HISTORICAL EXCLUSIV Band 21
Ausdruck kamen. „Vielleicht könnte ich Ihnen als Mann hilfreich zur Seite stehen“, schlug er vor.
Sie warf ihm einen überraschten Blick zu und errötete. Ashdowne spürte, wie er körperlich darauf reagierte; zugleich fühlte er sich auf eine nahezu lächerliche Weise siegreich. Wenigstens war die junge Dame nicht ganz gleichgültig ihm gegenüber.
„Ich könnte mich leichter unter den männlichen Mitgliedern der Gesellschaft bewegen als Sie und auch dort sein, wo Sie bei aller Beherztheit sicher nicht gern gesehen würden“, erklärte Ashdowne. Sie schaute zu ihm auf, und für einen Moment konnte er seinen Blick nicht von ihren blauen Augen lösen. Sie waren inzwischen vor ihrem Haus angelangt, und er trat mit einem seltsamen Gefühl prickelnder Erwartung einen Schritt näher.
Seine letzte intime Begegnung lag schon lange zurück. Zu lange. Die junge Frau vor ihm wirkte auf seine Sinne sehr verführerisch, wie sie mit geröteten Wangen, dem hellen Haar und einem Mund, der wie zum Küssen geschaffen aussah, vor ihm stand.
„Georgie!“, ertönte ein Ruf aus dem Haus. Die Spannung zwischen ihnen zerstob, was Miss Bellewether aufstöhnen ließ. War es der Kosename, der sie bekümmerte, oder die lange Minute, die sie in Gedanken daran verbracht hatten, was zwischen ihnen sein könnte? Ashdowne musste zugeben, dass auch ihn etwas bekümmerte, und zwar die Tatsache, dass er sich von der verrückten Miss Bellewether so angezogen fühlte.
„Ich werde mir Ihr freundliches Angebot überlegen“, sagte sie in einem Ton, der nur bedeuten konnte, dass er entlassen war. Dann drehte sie sich um und entfloh und ließ ihn wie einen fliegenden Händler vor dem Haus stehen.
Als die Tür ins Schloss fiel, schüttelte Ashdowne ratlos den Kopf. Er war sich sicher, dass es mehr als bloße Schüchternheit war, die sie so ins Haus eilen ließ, und diese Erkenntnis verwirrte ihn. Sicher war er kein Engel, aber doch auch kein rücksichtsloser Draufgänger, der junge Mädchen verängstigen wollte. Was ließ sie also vor ihm davonlaufen?
Ashdowne konnte es sich eigentlich denken, wollte aber erst sichergehen. Diesmal vernahm er die Warnung seiner inneren Stimme mehr als deutlich, und er fasste den Entschluss, sein Leben nicht noch mehr von Miss Georgiana Bellewether in Unruhe stürzen zu lassen, als es bereits geschehen war.
Lord Whalsey war nirgendwo zu entdecken. Georgiana konnte ein enttäuschtes Seufzen nicht unterdrücken. Sie hatte sich ihrer Familie angeschlossen, die eine Abendgesellschaft besuchte, da sie hoffte, ihn dort abpassen zu können, doch er und Mr. Cheever zeichneten sich durch Abwesenheit aus. Was sollte sie nun tun? Vielleicht war Whalsey im „Pump Room“ oder in einem Konzert, oder – was noch schlimmer wäre – bereits auf dem Weg nach London, um das Collier zu verkaufen.
Georgiana überlegte verzweifelt, was sie nun machen sollte. Sie konnte ihre Beobachtungen dem Richter vorlegen, aber die Erfahrung hatte sie gelehrt, dass Männer ihren Talenten höchst misstrauisch gegenüberstanden. Ihre Beweise, die auf einem belauschten Gespräch und einem schuldbewusstem Verhalten fußten, würden sicher niemanden überzeugen, und Lord Whalsey würde mit seinem Diebesgut entkommen.
Sie blies eine Locke, die ihr in die Stirn gefallen war, fort und lehnte sich an die Balustrade, die den Balkon an der Rückseite des eleganten Stadthauses der Gastgeber einfasste. Als sie zum Tanzen aufgefordert worden war, hatte sie Kopfschmerzen vorgeschützt und sich dann hier hinausgeflüchtet. In der Stille des kleinen Gartens, in den sie nun hinabblickte, suchte sie ihre Gedanken auf ihren nächsten Schritt zu konzentrieren, als der Klang einer Stimme sie plötzlich aus ihren Überlegungen aufschreckte.
„Ah, Miss Bellewether. Planen Sie wieder eine Katastrophe?“ Georgiana drehte sich überrascht um.
Sie unterdrückte einen Schrei, als sie Ashdownes große Gestalt nahe der Tür erblickte. Wie lange hatte er dort schon gestanden? Es erschreckte sie ein wenig, dass sie trotz ihrer detektivischen Fähigkeiten seine Anwesenheit nicht bemerkt hatte. Georgiana zitterte, denn der Marquess war sicher kein typischer Gentleman. Er war überhaupt nicht wie einer der Männer, die sie kannte.
„Ich …“ Sie verstummte, als er ins bleiche Mondlicht trat, schwarz gekleidet wie am Abend zuvor, seine markanten Gesichtszüge wirkten noch geheimnisvoller. Sie betrachtete ihn und spürte, wie ihr Herzschlag sich beschleunigte,
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