HISTORICAL EXCLUSIV Band 21
änderte, aber er fuhr trotzdem fort.
„Wie ich bereits erwähnte, ist Anne zwar von sehr sanfter Natur, hat aber die Neigung, schrecklich langweilig zu werden. Nachdem ihre Trauerzeit vorbei war, bestand ich darauf, dass sie Verwandte in London besuchen sollte. Ich wusste jedoch nicht, wie naiv sie war und dass sie zum ersten Mal ohne den Schutz meines Bruders reiste. Kurz nach ihrer Ankunft in London geriet sie in die Fänge von Lady Culpepper. Sie verlor ziemlich viel Geld an die Frau, deren Spielmethoden übrigens …“
„Höchst verdächtig sind“, schloss Georgiana.
Ashdowne, den ihre Gewitztheit nicht mehr verwunderte, nickte ihr einfach zu. „Auch wenn ich sie selbstverständlich bezahlte, missfiel mir doch diese Art Schulden außerordentlich, vor allem da die Frau dafür berüchtigt war, sich auf unschuldige Opfer zu stürzen. Anne war zwar nicht mehr so jung wie manche der anderen, aber ich fühlte mich doch verantwortlich für ihr Unglück. Schließlich hatte ich sie nach London geschickt, und nach nur kurzer Zeit kam sie schuld- und schambeladen zurück.“
„Aber warum konnten Sie das Geld nicht einfach durch das Kartenspiel zurückgewinnen?“, fragte sie.
Ashdowne lachte über ihre Naivität. Auch wenn sie klüger war als so mancher der Londoner Detektive, die sie so bewunderte, besaß Georgiana doch eine Ahnungslosigkeit, die ihm das Gefühl gab, sie beschützen zu müssen. „Lady Culpepper weiß genau, dass sie es mit mir nicht aufnehmen könnte“, erklärte er. „Sie wählt ihre Opfer genau aus, und selbst wenn ich es schaffen würde, mit ihr zu spielen, so würde sie schon bald aus der Partie aussteigen.“
„Und was hält Ihre Schwägerin von Ihrem Racheakt?“, fragte Georgiana und brachte damit Ashdowne erneut zum Lachen.
„Anne hat keine Ahnung. Anstatt mir zu danken, würde sie wahrscheinlich in Ohnmacht fallen, wenn ich ihr sagen würde, dass ich die Halskette gestohlen habe“, sagte er und stellte wieder einmal erfreut fest, dass Georgiana zum Glück ganz anders veranlagt war. Vielleicht gab es noch immer eine Hoffnung für ihn. „Ich habe die Kette nur genommen, um Lady Culpeppers Diebstahl zu rächen.“
„Das rechtfertigt noch immer nicht Ihre anderen Taten“, erwiderte Georgiana rechthaberisch.
„Ich habe nur die besonders reichen und besonders unangenehmen Zeitgenossen bestohlen, die es verschmerzen konnten“, verteidigte sich Ashdowne.
Aber er hatte sie verloren. Er sah es an der Art, wie sie ihr Kinn hob, wie ihre schönen blauen Augen ihn ansahen, und zwar diesmal nicht voller Verzückung, sondern sehr missbilligend, ja anklagend. „Ihre Skrupel unterscheiden sich sehr von den meinen, Mylord“, sagte sie.
„Abwechslung macht das Leben interessant“, meinte Ashdowne, aber sie schüttelte den Kopf.
„Wird Ihr ausgeprägtes Gewissen mich Mr. Jeffries ausliefern?“
Auf diese Frage schien sie bleich zu werden. Sie sah verzweifelt und gequält aus. Ashdowne hätte sie am liebsten in die Arme genommen, doch er wusste, dass sie das nicht gebilligt hätte. „Ich weiß es nicht“, murmelte sie und nahm ihm damit seine letzte Hoffnung.
Ashdowne fürchtete sich nicht vor der ihm drohenden Strafe, da er annahm, dass selbst Georgiana die Londoner Polizei nicht von seiner Schuld zu überzeugen vermochte. Er besaß schließlich einen Titel. Aber ihre Unentschlossenheit traf ihn zutiefst. Wie konnte sie so etwas in Erwägung ziehen? Hasste sie ihn so sehr, dass sie sogar seinen Tod wollte?
„Aber warum, Georgiana?“, fragte er sie in hilflosem Zorn. „Die Katze gehört der Vergangenheit an.“
„Das stimmt nicht“, flüsterte sie. Sie straffte sich, schlang die Arme um sich, als wollte sie sich schützen – ein Anblick, der ihn sowohl empörte als auch schmerzlich traf. „Ich schaue ihr in die Augen.“
Sie drehte sich um und floh. Ashdowne eilte ihr nicht hinterher, denn diesmal hatte die oft unbegreifliche Georgiana unmissverständlich gezeigt, was sie empfand.
Er kehrte zum Camden Place zurück, wo er sich für den Abend umzog, um dann seine Schwägerin zu einer der recht provinziellen Tanzveranstaltungen von Bath zu begleiten. Anne schien sich wohl gern mit ihm unterhalten zu wollen, doch als er sich ihr zuwandte, stammelte sie etwas über das Wetter und stürzte davon.
Die folgenden Stunden verbrachte Ashdowne damit, sich zu überlegen, ob es nicht besser wäre, die Stadt zu verlassen. Georgiana hatte seinen Stolz tief verletzt. Eigentlich wäre
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