HISTORICAL EXCLUSIV Band 21
Komisches so köstlich sein kann, dachte Georgiana. Es war besser als alles, was sie je gekostet und genossen hatte. Ein Geschmack wie der Ashdownes war ihr noch nie untergekommen – er besaß einen tiefen, satten Ton von … Leidenschaft?
Auf einmal wurde ihr bewusst, dass es sich gar nicht schickte, den Marquess auf diese Weise zu umarmen. Sie sollte sich dagegen wehren, dass eine seiner elegant behandschuhten Hände ihren Nacken hielt, während ihr Kopf zurückgeneigt war und ihr Mund sich geöffnet dem seinen darbot. Sie sollte sich nicht so eng an ihn schmiegen, dass ihre Brüste gegen seine elegante Weste gedrückt wurden, und außerdem sollte sie auf keinen Fall so ungehemmt über die unglaubliche Sinnesfreude seufzen, die sie in seinen Armen fand.
Von Weitem vernahm Georgiana Schritte, und Ashdowne ließ daraufhin von ihren Lippen. „Wen verdächtigen Sie?“, flüsterte er ihr ins Ohr. Sie brauchte eine ganze Weile, bis ihr umnebelter Kopf seine Frage zu verstehen vermochte. Während sie sich noch sammelte, trat er einen Schritt zurück.
„Wen ich verdächtige?“, fragte sie mit einer Stimme, die sie kaum als die ihre erkannte. „Nun, Lord Whalsey und Mr. Cheever.“
„Aha“, sagte er sanft und trat bereits wieder in den Schatten des Gebäudes zurück. „Ich werde Whalseys Haus überwachen lassen.“
Georgiana blinzelte. Sie wurde von einer Enttäuschung erfasst, die so heftig war, dass sie in Versuchung geriet, ihn zurückzurufen, oder sich seinem schlanken Körper entgegenzuwerfen, um ihn um mehr zu bitten. Doch er war bereits fort.
„Miss Bellewether!“ Die Stimme veranlasste Georgiana, sich schuldbewusst umzudrehen. Sie zuckte innerlich zusammen, als sie Mr. Hawkins, den Vikar, auf sich zutreten sah. „Sie sollten doch hier nicht allein sein“, sagte er. Seine Augen wanderten anzüglich zu ihrem Busen, und sie war froh, dass es so dunkel war. Sie war sich nämlich sicher, dass sie von Kopf bis Fuß errötet war.
„Ich wollte gerade hineingehen“, brachte sie mühsam heraus.
Mr. Hawkins sah ein wenig verärgert aus, bot ihr aber an, sie zu begleiten. Sie nahm wohl oder übel seinen Arm, der nur ein dürftiger Ersatz für den Ashdownes war, und versuchte ihre Verwirrung zu verbergen. Als sie in den Empfangssaal traten, sah sich Georgiana sofort unter den Anwesenden um. Sie entdeckte Lady Culpepper, die sich mit einem schwarzhaarigen Gentleman unterhielt.
„Lady Culpepper hat sich ja wohl überraschend schnell wieder erholt“, sagte Mr. Hawkins missmutig.
Das schien ihr eine seltsame Bemerkung für einen Vikar, und Georgiana fühlte sich auf einmal wieder hellwach. „Vielleicht spricht der Gentleman ihr ja Trost zu“, meinte sie.
Mr. Hawkins zog nur hörbar und ganz unkirchlich die Luft ein.
„Wer ist er?“, fragte Georgiana und schaute sich den Mann interessiert an. Er war groß, sah gut aus und trug elegante, wenn auch unauffällige Kleidung.
„Einer der reichsten und mächtigsten Männer dieses Landes“, erwiderte Mr. Hawkins verächtlich. „Er ist mit der Hälfte des Adels verwandt, hat jedoch mehr Geld als fast alle von ihnen zusammen.“
„Vielleicht ist er ein Verwandter von Lady Culpepper?“
„So sagt man. Angeblich hat er jemanden aus London mitgebracht, der den Schmuck wiederfinden soll. Als ob ihn die Kette wirklich kümmern würde! Ist doch nur Kleingeld für ihn. Höchst merkwürdige Sache, dieser Diebstahl, wenn Sie mich fragen.“
Georgiana wandte sich ihm blitzschnell zu. Ihr Herz schlug heftig. „Und wen hat er aus London mitgebracht?“
„Einen Detektiv“, antwortete Hawkins. „Ich kann mir gut vorstellen, dass der Bursche es schon bald bereuen wird, gekommen zu sein, wenn er sich mit zwei solchen Leuten auseinandersetzen muss“, fügte er so herablassend wie möglich hinzu.
Georgiana hörte ihm bereits nicht mehr zu. Sie konnte nur noch an den Londoner Detektiv denken. Nach all den Jahren sollte sie nun endlich einen dieser berühmten Männer persönlich kennenlernen. Sie sah sich nach Ashdowne um, konnte ihn jedoch nirgendwo entdecken. Wieder einmal ärgerte sie sich über das ständige Verschwinden des Marquess.
Vielleicht ist er bereits hinter Lord Whalsey her, dachte sie. Sie hätte am liebsten schon heute Abend mit dem Londoner Detektiv gesprochen, doch das Wissen, dass Ashdowne sich um ihren Hauptverdächtigen kümmerte, beruhigte sie für den Augenblick. Morgen früh wollte sie sich dann an den Polizeibeamten wenden. Wenn alles gut
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