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HISTORICAL EXCLUSIV Band 21

HISTORICAL EXCLUSIV Band 21

Titel: HISTORICAL EXCLUSIV Band 21 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: BETH HENDERSON DEBORAH SIMMONS
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genommen. Dort hatte er den geliehenen Anzug ausgezogen und war in eine dicke Kordhose und ein Baumwollhemd geschlüpft. Da er bereits als Junge als Dandy gegolten hatte, gefiel es ihm auch jetzt noch, diesen Eindruck beizubehalten. Seine Weste hatte spanische Silbernieten und einen Kragen und entsprach genau dem Stil, der Digger O’Rourke ausgezeichnet hatte.
    Es war beinahe Mitternacht, also fast der Zeitpunkt, an dem sich Finley zu einem Treffen bei Hannah einfinden sollte. Seine alte Freundin hatte sich dafür so sehr herausgeputzt, dass sie selbst bei einem Besuch der Queen Victoria jeder Kritik standgehalten hätte. Sie hatte sehr viel Zeit darauf verwendet, sich herzurichten, ihr Haar hochzustecken und ein Kleid anzulegen, das für Barbary Coast geradezu extravagant wirkte. Puder und Rouge hatte sie nur sparsam aufgetragen, die Wimpern getuscht und die Lippen dezent geschminkt.
    „Wenn dein Freund so aussehen soll, als ob er mir den Hof machen wollte, muss er schließlich von einer Frau begrüßt werden, die so wirkt, als ob sie ihn erwartet“, hatte Hannah erklärt.
    Deegan hörte Finley lange ehe der Detektiv an die Tür klopfte. Den Schritten nach zu urteilen, gab er vor, bereits viel Whiskey in sich hineingeschüttet zu haben. Das war zwar ein etwas eigenartiges Verhalten für einen Verehrer, aber Deegan bezweifelte, dass jemand, der Finleys Ankunft beobachtete, sein Erscheinen verdächtig finden würde. Vielleicht würde man eher Hannah für glücklich schätzen, dass er sie aufsuchte. Sie galt als eine Frau, die ihren Zenit bereits überschritten hatte. Obwohl sie über ein kleines Einkommen verfügte, wurde sie von ihren Nachbarn stets bedauert, da es keinen Mann in ihrem Leben gab.
    Hannah ließ den Besucher nicht lange warten. Ungeduldig riss sie die Tür auf. „Mr. Jones“, begrüßte sie ihn mit einer betont rauchigen Stimme. „Sind die für mich? Das wäre doch nicht nötig gewesen.“
    „Oh doch, durchaus“,erwiderte Finley, der sich ein wenig überrascht anhörte. Das sollte er auch, dachte Deegan lächelnd. Hannah war trotz ihrer Jahre noch immer eine sehr schöne Frau.
    „Treten Sie doch bitte ein“, bat sie ihn.
    Deegan wartete, bis er hörte, wie die Tür ins Schloss fiel. Dann kam er aus dem Schlafzimmer. Finley stand, den Hut in der Hand, mitten im Raum und betrachtete Hannah fasziniert, während sie an dem Strauß roch, den er ihr mitgebracht hatte. Sie lächelte Finley verführerisch an, und er blickte verwirrt zur Seite.
    Das ist doch nicht möglich, dachte Deegan belustigt. Der Detektiv war in Anwesenheit einer schönen Frau wesentlich unsicherer als bei einem Mann mit einer geladenen Pistole. Er war ein guter Kerl, freundlich und zuvorkommend. Falls Hannah sich für ihn interessieren sollte, hatte der arme Magnus jedoch keine Chance. Wieder musste Deegan lächeln. Wenn Trusty wüsste, dass ein Detektiv Hannah den Hof machte, würde er sich im Grabe umdrehen.
    Doch mit Finley hätte sie jemanden, der sich um sie kümmern würde, falls Deegan etwas zustieß. Er musste Finley vermutlich nur ein paar Dinge über Hannahs augenblickliche Situation erzählen, und er würde sich ihrer bestimmt annehmen. Deegan lehnte sich an die Schlafzimmertür und räusperte sich geräuschvoll.
    Finley fuhr erschrocken zusammen, als ob eine Schlange ihn gebissen hätte. „Galloway! Oder ist es O’Rourke?“
    „Warum belassen wir es nicht bei Digger?“, schlug Deegan vor. „Darf ich dir unsere anmutige Gastgeberin vorstellen? Das ist Mrs. Hannah McMillan. Magnus Finley.“
    „Es ist mir ein Vergnügen, Mrs. McMillan“, sagte Finley.
    „Ganz meinerseits“, antwortete Hannah. „Kann ich Ihnen etwas zu trinken anbieten?“ Sie schnupperte und nahm den Geruch wahr, der aus Finleys Kleidung strömte. „Whiskey?“
    Er lächelte. „Nur Kaffee, danke“, erwiderte er.
    „Ich habe bereits einen aufgesetzt“, sagte sie und ging mit sanftem Hüftschwung an ihm vorbei zum Herd.
    Finley befand sich tatsächlich in Gefahr, in die Fänge dieser Verführerin zu geraten. Deegan freute sich für Hannah – er freute sich darüber, dass er ihr ein Geschenk gemacht hatte, das wesentlich wertvoller als Geld oder Juwelen war. Er hatte ihr die Möglichkeit gegeben, vielleicht eine neue Zukunft zu beginnen.
    Wenn er doch nur Lilly dasselbe schenken könnte.
    Ehe er Finley bitten konnte, sich hinzusetzen, hörte er plötzlich ein Dielenbrett im Treppenhaus knarzen. Deegan fluchte im Stillen, weil er seinen

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