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HISTORICAL EXCLUSIV Band 21

HISTORICAL EXCLUSIV Band 21

Titel: HISTORICAL EXCLUSIV Band 21 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: BETH HENDERSON DEBORAH SIMMONS
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beteuerte er. Dann löste er ihre Finger von der Kamera.
    Sie schien gar nicht zu merken, was er tat. Stattdessen schaute sie durch die Ritzen zwischen den Kisten auf die Straße, um zu sehen, ob er die Wahrheit gesprochen hatte. Als sie den Mann nirgends erblickte, seufzte sie erleichtert. Ihre Lippen bebten, und es schien fast so, als wollte sie weinen. „Danke.“
    „Gern geschehen.“ Deegan stellte die Kamera auf das Stativ und bot dem Mädchen seine Hand, um es auf die Füße zu ziehen. Sie ließ ihn sofort wieder los. Was ganz untypisch für die Frauen in Barbary Coast war – sie zierte sich anscheinend vor einem unbekannten Mann. Anstatt sich an ihn zu klammern, lehnte sie sich erschöpft an die Mauer und schien sich zu sammeln.
    Deegan nutzte die Zeit, um sie genauer zu betrachten. Sie war keineswegs jene Art Mädchen, für die er sie zuerst gehalten hatte. Ihre Augen waren wahrscheinlich das Schönste an ihr, und das nicht nur wegen ihrer ungewöhnlichen blauen Farbe, sondern auch wegen der langen dichten Wimpern. Ihr Gesicht wurde eher durch Charakter als durch Schönheit ausgezeichnet. Sie war groß, was ihm bei einer Frau gut gefiel. Ein Schmutzfleck verunstaltete ihre zarte Wange. Ihr Mund war leicht geöffnet und lud geradezu zum Küssen ein. Die ganze Haltung der Frau deutete auf eine gute Erziehung hin und schien nichts mit dem Leben im Harem eines Zuhälters gemein zu haben. Wenn er sie zuvor genauer betrachtet hätte, wäre er niemals auf den Gedanken gekommen, dass sie vor ihrem Liebhaber weggelaufen sein könnte. Allerdings ist es eine Schande, wenn sie noch nie einen Liebhaber gehabt hat, dachte er träumerisch, während er ihre hübsche Figur in Augenschein nahm.
    Eine Strähne ihres kastanienbraunen Haars fiel ihr in die Stirn, während der Rest der Haare in einem Dutt hochgesteckt war. Ihr braunes Kleid war schlicht, und der hohe Kragen, der sich um den schönen langen Hals legte, betonte noch ihre Eleganz. Das Kleid stammte eindeutig von einem guten Schneider, und auch der kaffeebraune Stoff war viel zu weich, um von einer Frau in Barbary Coast getragen zu werden. Sie trug keinerlei Schmuck, und statt des für Damen üblichen Beutels hatte sie zwei große Taschen umgehängt.
    Sie wirkte sehr ungewöhnlich, und Deegan fand sie erfrischend attraktiv.
    Er nahm ein Taschentuch heraus und reichte es ihr. „Sie sollten sich die Wange abwischen, ehe Sie zu Ihren Freunden zurückkehren“, sagte er.
    „Zu meinen Freunden?“ Sie sah ihn verwirrt an, als sie das makellos weiße Stückchen Stoff entgegennahm. „Ja, natürlich. Aber zuerst muss ich mit der Gendarmerie sprechen, um den Mord an Belle anzuzeigen.“ Sie schwieg einen Moment, dann sah sie ihn mit großen Augen an. Plötzlich klammerte sie sich mit einer Hand an seinen Arm. „Sie müssen mit mir kommen. Zusammen können wir diesen Mann bestimmt identifizieren. Ich werde sein Gesicht niemals vergessen. Und ich bin mir sicher, dass auch Sie ihn genau gesehen haben.“
    Obwohl Deegan vor ein paar Monaten eng mit einem Agenten der „Pinkerton Detective Agency“ zusammengearbeitet hatte, war er nicht gerade erpicht darauf, mit Polizisten zu tun zu haben. Er befürchtete nämlich, dass ihn jemand als Digger O’Rourke entlarven könnte.
    Ein Windstoß fuhr durch die enge Gasse und spielte mit dem Rock der Frau. Sie hielt ihren Hut fest, damit er ihr nicht vom Kopf geblasen wurde.
    „Die Gendarmerie kann noch warten“, erklärte Deegan. „Wir sollten uns stattdessen vor diesem Sturm retten. Vielleicht könnten wir irgendwo etwas Wärmendes trinken.“
    „Ein Tee würde mir jetzt guttun“, stimmte sie zu, während sie das Band ihres Huts unter dem Kinn zusammenknüpfte.
    Ein Whiskey wäre ihm eigentlich lieber gewesen.
    „Glauben Sie, dass es in der Nähe der Gendarmerie ein Café gibt?“, fragte sie und begann sich ihre Kamera aufzuladen.
    Deegan hatte nicht vor, das herauszufinden. „Wenn Sie mir gestatten“, sagte er und nahm ihr die Kamera ab. Sie sah etwas unsicher aus, als wüsste sie nicht, ob sie ihm den wertvollen Gegenstand überlassen sollte. Doch nach einem Augenblick ließ sie die Kamera los, und er legte sie sich auf die Schulter. Es überraschte ihn, wie schwer das Gerät war.
    „Ich glaube nicht, dass es sehr klug wäre, jetzt schon durch die Straßen zu laufen“, sagte Deegan. „Ihr wild entschlossener Freund hält sich vielleicht noch in der Nähe auf.“
    Sie runzelte die Stirn. „Sie haben recht. Daran

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