HISTORICAL EXCLUSIV Band 17
mich, Dooley.“
„Na klar. Das ist doch alles Gerede! Hilf mir auf, ich muss gehen, Cole.“
Dooley roch nach Schweiß, Blut und Alkohol. Donovan krümmte sich innerlich vor Ekel, als er dem schweren Mann auf die Füße half und ihn zu einem Messingspucknapf hinter der Schenke geleitete. In den drei Jahren als Sheriff hatte er gelernt, sich in schwierigen Lagen auf seine Waffe und seine Fäuste zu verlassen. Er konnte blitzschnell ziehen, war ein erstklassiger Schütze und behauptete sich in jedem Kampf. Auch jetzt, überlegte er düster, wäre es ein Kinderspiel, den verletzten Dooley zu übermannen, das Gewehr zu ergreifen und sich den Weg die Treppe hinauf zu Cherokee und Spade freizuschießen. Aber das versuchte er lieber nicht. In diesem elenden Saloon waren ihm die Hände gebunden. Er spielte ein neues Spiel mit ganz ungewohnten Regeln und dem höchsten Einsatz, den er bisher kannte.
Sein Blick schweifte durch den knapp beleuchteten Saloon. Die flackernden Leuchten, die verstreut herumstehenden Tische, das zerbrochene Glas, der dunkle Fleck auf dem Boden, wo der junge Hilfssheriff gestorben war. Er dachte an die Kinder, die oben in einem Raum ängstlich beisammen kauerten, und an Sarah: krank und erschöpft. Was es auch kostet, ich werde sie retten, schwor er sich. Dafür bezahle ich gern mit meiner Ehre und, wenn es sein muss, auch mit meinem Leben.
„Denk nur mal drüber nach“, wandte er sich wieder an Dooley. „Du kannst den Rest deines Lebens damit verbringen, vor dem Gesetz davonzulaufen, oder du gehst einfach geradeaus. Such dir ein ruhiges Plätzchen in Mexico oder Kanada, und setz dich zur Ruhe. Kauf dir fruchtbares Land, und nimm dir eine gutaussehende Frau. Teufel, du kannst dich sogar zum Bürgermeister wählen lassen.“
Dooley versank in Schweigen, sann vielleicht dem Bild nach, das Donovan ihm gemalt hatte. „Ich sehe nur deinen Vorteil nicht“, grummelte er.
„Sieh mal, sie suchen dich wegen Raub und Mord. Du wirst irgendwann aufgeben. Dann brauchst du ein Aushängeschild mit einem anständigen Ruf, um deine Claims eintragen zu lassen und das Geld kassieren zu können.“
„Das kannst du alles allein. Wozu brauchst du mich?“
Donovan zwang sich zu einem bitteren Lächeln. „Dooley, alter Freund. Von dir brauche ich mein Leben, das der Kleinen und der Frauen hier, die dir alle nicht das Geringste getan haben.“
„Und wenn sie in Sicherheit sind, stellst du dich sofort gegen mich. Teufel, Cole, du musst mich für einen Narren halten. Dir traue ich nicht weiter, als ich spucken kann.“
„Und wie weit kannst du Spade trauen … oder Cherokee?“
Während er sprach, kroch ihm Kälte am Rückgrat hoch. Die Haare am Nacken standen ihm zu Berge. Irgendwo lauerte Gefahr. Unwillkürlich wollte er nach seiner Pistole greifen, hielt dann aber zitternd inne, als ihm einfiel, das er unbewaffnet war.
Der Blick von Dooleys vom Alkohol glänzenden Augen war auf die Treppe gerichtet. Donovan drehte sich um und sah Cherokee in den Saloon herunterkommen. Wie lange hatte er schon zugehört? Wie viel hatte er gehört, dieser undurchsichtige Killer, der niemals sprach, dessen Spürhund-Gesicht keine Gefühlsregung verriet?
Donovan spannte sich an, als Cherokee zum Schanktisch ging und sich ein Glas mit Smittys billigem Whiskey füllte. Stiller Zorn erfasste ihn, wenn er an die Kinder, Fayes gutes Herz und Zoes Mut dachte – und Sarah, die gern ihr Leben opfern würde, um sie alle zu retten. Er dachte an die besorgten Eltern, die draußen auf der dunklen Straße warteten, und an Varina, die mit den Kindern in der elenden Hütte zusammengepfercht war.
Es musste einen Ausweg aus diesem Schrecken geben. Eine verborgene Lösung, einen Schlüssel, den er übersehen hatte. Irgendwie musste er ihn finden.
Donovan stand auf und ging langsam zu Zoe hinüber, die wie eine hölzerne Statue mit MacIntyre dasaß, seinen Kopf auf dem Schoß.
„Wie geht es ihm?“, fragte er freundlich.
„Das Bluten hat aufgehört. Bisher ist er aber nicht bei Bewusstsein.“
„Wenn er aufwacht …“
„Keine Sorge. Ich werde ihn über Miss Lydia einweihen …“
„Gutes Mädchen.“ Donovan klopfte ihr unbeholfen auf die Schulter. „Du siehst aus, als könntest du etwas Ruhe gebrauchen. Soll ich dich ablösen?“
„Nein.“ Sie schüttelte den Kopf. „Aber Sie könnten ihm einige Kissen herunterholen.“
„Wie wär’s mit einer weiteren Matratze? Wir könnten auch versuchen, ihn ins Bett zu
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