HISTORICAL EXCLUSIV Band 14
Khartum haben Sie Alis Leben gerettet. Dasselbe werde ich hier für Sie tun. Warte solange wie möglich, ehe du die Polizisten hereinlässt, Ali.“
„Warum?“
„Das erkläre ich dir später, mein Gatte. Vergiss nur nicht: Meine Mutter ist bei uns zu Besuch, und ihr geht es nicht gut.“
Das heftige Hämmern an der Tür unterband jede weitere Diskussion. Widerstrebend folgte Jed der Ägypterin.
„Sharouk! Öffnen Sie sofort diese Tür, oder meine Leute treten sie ein“, hörte Ali eine leider bekannte Stimme brüllen.
„Wir wissen, dass Sie da sind.“
Muss es denn von allen Polizisten ausgerechnet der Constabler sein, den wir im Bordell aufstörten? dachte Ali. Kennt Allah denn gar keine Gnade? „Gewiss bin ich hier, Sir. Ich komme sofort.“ So langsam wie möglich ging er zur Tür. „Ich bin schon unterwegs.“
„ Von der anderen Stadtseite?“, fragte der Polizist ungeduldig. Als Ali öffnete, trat er eilig ein und schaute sich drinnen um. „Durchsucht ihr die Werkstatt und den Gartenhof“, wies er die beiden Männer an, die er bei sich hatte. „Ich werde hier suchen.“
„Wonach?“, erkundigte sich Ali bescheiden. „Ich habe keine Konterbande in meinem Laden.“
„Fragen Sie nicht so dumm, Sharouk. Wir sind hinter Ihrem Freund her, diesem Kinkaid. Wo ist er?“
„Das ist doch kein Freund von mir! Sie vergessen wohl, was er mir für einen Ärger eingetragen hat. Seinetwegen musste ich nach Khartum gehen, wo ich beinahe umgebracht wurde. Diesen Schuft würde ich ebenso ungern verstecken, wie ich mir die Cholera einfangen würde.“
„Er wurde gesehen, als er vergangene Woche Ihr Haus betrat. Das hat mir eben Ihr Nachbar erzählt.“
Ali ahnte inzwischen, was Fatima vorhatte, und arbeitete schon darauf hin. „Kinkaid behauptete, er würde mir mein Kaffeeservice bezahlen wollen, und als gastfreundlicher Mensch bat ich ihn herein. Statt mir indessen das Geld zu geben, beleidigte dieser Hund meine Fatima, indem er sie aufforderte, ihren Gesichtsschleier abzulegen, damit er ihr Gesicht anschauen konnte. Dieses Privileg steht natürlich nur ihrem Ehemann zu, und Sie können mir glauben, Sir, dass Kinkaid seit diesem Tag in meinem Haus nicht mehr willkommen war.“
„Seitdem haben Sie ihn nicht wiedergesehen?“
„Doch, auf dem Anwesen der Shaws, wo wir allerdings nicht miteinander sprachen. Ein Wunder, dass ich den Amerikaner an diesem Abend nicht umgebracht habe.“
Der Constabler versuchte, sich den gewöhnlich friedfertigen Krämer mordlüstern vorzustellen. „Nun gut. Ich möchte noch ein paar Worte mit Ihrer Frau sprechen. Sie soll mir nur Ihre Darstellung bestätigen.“
„Seit wann ist das Wort einer Frau erforderlich, um die Aussage eines Mannes zu beglaubigen?“
„Selbstverständlich ist es das nicht“, lenkte der Constabler ein. „Doch vielleicht erinnert sie etwas, das Sie vergaßen.“
„Sie versorgt gerade meine kranke Schwiegermutter. Ich möchte die alte Frau nicht aufregen. Sie kann nämlich sehr unangenehm werden.“ Sichtlich widerstrebend ging Ali zur Schlafzimmertür. „Besonders wenn es sich um mich dreht.“
„Genau wie meine eigene Schwiegermutter“, meinte der Constabler lachend. Inzwischen war er davon überzeugt, dass sich Kinkaid tatsächlich nicht hier befand. Dennoch wollte er die Routine einhalten, um Reed zufriedenzustellen. „Ich werde mich überaus freundlich zu ihr sowie Ihrer Gattin verhalten.“
Ali öffnete die Tür zu dem von einer Kerze beleuchteten Zimmer und sah Fatima vor dem Sessel am Fenster stehen. Sie versperrte den Blick auf die darin sitzende Person. „Fatima, dieser Herr möchte dich nach Jed Kinkaid befragen.“
„Nach diesem verfluchten Ungläubigen? Für einen Hund wie ihn habe ich keine Worte“, erklärte sie, kam heran und stellte sich vor den Constabler, ein Bild rechtschaffener Empörung. „Möge Allah ihm das Augenlicht nehmen und ihn als blinden Bettler in den Straßen sterben lassen.“
„Dann hatte Ihr Gatte also keinen Kontakt mehr zu dem Mann, seit dieser Sie beleidigte?“
„Hätte mein Ehemann mit diesem Unhold auch nur noch einmal gesprochen, würde ich ihn verlassen haben und zu meinem Vater zurückgekehrt sein“, sagte Fatima schlicht.
Der Constabler blickte kurz zu der alten Frau beim Fenster, die anscheinend von dem Gespräch nichts mitbekam. Offenbar missgebildet und in sich zusammengesunken saß sie in ihrem Sessel, was jedoch auch ein Effekt des dämmerigen Kerzenlichts sein mochte. Ein
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