Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
HISTORICAL EXCLUSIV Band 14

HISTORICAL EXCLUSIV Band 14

Titel: HISTORICAL EXCLUSIV Band 14 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: ERIN YORKE ELIZABETH LANE
Vom Netzwerk:
hinunterbefördert werden konnten. Hassan hatte den Emir beim Arm genommen. Mary setzte die Tochter ab und ergriff sie bei der Hand. Mit der Linken hob sie die Gladstone hoch, in der sich Kopien der unterschriftsreifen Scheidungsdokumente und einige unentbehrliche Dinge für Jennifer und sie selbst befanden. Die übrigen, in einem großen Reisekoffer verpackten Sachen würden später an Land geschafft werden.
    Die Reisenden, zumeist Staatsbeamte, die neue Aufgaben in Zollstationen wahrzunehmen hatten, oder medizinisches Personal für das vor Kurzem errichtete Regierungskrankenhaus von Mombasa, formierten sich zu einer Reihe, um in die Boote zu gehen. Viele dieser Leute hatten in Indien gearbeitet, und einige Herren wurden von ihren Gattinnen begleitet, eindrucksvollen Frauen, von denen Mary stundenlang darüber beraten worden war, was sie in den Tropen anziehen, wie sie sich ernähren, welche Arzneien sie gegen Malaria und Ruhr einnehmen und auf welche Weise sie die Eingeborenen auf Distanz halten solle.
    Sie stellte sich hinter einer dieser Damen an und zog die Tochter eng an sich, damit Jennifer im Gedränge nicht gestoßen wurde. Langsam rückten die Menschen an Deck voran, und plötzlich wurde Mary sich des vollen Ausmaßes ihres Vorhabens bewusst. Daheim, wo die halbe Welt sie vom Gatten trennte, war es ihr leichtgefallen, die Scheidung zu planen. Auch auf der „S. S. Horatius“, hatte sie sich, dank der endlosen Weite des Meeres, weit genug von ihm entfernt gefühlt. Doch jetzt war alles anders. Nun begann das Abenteuer. Hatte sie erst den Fuß auf afrikanische Erde gesetzt, gab es keine Umkehr, bis das Ziel erreicht war.
    „Wann treffen wir Vater?“, drang Jennifers helle Stimme durch den Lärm der an Bord wartenden Leute.
    „Das weiß ich wirklich nicht, Schätzchen.“ Mary drückte die Finger fester um das Händchen der Tochter. So behutsam wie möglich hatte sie ihr vom Vater und der beabsichtigten Scheidung erzählt. Sie wusste, Jenny würde Jahre brauchen, bis sie die Umstände richtig einzuschätzen vermochte, war jedoch zumindest im Augenblick vor unliebsamen Überraschungen sicher, die sie noch nicht verkraften konnte.
    „Wann, glaubst du, werden wir bei ihm sein?“, erkundigte Jennifer sich beharrlich. „Wie sieht er aus?“
    „Erst müssen wir ihn finden. Pass jetzt auf!“ Ihre Antwort war ausweichend gewesen, doch die beste, die sie im Moment hatte geben können. Das Problem einer Begegnung zwischen Tochter und Vater musste erst noch geklärt werden. Durch ein Zusammentreffen konnte Jennifers Neugier befriedigt, ihr Selbstbewusstsein gestärkt, ihr andererseits das vertrauensvolle Herz gebrochen werden.
    Das erste, bis zum Dollbord beladene Scow war bereits zur Mole unterwegs. Mary behielt die Tochter nah bei sich, als sie den knarrenden Taljen mit dem daran befestigten Leinensessel näher rückte. Ein Stückchen weiter kicherte eine stattliche englische Matrone nervös, während sie von einem anderen Flaschenzug über die Reling gehievt wurde und dann rasch außer Sicht geriet.
    „Machen wir das auch so?“ Voller Vorfreude hüpfte Jennifer auf und ab.
    „Ja, so gelangen wir von Bord. Du hast doch keine Angst, nicht wahr?“
    Jennifer schüttelte den Kopf. „Es scheint Spaß zu machen.“
    Sobald die Reihe an Mary war, nahm sie im Sessel Platz und drückte die Tochter fest an sich, als ein Seemann die Gurte schloss und die Reisetasche neben ihr festmachte. Dann schwebte sie plötzlich hoch über dem Wasser in der Luft, schaute nach unten und sah, dass Halil ibn Aybak ihr aus einem der Leichter zuwinkte. Der treue Hassan saß neben ihm. Die Taljen quietschten beim Herablassen. Es dauerte nur Sekunden, bis das Scow erreicht war. Es war jedoch inzwischen ein wenig abgetrieben, sodass Mary unversehens nur Wasser unter sich hatte.
    „Das haben wir gleich!“ Ein junger Beamter beugte sich mit ausgestreckten Armen über das Dollbord. „Reichen Sie mir erst das Mädchen. Dann fassen wir uns an den Händen, sodass ich Sie herüberziehen kann.“
    Der Vorschlag war, wie Mary sich später erinnerte, sehr vernünftig. Sie fasste die Tochter fest um die Taille und übergab sie den kräftig aussehenden Händen. Ja, der junge Mann hatte Jennifer. Alles war in Ordnung. Mary ließ ihr Kind los.
    Und dann passierte das Unglück.
    In dem Augenblick, da Mary die Hände zurückzog, driftete das Scow gegen eine andere wartende Prahm. Der Zusammenstoß war nicht sehr hart, reichte jedoch, um den

Weitere Kostenlose Bücher