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HISTORICAL EXCLUSIV Band 14

HISTORICAL EXCLUSIV Band 14

Titel: HISTORICAL EXCLUSIV Band 14 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: ERIN YORKE ELIZABETH LANE
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heraufgedrungen war. Die Vorsicht hätte geboten, sofort die Flucht zu ergreifen, doch trotz des vernünftigen, pragmatischen Wesens hatte Mary einen Charakterzug, der sie hin und wieder veranlasste, alle noch so sinnvollen Warnungen in den Wind zu schlagen.
    Dieser Leichtsinn hatte sie auch damals bewogen, die Röcke zu raffen und die Felsen hinaufzuklettern. Auf der Anhöhe angelangt, hatte sie sich geduckt, in die Bucht hinuntergeschaut und vor Staunen den Mund nicht mehr zubekommen. Cameron MacKenna hatte nackt im flachen Uferwasser gestanden und im Mondlicht wie eine lebende römische Statue ausgesehen. Mary war sich bewusst gewesen, dass sie sich eigentlich unverzüglich hätte entfernen müssen, doch der Anblick der wundervollen Gestalt hatte sie wie gebannt auf der Stelle ausharren lassen.
    Unwillkürlich hatte sie dann die Lippen zusammengepresst, als Cameron sich vorbeugte und die Nässe von Armen, Hüften und Beinen wischte. Vor Erregung hatte Mary nur noch flach geatmet und mit den Augen jeden Zoll des stattlich gewachsenen, hoch aufgerichteten Männerkörpers verschlungen, die kraftvollen Rückenmuskeln, die schmale Taille und die strammen Rundungen des Gesäßes, und tief im Innern ein seltsames, sie schwindlig machendes Sehnen verspürt.
    Ungeachtet aller Verwirrung hatte sie geahnt, dass Cameron MacKenna unzufrieden war. Ihr war bekannt, dass er seit Jahren den Wunsch hatte, Darlmoor zu verlassen, sein Stiefvater jedoch nichts davon hören wollte. Während er zum Horizont gestarrt hatte, war sie überzeugt gewesen, dass er ohnmächtigen Zorn empfand, der früher oder später zum Ausbruch kommen musste. Nachdenklich hatte sie sich gefragt, wie lange es noch dauern mochte, bis Cameron sich gegen die ihn in Ketten legende Engstirnigkeit auflehnte, sein Bündel schnürte und für immer verschwand.
    Er hatte kurz die Schultern gehoben und wieder fallen lassen, ganz so, als habe er geseufzt. Sichtlich niedergeschlagen, hatte er sich dann umgedreht und war zum Strand zu seinen unordentlich hingeworfenen Sachen gegangen. Bis dahin hatte Mary nur seinen Rücken gesehen, nun jedoch seine entblößte Vorderseite vor Augen gehabt. Verlegen hatte sie sich vorgehalten, sie habe keinen Grund, schockiert zu sein. Cameron MacKennas Figur war wie die von Michelangelos „David“, gewesen, den sie einmal auf einer Photographie gesehen hatte, mehr nicht. Aber sie hatte noch nie einen lebenden Mann vollkommen entblößt vor Augen gehabt und war daher nicht fähig gewesen, den Blick von ihm zu wenden. Dann hatte er zu ihr hochgeschaut, und erst in diesem Moment war ihr aufgefallen, dass ihr ein bewundernder Laut über die Lippen gekommen sein musste.
    Überrascht war Cameron MacKenna hastig zurück ins Wasser gerannt. Das wäre der rechte Moment gewesen, sich eilends zu entfernen, doch Mary hatte das Gefühl gehabt, wie angewurzelt zu sein. Bis zu den Hüften in den schwappenden Wellen stehend, hatte Cameron ihr lachend zugerufen: „Donnerwetter, die junge Mary! Die Tochter des Richters! Warum starrst du mich so an? Hast du noch nie einen Mann gesehen?“
    Sie hatte versucht, ihm eine schlagfertige Antwort zu geben, doch die Zunge war ihr wie Blei im Mund gewesen. Sie hatte keinen Ton herausgebracht.
    Camerons schallendes Lachen war sogar über das Rauschen der Brandung zu hören gewesen. „Nun, steh nicht herum und gaff mich an! Es ist eine wundervolle Nacht zum Schwimmen. Zieh dich aus, Mädchen, und leiste mir Gesellschaft!“
    Sie hatte brennende Röte in die Wangen steigen gefühlt. Oh, sie hatte dieses Spiel gekannt. Cameron hatte nur geblufft. Er hatte sie für ein albernes Ding gehalten, das kichernd davonlaufen würde. Aber sie war kein Kind mehr gewesen. Das hätte er doch sehen müssen.
    „Also, was ist jetzt?“, hatte er sie gedrängt. „Kommst du nun, oder gehst du endlich weiter, damit ich ans Ufer zurückkehren und mich anziehen kann?“
    Langsam hatte sie sich aufgerichtet. Seit Jahren hatte sie sich gewünscht, er möge sie beachten. Sie hatte ihn beobachtet, von ihm geträumt, sich endlose romantische Geschichten um seine schwarzen Haare und faszinierend blauen Augen ausgedacht. Sie war unrettbar bis über beide Ohren in ihn verliebt, und ein gütiges Schicksal hatte ihr die Möglichkeit gegeben, wahrscheinlich die einzige, die sie je bekommen würde, es Cameron zu zeigen.
    „Worauf wartest du noch?“, hatte er sie geneckt. „Trau dich endlich!“
    Sie hatte sich bewegt. Irgendwie hatten ihre

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