HISTORICAL EXCLUSIV Band 17
Sohn mit steinernem Gesicht saß. Rafe konnte es nicht fassen, warum dieser Mann, der mit ihm kein Wort gesprochen hatte, als er zu ihm gekommen war, jetzt sein Krankenbett verlassen und sich zu ihm geschleppt hatte.
Alexander warf einen Blick auf die steinernen Züge seines Sohnes. Dann übermannten ihn die Schmerzen.
„Verdammt, Rafe! Ich musste doch kommen! Ich hätte schon vor Jahren kommen müssen …“ Ein seltsames Lächeln glitt über das faltige Gesicht, als er Leon bedeutete, ihn loszulassen. „Der Berg ist zum Propheten gekommen. Mein Sohn wird mir jetzt helfen. Es wird Zeit, dass wir einander helfen.“
Er wollte allein einen Schritt weitergehen, aber ein Bein knickte ein. Ehe ein anderer sich bewegte, war Rafe schon bei ihm und fing ihn auf, als er langsam zu Boden glitt. Dann saßen beide Männer, Vater und Sohn, auf dem Teppich und schauten sich lange in die Augen. Dann hob Alexander zögernd die Arme, schlang sie um Rafes Schultern und begann zu weinen.
Shanna winkte Leon. Beim Hinausgehen sah sie, wie Rafe den Kopf gesenkt und ihn an die Schulter seines Vaters gelegt hatte. Worte waren nicht notwendig …
16. KAPITEL
„Was hast du denn damit vor?“, fragte Shanna am nächsten Morgen, als Abraham auf der Veranda Rafes zerrissene graue Uniform hielt. Sie hatte Rafe nicht gesehen, seit er mit dem Vater Frieden geschlossen hatte. Abends hatte sie Kopfschmerzen vorgeschützt und ihr Abendessen auf einem Tablett mit aufs Zimmer genommen. Dann hatte sie zum ersten Mal, seit sie unter Alexander Ambervilles Dach schlief, die Tür zu ihrem Zimmer verschlossen. Sie wollte – konnte – niemanden sehen.
„Master Rafe hat mir befohlen, dass ich sie verbrenne, und das mache ich jetzt. Er sagt, dass er sie nicht mehr braucht. Eigentlich sind es nur noch Lumpen. Den Rock könnte er sowieso nie wieder anziehen.“
„Alle Knöpfe sind abgerissen“, sagte Shanna. Dann lief es ihr eiskalt über den Rücken, denn auch die Rangabzeichen fehlten an Schultern und Kragen.
„Vielleicht wollte er sie zur Erinnerung aufheben, Miss Shanna“, sagte Abraham, bevor er ging.
Shanna wäre glücklich gewesen, hätte sie diese leichte Antwort akzeptieren können. Sie zermarterte sich den Kopf. Wie hatte Rafes Rock ausgesehen, als er heimgekommen war? Er stand offen, daran erinnerte sie sich genau. Aber dann hatte sie nur den blutigen Verband um die Brust gesehen, die ausgemergelten Wangen … Die Erleichterung, ihn lebendig wieder daheim zu sehen, hatte alles andere verdeckt.
„Ich fahre morgen nach Savannah. Wenn du etwas brauchst, mache eine Liste. Wahrscheinlich ist es das letzte Mal, dass ich etwas holen kann“, sagte Rafe. Er hatte Shanna spät am Abend in der Küche gefunden, wo sie vor dem Schlafengehen noch eine heiße Schokolade trank. Sie sah jetzt immer schrecklich müde aus, beklagte sich aber nie. Warum fiel es ihm so schwer, mit ihr normal zu sprechen?
„Ich werde gleich alles aufschreiben“, antwortete Shanna.
Rafe setzte sich in den Schaukelstuhl neben dem Herd.
„Schokolade, Master Rafe, oder etwas Stärkeres?“, fragte Hannah mit breitem Lächeln.
„Heiße Schokolade wäre schön. Abraham, gib mir die Papiere, die du für mich aufbewahrt hast. Ich brauche sie morgen, vorher jedoch möchte ich sie meinem Vater zeigen.“
Shanna sah, wie der alte Neger zum Herd ging, einen Ziegelstein aus der Mauer nahm und einen dicken Umschlag hervorholte, den er Rafe gab.
„Beweise für den Betrug meines Bruders“, erklärte Rafe, als er Shannas neugierigen Blick auffing. „Ich glaube, Vater ist jetzt kräftig genug, um die ganze Wahrheit zu ertragen.“
„Er hat sich sehr erholt. Deine Heimkehr hat das bewirkt. Ich hatte mir schon große Sorgen wegen seines geistigen Zustandes gemacht. Achtest du darauf, dass er vor dem Einschlafen seine Medizin nimmt?“, sagte sie und stand auf.
„Morgen sehe ich auch Dr. Matson. Ich möchte wissen, ob es wirklich nötig ist, dass er noch etwas einnimmt. Ich glaube, er wäre ohne die Medizin besser dran.“
„Miss Shanna arbeitet zu viel“, sagte Hannah, als sie hinausgegangen war. „Seit Lea verschwunden ist, hat sie sich verändert. Ich sehe sie nie mehr lächeln.“
„Es gibt jetzt auch verdammt wenig zu lächeln“, meinte Rafe trocken. „So wie die Yankees vorrücken, kann ich auch an nichts anderes denken, als wie wir uns verteidigen sollen. Deshalb muss ich nach Savannah. Wir brauchen Gewehre und noch ein paar Männer, die uns beim Kampf
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