HISTORICAL EXCLUSIV Band 14
Kratzer unter seinem Wangenknochen davon. Hätte er sich nicht rechtzeitig abgeduckt, wäre ihm der Kopf vom Körper abgetrennt worden.
Irgendwie schaffte er es, das in seinem Stiefelschaft verborgene Messer herauszuholen. Mit der Kraft der Verzweiflung packte er den Kleidersaum eines seiner Angreifer und riss den Mann daran vom Pferd.
Jeds Messer fand schnell sein Ziel, doch schon raste der zweite Reiter wieder auf ihn zu, und er entkam der herabsausenden Klinge nur knapp. Sofort drehte er sich um, griff sich die Waffe des Toten, sprang auf das jetzt reiterlose Pferd und nahm den Kampf gegen den Angreifer auf.
Wie ein Wilder hieb er drauflos und zwang seinen Feind immer weiter zurück. Dieser sah bald ein, dass er einem so gnadenlos Fechtenden nichts entgegenzusetzen hatte. Er ergriff die Flucht, so dass Jed ungehindert zu Vicky gelangen konnte. Als er jedoch sein Pferd in ihre Richtung wendete, sah er, dass der Anführer sie gerade auf seinen Sattel hob, während Ali sich weiterhin gegen einen der anderen Männer zur Wehr setzte.
„ Vicky!“, schrie Jed laut, und dieser Schrei enthielt seine ganze Angst und alle Emotionen, die er sich nicht einmal selbst eingestanden hatte.
Jetzt war freilich nicht die Zeit, darüber nachzudenken; es blieb ja kaum Zeit zum Handeln. Der Anführer hob ein Gewehr, legte damit auf Jed an, und dieser ritt vorwärts. Er schlang die Arme um den Hals seines Pferdes und rutschte aus dem Sattel. Über dem Boden hängend, galoppierte er wie ein Indianerkrieger weiter.
Wütend darüber, dass sein Opfer ihm entkommen war, konzentrierte sich der Derwisch jetzt auf Victoria und die Flucht, doch ehe ihm die gelang, war Jed neben ihm, sprang von seinem Pferd auf den Hengst des Derwisches und landete hinter dem Mann. Jetzt konnte der Schurke mit seinem Gewehr nichts mehr ausrichten. Jed legte ihm den Arm um den Hals und drückte zu. Weil der Araber keine Luft mehr bekam, versuchte er, mit den Händen Jeds muskulösen Arm abzuwehren, und dabei sprang Victoria aus dem Sattel.
Sie kümmerte sich nicht um die Hufe des aufsteigenden und ausschlagenden Hengstes, sondern bangte nur um Jed. Ihre Angst wuchs, als sie sah, wie der Derwisch ein Messer zog, während die beiden Männer zusammen zu Boden stürzten und den Kampf auf Leben und Tod weiterführten.
Victoria hätte sich freilich nicht zu sorgen brauchen. Mit aller ihm zur Verfügung stehenden Kraft zog Jed seinen Arm um den Hals des Schurken fester zusammen, und dann zeigte das Knacken von Knochen an, dass der Kampf vorüber war.
Während Jed keuchend aufsprang, wollten die beiden überlebenden Derwische fliehen. Der eine ließ von Ali ab, der andere ergriff die Zügel der reiterlosen Pferde, und dann galoppierten sie in die Nacht hinaus. Die Leichen ihrer Gefährten ließen sie zurück.
Dass Ali ein Gewehr aufnahm und auf die Fliehenden schoss, wurde Jed kaum bewusst; seine Sorge galt jetzt ausschließlich Victoria. Seit ihrem Sprung vom Pferd kniete sie noch immer im Sand. Jed hielt ihr die Hand entgegen und half ihr auf. Dabei merkte er, wie sehr sie zitterte. Aufs Neue machte er sich die heftigsten Vorwürfe, weil er es zu diesem Überfall hatte kommen lassen.
„Ist mit Ihnen alles in Ordnung?“, fragte er mit belegter Stimme und ließ den Blick prüfend über ihre schlanke Gestalt schweifen.
„Ja“, antwortete sie und wischte ihm sanft das Blut vom Gesicht. „Sie sind ein tapferer Mann, Jed. Ich danke Ihnen dafür, dass Sie mich gerettet haben.“
Sie gerettet? Es war doch sein Fehler, dass man sie beinahe gekidnappt hatte. Begriff sie das nicht? Er sprach sich das Recht ab, den Dank dieser Frau entgegenzunehmen.
Vicky merkte nicht, dass er sich die Schuld an dem Vorfall gab. Sie richtete sich auf den Zehenspitzen auf, legte ihm die Hand an die Wange und zog seinen Kopf zu sich herunter, um ihm zum Zeichen ihrer Dankbarkeit einen Kuss zu geben.
Jed, der sich ihrer unwürdig fühlte, vermochte ihre Rührung nicht zu ertragen. Er wich zurück, ignorierte den verletzten und verwirrten Ausdruck ihrer Augen und machte sich daran, den Sattel, den er eben erst abgenommen hatte, wieder anzuschnallen.
„Was tust du denn?“, fragte Ali.
„Wonach sieht es denn aus?“, gab Jed ärgerlich zurück. „Ich treffe Vorbereitungen, um uns von hier fortzubringen, ehe diese Jungs mit einigen ihrer Freunde wiederkommen.“
„Ich stimme dir zu, dass wir von hier verschwinden müssen“, meinte Ali. „Doch muss das so bald sein? Miss
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