HISTORICAL EXCLUSIV Band 17
anstellen.“
„Musst du denn nicht so schnell wie möglich zurück zu deiner Einheit?“, fragte Shanna überrascht.
„Die Armee und ich gehen von nun an getrennte Wege“, antwortete Rafe. „Aber darüber möchte ich nicht sprechen. Der Krieg ist verloren, und ich werde hier gebraucht. Shermans Armee marschiert schnell in diese Richtung. Zuletzt hörte ich, dass er schon vor Macon steht.“
„So nahe?“ Shanna erschrak. Wenn der Vormarsch der Armee nicht irgendwie aufgehalten wurde – sie bezweifelte, dass es noch viele konföderierte Soldaten gab, die sich Sherman in den Weg stellen konnten –, dann rückte sie ungefähr zehn Meilen pro Tag vor und würde sehr bald Wildwood erreichen.
Rafe beobachtete sie, wie sie diese schlimme Nachricht verarbeitete. Er sah die Angst in ihren Augen, konnte Shanna aber nicht trösten.
Eine Stunde lang unterhielten sie sich. Rafe wollte alles wissen, was sie getan, gesehen und gehört hatte. Shanna antwortete so gut wie möglich. Dabei blieb der quälende Gedanke: Warum geht er nicht zurück in den Kampf … warum? War er tatsächlich desertiert, wie Alexander glaubte?
Rafe drückte seine Befriedigung über Hansons Entlassung und Waynes Sturz aus, indem er meinte, die beiden würden sich in der Hölle prächtig ausmachen, aber er verlor kein Wort der Bewunderung oder des Dankes über Shannas Leistungen. Ihr fiel dafür nur eine Erklärung ein: Rafe hatte bezweifelt, dass sie die Plantage leiten könne. Nach seiner Heimkehr hatte er jedoch Wildwood in besserem Zustand vorgefunden als vor seinem Weggehen. Die Felder waren für die Aussaat im Frühling vorbereitet, die Arbeiter zufriedener als seit Jahren, da sie keine Angst mehr vor der Peitsche haben mussten, wenn sie eine kurze Ruhepause einlegten … Rafe nahm ihr ihre Leistung übel – vielleicht auch die enge Beziehung zwischen ihr und seinem Vater.
Was würde er sagen, wenn er von dem neuen Testament erfuhr? Jetzt brauchte er nicht mehr für das zu kämpfen, was er haben wollte, sondern man hatte es ihm gegeben. Und während seiner Abwesenheit hatte Shanna mit ihrem Geld die Plantage erhalten. Es hatte ihr Freude gemacht, sich auf diese Weise für Alexanders Freundlichkeit erkenntlich zeigen zu können. Trotz der anfänglichen Misshelligkeiten betrachtete Shanna inzwischen Wildwood als ihr Heim. Nur Rafe konnte ihr das verderben, aber sie war nicht auf seine Reaktion wegen ihrer Großzügigkeit vorbereitet.
Rafe zeigte auf die beiden Journale vor sich. Hannah hatte ihr erzählt, dass er danach als Erstes verlangt hätte. Danach hatte er erklärt, dass er unter keinen Umständen gestört werden wollte, und stundenlang mit Leon geredet.
„Ich weiß, dass Wayne unsere Baumwolle in Savannah verkauft hat und dass verdammt wenig Geld reinkommt. Lediglich für den Reis, das Gemüse und die sechs Pferde, die du an die Armee verkauft hast. Wie hast du die ganzen Reparaturen, das Saatgut … und unsere Gläubiger bezahlt? Hat mein Vater den Griff auf den Geldbeutel gelockert und ihn dir übergeben?“
„Ich verfüge selbst über einige Mittel“, antwortete Shanna verärgert und von seinem Zynismus verletzt. „Davon habe ich bezahlt, wenn es nötig war, und das werde ich auch weiterhin tun.“
„Den Teufel wirst du tun! Die Plantage gehört mir, und ich werde für alles sorgen. Ich will deine verdammte Wohltätigkeit nicht!“
Die Heftigkeit in seiner Stimme trieb Shanna die Röte ins blasse Gesicht. Sie stand auf. Ihre grauen Augen wurden beinahe so dunkel wie die Sturmwolken draußen am Himmel.
„Ich hoffe, dass ihr beide glücklich werdet, du und Wildwood. Wenn du so weitermachst, wird dir auch nicht viel anderes übrig bleiben!
Tränen stiegen ihr in die Augen, als sie zur Tür ging. Der unglaubliche Stolz dieses Manns! Diese verbohrte Sturheit! Konnte er nicht spüren, wie sehr auch sie Wildwood inzwischen liebte? Was hatte ihn so verbittert, dass er jede Hilfe brüsk ablehnte – auch die eines Freundes?
Shanna stockte der Atem, als sie die Tür aufmachte und Leon davor fand. An seinem Arm hing Alexander, dessen andere Hand den Spazierstock aus Schwarzdorn umklammerte. Der gepeinigte Ausdruck auf seinem Gesicht verriet ihr, dass er die hitzigen Worte in der Bibliothek gehört hatte.
„Sie … Sie können gehen!“, rief Shanna und vergaß den Schmerz, den Rafe ihr zugefügt hatte, als sie sah, wie der alte Mann mühsam einen Fuß vor den anderen setzte, bis er vor dem Schreibtisch war, hinter dem sein
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