HISTORICAL EXCLUSIV Band 21
war rasch vonstattengegangen, weshalb sein Fall dann umso schmerzhafter verlief. Er war Garrett nach England gefolgt und hatte begonnen, Geschäfte für ihn abzuwickeln. Im Laufe seines Aufenthalts auf der Insel hatte er erfahren, dass Deegan Galloway mehr besaß als nur ein gutes Mundwerk und eine flinke Hand. Er hatte auch ein Gewissen.
Zuerst mochte er Lilly noch aus Abenteuerlust geholfen haben. Aber das hatte sich schlagartig geändert, als ihm klar geworden war, dass sie gar nicht nach Barbary Coast gehörte. Nun steckte er so tief in der ganzen Angelegenheit, dass er nur noch herausfinden würde, wenn er die Sache auch zu einem Abschluss brachte. Bis dahin wollte er an Lillys Seite verweilen und ihr beistehen.
Auch jetzt würde er sich bestimmt viel besser fühlen, wenn sie an seiner Seite wäre. Oder er in ihr.
„Digger, mein Junge“, sagte er, als er sich Hannahs Haus näherte. „Du bist ein echter Schuft, so etwas zu denken. Die Dame ist ein Engel und sollte es auch bleiben.“
„Ich hätte eher gedacht, dass du dich mit einer Hure vergnügst und nicht mit einem Engel“, erklang plötzlich Wootons Stimme aus dem Dunkel eines Hauseingangs.
Deegan fluchte insgeheim. Er hatte bereits die Hand an der Pistole, doch wenn Charlie Wooton tatsächlich den Auftrag gehabt hätte, ihn zu ermorden, wäre er schon tot. Verdammt, er benahm sich wirklich unvorsichtig! In einer solchen Gegend durfte man niemals unaufmerksam sein.
„Ist es für dich schon so lange her, mein Guter?“, fragte er und bemühte sich, gelassen zu klingen. „Du solltest dich doch noch daran erinnern, dass alle Frauen Engel sind, wenn sie einen Mann umsonst bedienen.“
Wooton ächzte. „Keine Frau macht irgendetwas umsonst.“
„Vielleicht nicht für dich“, stimmte Deegan zu. „Treibst du dich deshalb hier auf der Straße herum, mein Freund? Kein Geld für die Huren?“
Wooton blickte ihn finster an. „Einige von uns müssen ihren Geschäften nachgehen, O’Rourke.“
„Wirklich? Zu dieser späten Stunde? Was hast du denn vor?“
„Nichts habe ich vor“, entgegnete der alte Taschendieb. „Severn will dich sehen. Warum wohl, was meinst du?“
Das fragte Deegan sich auch. Vor allem jedoch wunderte er sich, dass Wooton und nicht Hague ihn zu ihrem Auftraggeber bringen sollte.
Vier Tage waren inzwischen vergangen, seitdem Lilly und Deegan Galloway sich kennengelernt hatten. Es ist schon unglaublich, dachte sie, während sie sich am Morgen ankleidete. Und schon jetzt habe ich mich so unsterblich in ihn verliebt.
„Ich bin eine Närrin, Loner“, sagte sie zur Katze. „Eine hoffnungslos romantische Träumerin.“
Loner schaute sie an und miaute.
„Das findest du auch? Wie ungehörig von dir. Vielleicht solltest du von jetzt an nur noch Mäuse fangen.“
Loner strich um Lillys Beine und rieb sich sanft daran.
„Er ist genau wie die Männer, vor denen er mich gewarnt hat“, sagte sie und nahm die Katze in die Arme. „Ein Schurke, der das nehmen würde, was ich ihm böte, und sich dann nie mehr blicken ließe. Aber das ist mir gleich. Und weißt du auch, warum?“
Loner schnurrte wohlig.
„Weil ich von Anfang an wusste, dass es so laufen würde. Von Anfang an!“ Statt in die Küche hinunterzugehen, um mit dem Frühstück zu beginnen, setzte Lilly sich noch einmal auf das Bett und lehnte sich gegen das Kopfkissen.
„Es hat auch seine Vorteile, weißt du“,sagte sie, während sie die zufriedene Katze streichelte. „Endlich habe ich ein paar romantische Erinnerungen, die mich mein Leben lang begleiten werden – auch wenn es in Wahrheit nur wenige Augenblicke des Glücks gewesen sind.“
Sie hatte die Nacht fast schlaflos verbracht. Innerlich war sie so sehr aufgewühlt gewesen, dass es ihr unmöglich gewesen war, Ruhe zu finden oder auch nur die Fotos weiter durchzusehen. Sie hatte nicht nur die Kühnheit von Deegans Zärtlichkeiten genossen, sie hatte auch noch in ihrer eigenen Kühnheit darauf geantwortet. Und sich an diese angenehmen Dinge zu erinnern war viel besser, als an die Gefahr zu denken, in der sie sich noch immer befand. Aber auch damit hatte sie sich befasst, sehr bemüht, die Angelegenheit vernünftig zu durchdenken, was nicht einfach war.
Deegan durfte nicht recht haben. Der unbekannte Auftraggeber konnte gar nicht annehmen, dass sie seine wahre Identität kannte. Sie hatte ihn weder persönlich aufgesucht noch ihm einen Brief geschickt. Das musste er doch als ein Zeichen dafür verstehen,
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