen Augen auf die Speerspitze, die aus seiner Brust ragte. Sein Mund öffnete sich, während er taumelte und röchelnd zu Boden sank.
    Zitternd stand Yvaine auf, wagte kaum zu hoffen, dass der Kampf vorüber war, so benommen von dem Geschehen, dass sie nicht einmal erschrak, als eine tiefe Stimme hinter ihnen laut wurde.
    „In meinem ganzen Leben bin ich nur einem Mann begegnet, der dieses Kunststück fertig brachte. Dein Vater war dir ein guter Lehrmeister, Sohn von Egil mit dem starken Arm.“
    Rorik drehte sich um. „Thorkill.“ Er wies mit dem Kinn auf das Schwert in der Hand des älteren Mannes. „Hattest du vor, die Waffe zu benutzen?“
    „Ja, wenn der Mörder dich niedergestreckt hätte.“ Thorkill wies mit der Schwertspitze auf den Mann am Boden. „Der Kerl atmet noch. Vielleicht nennt er dir den Grund für seinen feigen Überfall.“
    „Ich kenne den Grund.“ Doch nach einem flüchtigen Seitenblick zu Yvaine trat er näher und beugte sich über den Sterbenden, dessen Augen glasig wurden. „Gunhild hat dich geschickt, habe ich Recht?“
    Der Mann richtete den starren Blick auf ihn. „Thorkill zum Schweigen bringen … oder dich … und die Frau töten.“ Er entblößte die Zähne zu einem verzerrten Grinsen. „Bei der Alten war es einfach …“, der Rest ging in einem Röcheln unter, und dann verstummte er für immer.
    Rorik stand einen Moment mit zusammengekniffenen Lippen reglos. Und dann stieß er mit einer Geste, deutlicher als alle Worte, den Leichnam zum Rand des Plateaus und versetzte ihm einen kräftigen Fußtritt. Der Körper fiel wie ein Stein in die Schlucht und versank in den dunklen Wassern des Fjords.
    Thorkill nickte zufrieden. „Ein gedungener Mörder verdient nichts anderes.“
    Yvaine löste sich endlich aus ihrer Starre. Rorik trat neben sie und legte den Arm um ihre Schulter. „Geht es dir gut, meine Liebe?“
    Sie nickte. Zu mehr war sie nicht fähig. Er zog sie näher.
    „Yvaine ist meine Ehefrau“, erklärte er Thorkill. „Wir kommen, um dir die Nachricht von Egils Tod zu bringen und dir ein paar Fragen zu stellen.“
    Mit einem Blick auf die weggeworfene Axt des Mörders, meinte Thorkill: „Dringende Fragen, wie mir scheint. Kommt! Ihr seid mir willkommen in meiner bescheidenen Behausung.“
    Zu dritt stiegen sie den Pfad hinauf. Yvaine war dankbar, dass Rorik sie stützte. Sie fühlte sich wie betäubt, als habe sich ein Schleier über sie gesenkt, der alle Geräusche dämpfte. Roriks besorgter Blick streifte sie immer wieder, während er sich mit Thorkill unterhielt. Allmählich ließ ihre Taubheit nach, seine Fürsorge, sein Halt und seine Körperwärme gaben ihr Trost.
    „Egils Tod stimmt mich traurig, und dass du durch seinen Tod in diese Notlage geraten bist, Rorik. Egil hatte gehofft, du brauchst den Stein nicht.“
    „Welcher Stein?“
    „Aha, du weißt nichts davon.“
    „Ich weiß genug“, widersprach Rorik bitter. „Yvaine bestand darauf, dich aufzusuchen. Aber da wir schon hier sind, möchte ich wissen, was Gunhild mir um jeden Preis vorenthalten wollte.“
    „Zuerst essen wir“, sagt Thorkill und wies mit dem Arm auf ein kleines strohgedecktes Steinhaus, das sich an den Berghang schmiegte.
    Beim Eintreten musste Rorik den Kopf einziehen, doch innen war das Haus erstaunlich geräumig: eine kleinere Ausgabe der Halle von Einervik.
    Erschöpft sank Yvaine auf eine mit Fellen bedeckte Bank neben der Feuerstelle, und Thorkill wies zu einem Bierkrug auf einem Wandbrett. „Gib deiner Frau einen Schluck zu trinken, Rorik. Sie sieht ziemlich mitgenommen aus.“ Er begann,

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