HISTORICAL EXCLUSIV Band 14
nicht meine Frau werden?“
„Du vergisst, dass ich mit Hayden verlobt bin.“
„Ist das alles?“ Das klang beinahe erleichtert. „Das kann doch nicht dein Ernst sein nach der Nacht, die wir miteinander verbracht haben. Hayden wäre nicht der Erste, der von einer Frau den Laufpass bekommt. Wenn du ihn nicht verletzen willst, brauchst du es ihm ja nur schonend beizubringen.“ Irgendwie ahnte Jed schon, dass dieser Vorschlag auf ihn selbst angewandt werden würde.
„Ich will Hayden heiraten“, beharrte Vicky und bestätigte damit Jeds Befürchtung.
„Du lügst!“ War er eben noch verletzt gewesen, so zeigte seine Miene jetzt nur noch Zorn. „Letzte Nacht war ich auch dabei, erinnerst du dich? Ich weiß, wie du meinen Namen gerufen hast und wie du bei meiner Berührung gebebt hast. Ich habe gehört, wie du vor Lust stöhntest, als ich die Schichten der Zivilisation von deinem leidenschaftlichen Inneren abschälte. Bei Reed würdest du nie solche Glut entwickeln, und das weißt du auch.“
„Genau.“ Eilig zog sie sich an. „Hayden ist ein Gentleman und weiß, wie man eine Lady behandelt.“
„Und ich bin ein Mann und weiß, wie man aus einer Lady eine Frau macht!“ Am liebsten hätte er ihr das auf der Stelle bewiesen. Obwohl er sich einen Feigling schalt, merkte er, dass er Victoria zu nichts zwingen konnte.
„Ich bin zur Lady geboren“, sagte sie leise. „Ich werde Hayden heiraten, und er wird einen Adelstitel erhalten. Das ist die Existenz, zu der ich erzogen wurde.“ Sie legte Jed eine Hand auf die Schulter. Er schüttelte sie gleich wieder ab.
„Ach, auf die Erziehung kommt es an, ja?“
„Du siehst doch sicherlich ein, dass du und ich nicht zusammenpassen.“
Jed trat von ihr fort und zog wütend seine Hose an. „Ich sehe nur, dass dir ein ziemlich großes Problem bevorsteht“, sagte er kalt. „Wie, meinst du wohl, wird Hayden reagieren, wenn er feststellt, dass seine Verlobte keine Jungfrau mehr ist? Wird dich dein Gentleman noch immer begehren, wenn du ihm mitteilst, dass du mit mir geschlafen hast?“
„Er wird nie erfahren, dass du es warst. Hayden mag denken, einer meiner Entführer hätte mich vergewaltigt.“
„Du meinst also, ihm würde es leichterfallen zu glauben, ein Araber hätte dich entjungfert statt eines barbarischen amerikanischen Söldners?“ Jed sprach sehr leise; sein Zorn war ihm dennoch deutlich anzuhören.
„Auf jeden Fall ist es besser, wenn er nicht die Wahrheit erfährt.“
„Warum glaubst du, dass ich sie ihm nicht erzähle?“
„Weil ich weiß, dass du mich niemals absichtlich verletzen würdest“, antwortete sie sehr aufrichtig. Jed hatte die muskulösen Arme abwehrend vor seiner nackten Brust verschränkt, doch Victoria richtete sich hoch, beugte sich darüber hinweg und drückte ihm einen Kuss auf die Wange. Danach drehte sie sich um und lief zum Lager, bevor sie es sich noch anders überlegte.
Jed fluchte leise. Er musste sich eingestehen, dass Vicky die Wahrheit gesagt hatte. Natürlich würde er sie nie verletzen, doch freigeben wollte er sie auch nicht. „Lauf nur, Vicky!“, rief er zornig. „Du kommst ohnehin nur bis zum Fluss, und ich schwöre dir, unsere Diskussion ist noch nicht beendet.“
Er kleidete sich fertig an und ging zu der Stelle, wo sie gestern die Feluke auf den Strand gesetzt hatten. Zu seiner Bestürzung sah er, dass Ali das Boot bereits beladen und in den Nil gezogen hatte, wo es jetzt vor sich hin dümpelte. Im Bug saß anmutig und hochherrschaftlich Victoria. Anscheinend konnte sie die Abreise kaum erwarten. Für Jed hieß das, dass die Frau, die er liebte, eiligst in die Arme eines anderen zurückkehren wollte. Das erfüllte ihn mit neuem Zorn.
„Ich reise nicht weiter, bevor wir die Angelegenheit zu meiner Zufriedenheit geregelt haben“, grollte er und ging am Ufer auf und ab. „Ali, ziehe das verdammte Boot wieder an den Strand!“
„Legen Sie ab, Ali.“ Ruhig gab Victoria das Gegenkommando. „Wenn du mit uns kommen willst, Jed, dann empfehle ich dir, jetzt an Bord zu steigen.“
Ali blickte von einem zum anderen. Als der Ägypter heute Morgen erwacht war, hatte er gewusst, dass Jed und Victoria ihn allein gelassen hatten, um zueinanderzufinden. Offensichtlich war dabei etwas schiefgegangen. Dann jedoch sah er, dass Victoria den Amerikaner verstohlen anblickte, dabei indessen so tat, als nehme sie ihn überhaupt nicht zur Kenntnis, während Jed unbedingt ihre Aufmerksamkeit zu erlangen versuchte.
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